Translationale Medizinische Onkologie
- Funktionelle und Strukturelle Genomforschung
- NCT
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Prof. Dr. med. Stefan Fröhling
Das Ziel der translationalen Onkologie ist es, die Ergebnisse der Krebsforschung in die klinische Anwendung zu überführen. Das bedeutet, dass neue Erkenntnisse über die Entstehung und das Fortschreiten von Krebs den betroffenen Patienten schnell in Form von verbesserten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zugute kommen sollen.
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Unsere Forschung
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Die 2019 gegründete Abteilung für Translationale Medizinische Onkologie hat zwei übergeordnete Ziele. Erstens nutzen Forschende im Labor funktionelle und strukturelle genetische Ansätze, um Einblicke in die Krebsbiologie zu gewinnen, die in neuartige diagnostische und therapeutische Strategien übersetzt werden können. Zweitens arbeiten klinisch orientierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen von prospektiven Programmen daran, umfassende molekulare Porträts einer großen Anzahl menschlicher Krebserkrankungen zu erstellen und die Ergebnisse als Grundlage für klinisches Handeln zu nutzen – sowohl auf der Ebene einzelner Patienten als auch im Rahmen akademisch initiierter klinischer Studien – und in explorative Forschungsprojekte einfließen zu lassen, die darauf abzielen, das funktionelle und mechanistische Verständnis von Krebserkrankungen zu verbessern. Im Einklang mit diesen translationalen Bestrebungen an der Schnittstelle zwischen experimenteller Krebsforschung und klinischer Anwendung, die einen besonderen Fokus auf die große und unterversorgte Gruppe der seltenen Krebsarten legen, repräsentieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Abteilung mehrere Karrierewege und -stufen (Postdoktorandinnen und Postdoktoranden, Ph.D., M.Sc. und B.Sc. Studierende, Onkologinnen und Onkologen, medizinische Doktorandinnen und Doktoranden) und werden von technischen Mitarbeiterinnen, Studienkrankenschwestern, Dokumentationspersonal sowie engagierten Verwaltungs-, Datenmanagement- und wissenschaftlichen Koordinationsteams unterstützt.
Seit ihrer Gründung konzentriert sich die Abteilung auf verschiedene Aspekte der biologiegeleiteten Präzisionsonkologie und deren klinische Umsetzung sowie auf die molekulare Pathogenese und das therapeutische Targeting seltener Krebsarten. In jüngster Zeit wurde ein zusätzlicher strategischer Schwerpunkt auf die Bereiche der translationalen Krebsepigenomik sowie der Tumorheterogenität und Therapieresistenz gelegt und strukturell unterstützt.
Biologiegeleitete Präzisionsonkologie
Die Bemühungen in der biologiegeleiteten Präzisionsonkologie lassen sich in drei Schwerpunkte unterteilen, die durch engagierte Teams repräsentiert werden, die in den letzten Jahren durch die Arbeit der Abteilung Gestalt angenommen haben. Diese beziehen sich auf (a) die multidimensionale Charakterisierung menschlicher Krebserkrankungen im Rahmen prospektiver Beobachtungsstudien (unter der Leitung von Peter Horak und Veronica Teleanu), (b) Strategien für die wissenschaftliche und klinische Nutzung der resultierenden Informationsebenen und deren Bereitstellung für die wissenschaftliche Gemeinschaft (unter der Leitung von Simon Kreutzfeldt) und (c) die Übersetzung von Erkenntnissen aus klinisch annotierten Multiomics-Datensätzen in molekular stratifizierte interventionelle Studien (unter der Leitung von Christoph Heilig).
