einblick 1/2018 - Vom Molekül zur Therapie
Das Heft steht Ihnen als PDF zum Download zur Verfügung.
Zum E-Paper geht es hier.
Mit Algorithmen gegen Krebs
Benedikt Brors und sein Team entwickeln im DKFZ Computerprogramme, um damit Tumordaten zu analysieren. Ihre Erkenntnisse tragen dazu bei, die Krankheit besser zu verstehen und die bestmögliche Therapie zu finden.
Labore mit eindrucksvoller Technik sucht man in der Abteilung „Angewandte Bioinformatik“ vergeblich. Stattdessen sitzen Benedikt Brors und seine Mitarbeiter in ihren funktionalen Büros und konzentrieren sich auf ihre Bildschirme. In etlichen anderen Branchen wäre dieser Anblick nichts Ungewöhnliches. Doch in der medizinischen Forschung ist dies eine noch eher junge Entwicklung...
Kleiner Fehler - große Wirkung
Eine kleine Veränderung reicht aus, damit ein Stoffwechselenzym zur Ursache einer Krebserkrankung werden kann. Wenn Gut und Böse sich so sehr ähneln, ist es meist schwierig, die mutierte Form gezielt anzugreifen. Forschern des DKFZ und der Firma Bayer ist es dennoch gelungen, einen Wirkstoffkandidaten zu entwickeln, der genau dies tut.
Das Enzym Isocitrat-Dehydrogenase 1 (IDH1) hat eine klar definierte Aufgabe: Es soll Molekül A in Molekül B umwandeln und dabei Energie auf Molekül C übertragen. Der Energieträger C und das Molekül B stehen der Zelle dann für ihre vielfältigen Aufgaben zur Verfügung...
Der lange Weg zum Medikament
Welche Schwachstellen haben Tumoren? In den 80er Jahren entdeckte Peter Krammer im DKFZ, dass Krebszellen auf ihrer Oberfläche den sogenannten Todesrezeptor tragen. Er sollte das Ziel einer neuen Therapie werden. Doch es zeigte sich bald: Der Weg vom Labor in die Klinik verläuft nicht immer geradlinig und erfordert mitunter einen langen Atem.
"Wir stochern nicht mehr im Dunkeln!"
In der zielgerichteten Krebstherapie zählen Kinaseinhibitoren zu den wichtigsten Wirkstoffen. Ein Team um Bernhard Küster hat am DKTK-Standort München mit einer bahnbrechenden Arbeit zahlreichen dieser Moleküle neue Funktionen zugewiesen. Patienten könnten dadurch schon bald von neuen Therapien profitieren.
Jede Geschichte braucht einen Anfang, und diese beginnt mit einem erfreulichen Fehler. Der US-amerikanische Mediziner Peter Nowell, angestellt an der Universität von Pennsylvania, erforschte in den 1950er Jahren die Ursache von chronisch myeloischer Leukämie (CML). Die Erkrankung war damals unheilbar, die Diagnose glich einer Todesbotschaft. Nowell wollte sich damit nicht abfinden...
Zwischen Labor und Krankenbett
Kann man gleichzeitig Wissenschaftler und Mediziner sein? „Clinician Scientists“ beweisen, dass das möglich ist. Die forschenden Ärzte tragen mit ihrer doppelten Expertise dazu bei, vielversprechende Forschungsansätze schneller für die Patienten verfügbar zu machen. einblick stellt zwei Mediziner vor, die sich sowohl für den Arztberuf als auch für die Forschung entschieden haben.
Wir verstehen immer besser, wie Krebs entsteht und sich ausbreitet“, sagt Nadja Ebert und fügt hinzu: „Diese Erkenntnisse sollen aber nicht im Labor bleiben, sondern den Patienten nutzen.“...
Die Moleküle weisen den Weg
Die Krebsmedizin ist im Wandel. Ging es bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen lange Zeit darum, mit allen Mitteln das krankhafte Zellwachstum zu unterdrücken, setzen Krebsexperten heute auf eine andere Strategie: Sie versuchen, die Behandlung für die individuellen molekularen Charakteristika von Tumor und Patient maßzuschneidern. Konsequent umgesetzt wird das im MASTER-Programm des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK), wo behandelnde Ärzte, Molekularbiologen und Bioinformatiker Hand in Hand arbeiten. Dadurch tun sich für Patienten mitunter Therapieoptionen auf, an die vorher niemand gedacht hatte.
Ein Zeichen setzen
Cedric und Mareile durchlebten schon als Jugendliche eine Krebserkrankung. Seit zwei Jahren verkaufen die beiden über ihren Onlineshop Armbänder, die das Motto „FCKCNCR“, eine Kurzform von „Fuck Cancer“, tragen. Damit schaffen sie nicht nur Aufmerksamkeit, sondern unterstützen auch die Krebsforschung im DKFZ.
Sie haben schon sehr viel bewegt mit Ihrer Aktion. Wie kamen Sie auf die Idee?
CEDRIC: Ein Freund hat mich inspiriert, der in Amerika mal ein ähnliches Armband gesehen hatte. Unsere ersten Armbänder haben Freunde und Bekannte gekauft. Wer mal von den Bändern gehört oder eines bei uns gesehen hatte, fragte nach: „Was ist das? Hast du noch so eines für mich?“...
"Meine Bilder sollen Mut machen"
Die Stuttgarter Künstlerin Richild von Holtzbrinck stiftet dem DKFZ eine Serie von Ölgemälden und Zeichnungen, die sie unter dem Namen Richild Holt angefertigt hat. Die bewegenden Bilder haben einen sehr persönlichen Hintergrund: Sie zeigen die Malerin vor und nach ihrer Brustkrebsoperation.
Im August 1987 diagnostizierten Ärzte bei Richild von Holtzbrinck Krebs: In ihrer linken Brust wuchsen mehrere Tumoren, einer davon gehörte zu einem Typus, der dazu neigt, spiegelbildlich aufzutreten. Die niederschmetternde Prognose lautete, dass die Malerin vielleicht noch zwei Jahre zu leben hätte. Ein Fehlurteil, wie sich zeigte, denn trotz seiner Größe hatte der Krebs glücklicherweise keine Metastasen gebildet. Um das Risiko einer erneuten Krebserkrankung zu minimieren, ließ die Künstlerin schließlich auch ihre rechte Brust chirurgisch entfernen. Wie sich ihr Körper durch die Krankheit verändert hat, hielt sie mit Pinsel und Farbe auf Leinwand fest...
Mit Antikörpern gegen Krebs
Im Kampf gegen Krebs setzen Wissenschaftler immer stärker auf Immuntherapien. Dabei soll das körpereigene Abwehrsystem die feindlichen Krebszellen erkennen und vernichten. Der Standort München des DKTK hat die Entwicklung neuer Immuntherapien zu einem seiner besonderen Schwerpunkte gemacht.
Zu jeder Sekunde entstehen im menschlichen Körper bösartige Zellen. Zellen, die in einem ganz frühen Reifestadium stehenbleiben, ihre normale Funktion nicht mehr ausüben können und sich stattdessen unkontrolliert teilen. Die meisten erkennt das Immunsystem sofort und vernichtet sie. Doch einige entartete Zellen entwischen der Immunabwehr. Dann kann Krebs entstehen...