4-IN-THE-LUNG-RUN
In dieser Lungenkrebs-Screening-Studie soll die Effektivität verschiedener Screening-Intervalle mittel Niedrigdosis-MSCT untersucht werden. Ziel ist es selbst mit größeren Zeitabständen Lungentumore in einem früheren Stadium zu finden.
Allgemeines
Trotz Rückgang des Tabakkonsums in Europa gehört Lungenkrebs zu den häufigsten Krebsneuerkrankungen und Krebstodesursachen. Allein in Deutschland erkranken etwa 57.000 Menschen jährlich an Lungenkrebs, wobei etwa 35.000 auch daran sterben. Leider gibt es keine typischen Frühsymptome für Lungenkrebs. Krankheitszeichen für eine Lungenkrebserkrankung wie blutiger Auswurf, therapieresistenter Husten, ungewollte Gewichtsabnahme und Knochenschmerzen treten erst in fortgeschrittenen Stadien auf. Je früher Lungenkrebs jedoch entdeckt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und damit die Prognose für die Betroffenen.
Große internationale klinische Studien haben inzwischen gezeigt, dass regelmäßige radiologische Untersuchungen der Lunge durch eine Niedrigdosis-MSCT (Mehrschicht-Computertomographie) die Lungenkrebssterblichkeit bei Rauchern deutlich senken kann. Diese Ergebnisse konnten auch in der seit 2007 am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg durchgeführten LUSI-Studie bestätigt werden.
Angesichts des in vielen Fällen aggressiven Krankheitsverlaufs von Lungenkrebs empfehlen die meisten aktuellen Leitlinien und Pilotstudien zur Lungenkrebs-Vorsorge jährliche Screening-Intervalle. Bedenken gibt es hierzu jedoch wegen einer möglichen Überlastung der radiologischen Einrichtungen durch die erhebliche Erweiterung der CT-Scan-Kapazität und wegen der vermehrten Strahlenbelastung für Teilnehmer. Daher sind dringend Studien erforderlich, um die optimale Anzahl der erforderlichen CT-Screenings zu eruieren und auf das notwendige Maß zu reduzieren, ohne die vorteilhaften Auswirkungen des CT-Lungenkrebs-Screenings zu beeinträchtigen.
In Vorbereitung zur Einführung eines flächendeckenden Screenings wurde 2020 die europäische Studie 4-IN-THE-LUNG-RUN (4ITLR) initiiert. Neben den Niederlanden, Frankreich, Italien und Spanien ist Deutschland mit zwei Standorten in der Studie vertreten; eines davon befindet sich am DKFZ in Heidelberg. Koordiniert wird 4ITLR vom Erasmus Medical Center in Rotterdam und von dem Institute for Diagnostic Accuracy (iDNA) in Groningen. Studienstart im DKFZ-Studienzentrum war am 13. September 2022, mit einer angedachten Laufzeit von sieben Jahren. Studienergebnisse werden wohl 2027 zu erwarten sein.
Das Hauptziel dieser Studie besteht darin zu zeigen, dass der risikobasierte Screening-Arm mit einem zwei-jährlichen CT- Scan dem jährlichen Standard-Screening-Arm in Bezug auf die Gefährdungsrate durch Lungenkrebs nicht unterlegen ist.
Studienablauf
Basis-Untersuchungs-Zeitraum der 3000 Studienteilnehmenden war von September 2022 bis Januar 2025. Dafür wurden Bürger:innen aus Heidelberg, Mannheim und umliegenden Gemeinden im Alter von 55-76 Jahren zur Studie eingeladen, sowie ehemalige Studienteilnehmende aus LUSI und EPIC. Lediglich jene mit einem starken Rauchkonsum von mindestens 30 Packungsjahren wurden eingeschlossen. Alle Studienteilnehmer:innen erhielten einen Niedrigdosis-Computertomographie (CT) - Scan der Lunge. Vor dem ersten CT der Lunge wurden die Teilnehmer:innen per Zufallsauswahl in zwei Gruppen eingeteilt:
- Die eine Gruppe erhält bei unauffälligem Erst-CT jedes Jahr ein weiteres CT (insgesamt drei CT-Untersuchungen),
- die andere Gruppe erhält bei unauffälligem Erst-CT nach zwei Jahren ein weiteres CT (insgesamt zwei CT-Untersuchungen).
Sollten sich bei diesen Routine-CT-Untersuchungen Auffälligkeiten ergeben, wird evtl. in kürzerem Abstand ein Wiederholungs-CTs erforderlich oder es sind weiterführende Abklärungsuntersuchungen sowie Gespräche mit den Studienärzten vorgesehen. Bei einem positiven Befund (z.B. Lungenkrebs) wird eine Behandlung nach gängigen Leitlinien empfohlen. Wir unterstützen unsere Teilnehmer:innen hierfür geeignete Ansprechpartner:innen zu finden und vereinbaren auf Wunsch dort Termine.
Zusätzlich erfolgen jährliche Nachbefragungen mittels Fragebogen, mindestens noch 5 weitere Jahre nach Abschluss der CT-Untersuchungen. Innerhalb der Studie wurden ausgewählte Teilnehmer:innen gebeten, Blutproben für wissenschaftliche Untersuchungen abzugeben sowie an Tests der Ausatemluft teilzunehmen.
Ein- und Ausschlusskriterien:
- Langjähriges rauchen: mindestens 30 Packungsjahre, maximal vor 15 Jahre mit dem Rauchen aufgehört
- 55 bis 77 Jahre alt
- Kein Lungenkrebs, Nierenkrebs, Brustkrebs, schwarzer Hautkrebs oder Sarkoidose
Aktuelle und erste Ergebnisse
Von 146.000 initial Eingeladenen, bekundeten 10.306 (7%) ihr Interesse an einer Studienteilnahme. Davon erfüllten knapp 3500 (34%) die Einschlusskriterien bzgl. der Rauchhistorie, während 3700 (36%) diese nicht erfüllten und die restlichen 3100 doch nicht zu einer Studienteilnahme bereit waren. Am 24.01.2025 wurde das Studienziel mit 3000 Probanden erreicht.
Achtzig Prozent der Erst-CT-Untersuchungen wurden als unauffällig eingestuft, 17% als auffällig/unklar mit einem Wiederholungs-CT nach 3 Monaten und 3% als potentiell positiv.
Kooperationspartner
- Erasmus University Medical Center – Rotterdam (https://4inthelungrun.com/en-gb/)
- Institute for DiagNostic Accuracy – Groningen (https://www.i-dna.org/4-in-the-lung-run/)
- University of Nottingham
- University College London Hospitals NHS Foundation Trust
- Ruhrlandklinik Westdeutsches Lungenzentrum Universitätsklinikum Essen
- ICO Institut català d'oncologia - Barcelona
- Gustave Roussy Cancer Campus Grand Paris
- Fondazione irccs istituto nazionale dei tumori - Mailand
4-IN-THE-LUNG-RUN Studienbüro, Tel.: 06221 – 42-2236