Multidimensionale Tumorcharakterisierung
Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Abteilungen und Core Facilities des DKFZ, dem Programm Molekulare Präzisionsonkologie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, der Abteilung für Translationale Medizinische Onkologie am NCT Dresden und allen Partnerstandorten des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) und des „One NCT“ hat die Abteilung einen standardisierten und qualitätskontrollierten Workflow für die Präzisionsonkologie etabliert, der (a) Patientenrekrutierung, (b) Gewebeaufbereitung und molekulares Profiling unter akkreditierten Bedingungen, (c) bioinformatische Analyse und biologische Kuratierung von Daten sowie (d) klinische Entscheidungsfindung in molekularen Tumorboards (MTBs) umfasst, die mehrmals pro Woche stattfinden. Diese Pipeline hat die Analyse von mehreren tausend Krebsgenomen/-exomen (einschließlich zugehöriger normaler Kontrollen) und Transkriptome in prospektiven Beobachtungsstudien und die klinische Nutzung der Ergebnisse ermöglicht.
Ein Beispiel für die Expertise in der Multiomics-basierten Präzisionsonkologie ist das DKFZ/NCT/DKTK MASTER-Programm (Molecularly Aided Stratification for Tumor Eradication Research), das sich an junge Erwachsene mit fortgeschrittenen Malignomen aller Entitäten und Erwachsene mit seltenen Krebserkrankungen jeden Alters richtet. Dieses Netzwerk wurde 2013 am DKFZ und NCT Heidelberg gegründet, 2015 auf das NCT Dresden erweitert und umfasst seit 2016 bzw. 2023 auch alle Standorte des DKTK und des NCT (Augsburg, Berlin, Dresden, Erlangen, Essen/Düsseldorf, Frankfurt/Mainz, Freiburg, Köln, München, Regensburg, Tübingen-Stuttgart, Ulm, Würzburg) und seit 2023 mit ihren jeweiligen Einzugsgebieten. Insgesamt haben über 150 Partner, die das gesamte Spektrum der Krebspatientenversorgung repräsentieren – von Universitätskliniken bis hin zu niedergelassenen Onkologinnen und Onkologen – zum Erfolg des Programms beigetragen.
Das MASTER-Programm ist technologisch und strukturell ein Innovationstreiber für die Präzisionsonkologie in Deutschland. Einerseits hat es den klinischen Einsatz der Genom-/Exom- und Transkriptomsequenzierung von Anfang an realisiert (Cuppen E et al., 2022, JCO Precis Oncol 6:e2200245). Dieser Standard wird ständig um neue Informationsebenen (z.B. Methylom-, Proteom- und Einzelzellprofile) erweitert, und es bestehen enge Kooperationen mit dem Nationalen Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs und dem Deutschen Netzwerk für Personalisierte Medizin, um diese Konzepte in die Strukturen der Primärversorgung zu übersetzen. Andererseits wurden wichtige Strukturelemente der personalisierten Onkologie in Deutschland pilotiert und kontinuierlich weiterentwickelt, z.B. standortübergreifende MTBs, Standards für die Evidenzbewertung, Priorisierung und Berichterstattung genetischer Varianten im klinischen Kontext sowie neue Endpunkte für präzisionsonkologische Studien (Rieke D et al, 2022, BMC Med 20:367; Horak P et al, 2022, Genet Med 24:986-998; Horak P et al, 2022, Genes Chromosomes Cancer 61:303-313; Leichsenring J et al, 2019, Int J Cancer 145:2996-3010; Mock A et al, 2019, ESMO Open 4:e000583; Lier A et al, 2018, JCO Precis Oncol 2:1-13). Darüber hinaus verfolgt die Abteilung die Etablierung eines übergreifenden Qualitätsmanagementsystems mit dem Ziel, den gesamten Workflow als Voraussetzung für den Einsatz der Ganzgenomsequenzierung – und perspektivisch weiterer umfassender Profiling-Ansätze – in der klinischen Krebsversorgung zu akkreditieren. Zu den Errungenschaften des MASTER-Programms gehören z.B. (a) die Demonstration des Nutzens eines umfassenden molekularen Profilings, einschließlich systematischer Krebsprädispositionstestung, für die Steuerung therapeutischer Entscheidungen in großen Kohorten von Patienten mit seltenen Malignomen (Horak P et al., 2021, Cancer Discov 11:2780-2795; Jahn A et al., 2022, Ann Oncol 33:1186-1199), (b) die Feststellung eines erheblichen diagnostischen und therapeutischen Wertes von Multiomics-Profiling bei Patienten mit Karzinomen unbekannter Primärlokalisation (Möhrmann L et al., 2022, Nat Commun 13:4485), (c) die Entdeckung therapeutisch angehbarer Genfusionen bei Patienten mit KRAS-Wildtyp-Pankreaskarzinom (Heining C et al., 2018, Cancer Discov 8:1087-1095) und (d) die Grundlage für die Kartierung der Landschaft genomischer Veränderungen wie Chromothripsis über ein breites Spektrum adulter Krebserkrankungen hinweg (Voronina N et al., 2020, Nat Commun 11:2320, geleitet von Aurélie Ernst, DKFZ-Nachwuchsgruppe "Genominstabilität bei Tumoren").
