REQUITE-Studie
Hintergrund
Ungefähr die Hälfte aller Krebspatienten erhält eine Strahlentherapie als Teil ihrer Krebsbehandlung. Die verabreichte Strahlendosis wird begrenzt, um das Risiko zu minimieren, das normale Gewebe und die Organe, die den Tumor umgeben, zu schädigen. Patienten reagieren unterschiedlich auf die Bestrahlung. Etwa 5% der Patienten (5 von 100) reagieren besonders empfindlich, sodass diese Personen gefährdeter als andere sind, Nebenwirkungen zu entwickeln. In den letzten Jahren haben Wissenschaftler Vorhersagemodelle und biologische Tests entwickelt, um diejenigen Patienten, die besonders empfindlich sind, schon vor dem Beginn der Behandlung zu identifizieren. Allerdings sind diese Methoden noch nicht für eine klinische Anwendung geeignet.
Ziele
Im Rahmen der REQUITE-Studie sollen Vorhersagemodelle zum Risiko für Langzeit-Nebenwirkungen nach einer Bestrahlung systematisch überprüft werden. Des Weiteren wird die Studie als Basis dienen, Biomarker (auch genetische Faktoren) als Erweiterung in Vorhersagemodelle zu bewerten.
Klinisch relevante Vorhersagemodelle sollten in Zukunft die „strahlenempfindlicheren" Krebspatienten identifizieren, bevor sie ihre Strahlentherapie beginnen, und es somit zu ermöglichen, die Behandlung individuell anzupassen. Dies soll die Nebenwirkungen bei Patienten reduzieren, deren Lebensqualität verbessern und die Anzahl der erfolgreich behandelten Krebspatienten potentiell erhöhen.
Ablauf und Methoden
Die internationale multizentrische REQUITE-Beobachtungsstudie ist eine der umfangreichsten ihrer Art. Verschiedene nationale und internationale Krankenhäuser in sieben europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Spanien) und den USA nehmen daran teil. Für die Studienregion Deutschland beteiligten sich verschiedene Krankenhäuser im Südwesten (Mannheim, Karlsruhe, Freiburg, Darmstadt, Speyer, Ludwigshafen und Baden-Baden).
Nach standardisiertem Protokoll werden Daten und Blutproben von 4.400 Patienten mit Brust-, Lungen- oder Prostatakrebs gesammelt, die eine Strahlentherapie erhalten haben, und jährlich Informationen zu Nebenwirkungen nach Bestrahlung erhoben. Die Aufnahme von Studienteilnehmern wurde 2017 abgeschlossen und alle Patienten zunächst bis Ende 2018 für 2 Jahre beobachtet.
Strahlentherapie-bedingte Nebenwirkungen können auch Jahre nach der Bestrahlung aufgetreten. Deshalb ist die weitere Beobachtung der Patienten über zwei Jahre hinaus für klinische Fragestellungen wichtig. Die Nachuntersuchung der Patienten wird daher auf mindestens 5 Jahre erweitert.
Weiterführende Informationen finden Sie unter:
Kooperationen
University of Manchester, Großbritannien
The Christie NHS Foundation Research, Manchester, Großbritannien
University of Leicester, Großbritannien
Praxis für Strahlentherapie an der Stadtklinik Baden-Baden, Deutschland
Klinikum Darmstadt GmbH, Deutschland
Zentrum für Strahlentherapie Freiburg, Deutschland
Städtisches Klinikum Karlsruhe, Deutschland
St. Vincentius-Kliniken gAG Karlsruhe, Deutschland
Klinikum der Stadt Ludwigshafen GmbH, Deutschland
Universitätsklinikum Mannheim, Deutschland
Strahlentherapie Speyer, Deutschland.
University Hospital Ghent, Belgien
University Hospital Leuven, Belgien
Institut du Cancer de Montpellier, Frankreich
Instituto Nazionale dei Tumori, Mailand, Italien
Maastricht Radiation Oncology, Niederlande
Vall D'Hebron Institute of Oncology, Barcelona, Spanien
Fundación Pública Galega Medicina Xenómica, Santiago de Compostela, Spanien
Mount Sinai, New York, USA
Förderung
Europäische Union
ERA PerMed (Verlängerung der Nachbeobachtungszeit), siehe auch RADprecise-Projekt
Bundesamt für Strahlenschutz / BfS (Verlängerung der Nachbeobachtungszeit)
Ausgewählte Publikationen
Seibold P & Webb A (...) Chang-Claude J: REQUITE: A prospective multicentre cohort study of patients undergoing radiotherapy for breast, lung or prostate cancer. Radiother Oncol. 2019 Sep;138:59-67. doi: 10.1016/j.radonc.2019.04.034. PMID: 31146072 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31146072
West C, Azria D, Chang-Claude J, Davidson S, Lambin P, Rosenstein B, De Ruysscher D, Talbot C, Thierens H, Valdagni R, Vega A, Yuille M. The REQUITE project: validating predictive models and biomarkers of radiotherapy toxicity to reduce side-effects and improve quality of life in cancer survivors. Clin Oncol (R Coll Radiol). 2014 Dec;26(12):739-42. doi: 10.1016/j.clon.2014.09.008. PMID: 25267305 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25267305