Nachwuchsgruppe Translationskontrolle und Stoffwechsel
Dr. Fabricio Loayza-Puch
Der Bedarf an Nährstoffen in Krebszellen unterscheidet sich stark von der einer normalen Zelle. Um
sich zu teilen, muss eine Zelle ihren Proteingehalt verdoppeln, was wiederum große Mengen an Energie und
Aminosäurevorräten erfordert. Um den höheren Bedarf an Energie und Proteinbausteinen zu decken, knüpfen
Krebszellen ihre metabolischen Netzwerke ganz neu. Diese Stoffwechselveränderungen der Krebszellen, die mit dem
Tumorwachstum einhergehen, können für die Krebstherapie genutzt werden. Um die Aminosäuren als
Angriffspunkt für Therapien zu nutzen, müssen wir zuerst identifizieren, welche Aminosäure für welchen Tumor limitierend ist.
Unser Labor nutzt eine Kombination aus innovativen Methoden der Genomforschung, der Molekularbiologie, sowie aus
Tiermodellen und der Bioinformatik, um die metabolischen Angriffspunkte von Krebszellen aufzudecken. Vor kurzem haben
wir einen neuartigen Ansatz zum Nachweis limitierender Aminosäuren in Zellen und Tumoren entwickelt. Dieser basiert auf der Umwandlung einer Nukleotidsequenz in eine Aminosäurekette durch das Ribosom mittels unterschiedlicher
Codons (differential ribosome codon reading-Diricore). Wir nutzen die Technik des ribosome profiling zur Ermittlung von
Ribosom-Positionsinformationen, um Ribosomen nachzuweisen, die an spezifische Codons assoziiert bleiben. Die
Anhäufung von Ribosomen an einem bestimmten Codon deutet darauf hin, dass die entsprechende Aminoacyl-tRNA limitierend
sein könnte und weist auf einen möglichen Mangel dieser Aminosäure hin. Der Diricore-Ansatz kann als eine Plattform
verwendet werden, um Aminosäure-Mangelzustände in Zellen und Tumoren zu identifizieren und diese Schwachstellen von
Tumoren und deren verändertem Stoffwechsel aufzudecken.
Future Outlook
RNA dient nicht nur als Träger der genetischen Information, sondern auch als Katalysator und Leitfaden für
die Verarbeitung oder Regulation anderer RNA-Moleküle. Mit einer Kombination aus innovativen
Sequenzierungstechniken und funktioneller Genomik will unsere Gruppe die Rolle der mRNA-Translation bei
Krebs und Metastasen verstehen. Wir untersuchen den globalen Einfluss von RNA-Modifikationen und die Rolle
von nicht-kodierenden RNAs auf mRNA-Translation. Gleichzeitig nutzen wir die Positionsinformation aller
Ribosomen als Indikator, um auf metabolische Engpässe in Tumoren zu schließen. Solche
Stoffwechsellimitierungen des Tumors haben das Potenzial, als neuartige Krebstherapien genutzt zu werden.