Schließlich engagiert sich die Abteilung intensiv dafür, Patienten durch das MASTER-Programm den Zugang zu und die Teilnahme an der modernen Präzisionsonkologie zu erleichtern. Dies spiegelt sich in der Etablierung eines Patientenbeirats, Maßnahmen zur Aufklärung von Betroffenen und ihren Angehörigen über Chancen und Risiken einer umfassenden molekularen Diagnostik in Nicht-Fachsprache sowie translationalen Forschungsprojekten wider, an denen Patientinnen und Patienten aktiv beteiligt werden (Heilig CE et al., 2022, Eur J Cancer 172:107-118).
Datenwissenschaft
Die fortschreitende Transformation der Krebsbehandlung hin zu einer datengesteuerten Präzisionsonkologie steht vor dem Problem begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen, was zu Herausforderungen in zwei Bereichen führt. Klinische Herausforderungen beziehen sich auf die Skalierbarkeit von Präzisionsonkologie-Pipelines, den Zeitaufwand für die Bewertung klinischer und zugehöriger molekularer Datensätze und die kontinuierliche Verbesserung der Datenanalysequalität trotz zunehmender Komplexität. Wissenschaftliche Herausforderungen sind die Zugänglichkeit von Daten und die Geschwindigkeit der Datenanalyse, um neue Entdeckungen zu beschleunigen. Basierend auf den Anforderungen des MASTER-Programms, eines der führenden Präzisionsonkologieprogramme in Bezug auf die Bandbreite der gesammelten Daten und der Patientenrekrutierung, verfolgt die Abteilung mehrere Projekte, um diese Herausforderungen anzugehen. Um der Community onkologische Datenressourcen zur Verfügung zu stellen, befasst sie sich mit (a) der anwendungsfallgesteuerten Modellierung von Patientendaten, (b) der Pflege eines Präzisionsonkologie-Datenthesaurus, der relevante taxonomische Entitäten abdeckt, z.B. Arzneimittel, Therapien und molekulare Veränderungsklassen (Kreutzfeldt S et al., 2023, JCO Clin Cancer Inform 7:e2200147), (c) dem Betrieb einer Datenbank mit auf molekularen Veränderungen beruhenden Nachweisen für das Ansprechen auf die Behandlung, (d) der Entwicklung von Algorithmen und Instrumenten des maschinellen Lernens zur Vorhersage des Behandlungsergebnisses aufgrund molekularer Veränderungen und (e) der Entwicklung der klinischen Studiendatenbank TEAPOT (Trials Extensive Annotated for Precision Oncology Therapies).
Als Werkzeuge zur Unterstützung von Workflows in der Präzisionsonkologie stellt die Abteilung eine dedizierte Onkostar®-Umgebung für die Erfassung klinischer Daten im Rahmen von Präzisionsonkologieregistern zur Verfügung und entwickelt den Knowledge Connector, eine integrierte, webbasierte Plattform für die halbautomatische klinische Bewertung und Präsentation von Multiomics-Daten in MTBs. Neben diesen strategisch wichtigen Eigenentwicklungen hat die Expertise der Division auch maßgeblich dazu beigetragen, dass andere umfassende Krebszentren in Deutschland und ganz Europa Softwarelösungen für den automatischen Abgleich der molekularen und klinischen Profile von Patienten mit Behandlungsempfehlungen entwickelt haben, wie z.B. das Cancer Core Europe (CCE) Molecular Tumor Board Portal (Perera-Bel J et al., 2018, Genom Med 10:18; Borchert F et al., 2021, Brief Bioinform 22:1-17; Tamborero D et al., 2020, Nat Med 26: 992-994; Tamborero D et al., 2022, Nat Cancer 3:251-261).
Um das Mining von MASTER-Daten für wissenschaftliche Zwecke zu ermöglichen, unterhält die Abteilung programmspezifische Tableau®- und cBioportal-Instanzen und stellt eine integrierte Datenbank mit allen Multiomics- und klinischen Daten von Patienten bereit, die in MASTER eingeschlossen werden, um sie mit Tools wie R und Python eingehend zu analysieren. Um die Mission des GHGA (German Human Genome-Phenome Archive) zu unterstützen, eine sichere nationale Infrastruktur für die Nutzung von Humangenomdaten zu schaffen und so die Lücke zwischen Forschung und medizinischer Versorgung zu schließen, hat sich die Abteilung frühzeitig dazu verpflichtet, die in MASTER generierten Daten über GHGA mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu teilen. Um die Vorhersage des Therapieansprechens zu verbessern und Methoden für das Design, die Durchführung und die Analyse klinischer Studien zu entwickeln, ist die Abteilung an klinischen Initiativen beteiligt, die von NCT (Decision Support by Clustering based on Similarity Measures in Precision Oncology of Neuroendocrine Neoplasia and Sarcoma [DECISIONS], NCT Proof-of-Concept Program) und CCE (Building Data-Rich Clinical Trials [DART], Europäische Union) unterstützt werden.
Klinische Studien
Der klinische Zweig der Abteilung zielt darauf ab, die Ergebnisse des multidimensionalen Tumorcharakterisierung und der laborbasierten Krebsforschung in neuartige diagnostische und therapeutische Ansätze zu überführen und umgekehrt den Zugang der Patienten zu molekularer Diagnostik und innovativen klinischen Studien zu verbessern. Gemeinsam mit dem NCT Clinical Trial Center entwickelt und betreibt die Abteilung das NCT Precision Medicine in Oncology Programm, das ein wachsendes Portfolio von multizentrische, akademisch initiierten Präzisionsonkologie-Studien umfasst. Alle Studien sind eng mit MASTER verknüpft, und zwei haben zu assoziierten DKTK-Gemeinschaftsprojekten geführt, um Prädiktoren für das Ansprechen oder die Resistenz gegen verschiedene Krebstherapien zu untersuchen, einschließlich konventioneller, molekular zielgerichteter und immunologischer Ansätze. Darüber hinaus hat die Abteilung ein starkes Interesse an der angewandten Sarkomforschung, die sich auf die mehrdimensionale Charakterisierung seltener Subentitäten, die Entwicklung molekularer Prädiktoren für das Ansprechen auf die Behandlung und die Entdeckung neuer therapeutischer Ziele konzentriert. Zu diesem Zweck betreibt die Abteilung eine Ambulanz für Patienten mit seltenen Sarkomen, um diagnostische und therapeutische Ansätze zu optimieren und die Forschung an diesen oft wenig verstandenen Entitäten zu unterstützen. Darüber hinaus ist sie maßgeblich an SarcBOP (Sarcoma Biology and Outcomes Project, NCT04758325), einer prospektiven Registerstudie und Biobank für Sarkome, beteiligt und pflegt interdisziplinäre Kooperationen mit dem Institut für Pathologie und den Kliniken für Radioonkologie, Viszeralchirurgie und Orthopädie des Universitätsklinikums Heidelberg sowie mit den Abteilungen für Angewandte Funktionelle Genomik, Translationale Kindersarkomforschung und Pädiatrische Neuroonkologie und den Nachwuchsgruppen Weichteilsarkom- und Präzisionssarkomforschung am DKFZ. Schließlich hat die Abteilung eine führende Rolle bei der Bewertung der Machbarkeit eines umfassenden molekularen Profilings für die klinische Entscheidungsfindung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Knochen- und Weichteilsarkomen in einem internationalen Umfeld im Rahmen einer prospektiven Registerstudie der EORTC (European Organisation for. Erforschung und Behandlung von Krebs; de Rojas T et al., 2020 Int J Krebs 147:1180-1184; Morfouace M et al., 2023, Eur J Krebs 178:216-226).
Molekulare Pathogenese und therapeutisches Targeting seltener Krebsarten
Die Abteilung hat ein starkes Interesse an seltenen Krebsarten, die zusammen fast 25% aller bösartigen Erkrankungen ausmachen, da sie nur wenig verstanden werden und sich daraus ein Mangel an Behandlungsmöglichkeiten ergeben, was zu einer schlechteren Prognose führt als bei häufigeren Entitäten (van der Graaf WTA et al., 2022, Semin Cancer Biol 84:228-241). Um dieser Herausforderung zu begegnen, nutzt die Abteilung strukturelle und funktionelle genomische Ansätze mit dem Ziel, Möglichkeiten für eine präzise Krebstherapie zu identifizieren. Einerseits führen wir ein umfassendes genomisches, transkriptomisches und epigenomisches Profiling von primären Patientenproben durch, z.B. im Rahmen des MASTER-Programms, dessen Kollektiv zu etwa 80% aus Patientinnen und Patienten mit seltenen Krebserkrankungen besteht, um das gesamte Spektrum pathogenetisch relevanter und klinisch umsetzbarer molekularer Veränderungen zu erfassen. Auf der anderen Seite nutzen wir umfassende, CRISPR-basierte Screens, um genotypselektive Schwachstellen in verschiedenen Krebsmodellen zu identifizieren. Kandidatengene oder Signalwege, die sich aus diesen Bemühungen ergeben, werden funktionell und mechanistisch unter Verwendung geeigneter Modellsysteme untersucht. Vielversprechende Ziele werden in klinische Studien gebracht, die Mechanismus-basierte Therapien untersuchen. Zu den Aktivitäten auf dem Gebiet der Knochen- und Weichgewebesarkome gehören (a) die Untersuchung der klinisch nutzbaren genomischen und transkriptomischen Landschaften von Leiomyosarkomen und Chordomen (Chudasama P et al., 2018, Nat Commun 9:144; Gröschel S et al., 2019, Nat Commun 10:1635), Bemühungen, die zu einer klinischen Studie geführt haben, (b) die Analyse des deregulierten Hippo-Signalwegs beim myxoiden Liposarkom (Trautmann M et al., 2019, EMBO Mol Med 11:e9889; Berthold R et al., 2022, Oncogenesis 11:20), (c) die Untersuchung essentieller Signalwege in Weichgewebesarkomen des oberen Gastrointestinaltrakts (Mühlenberg T et al., 2019, Mol Cancer Ther 18:1985-1996; Heilig CE et al., 2020, Gene Chromosomen Krebs 59:601-608) und (d) anwendungsorientierte Bemühungen wie eine Machbarkeitsstudie für ein umfassendes molekulares Profiling in einem internationalen Umfeld im Rahmen einer EORTC-Studie, die Entwicklung eines molekularen Prädiktors für das Ansprechen auf Pazopanib (Heilig CE et al., 2022, Eur J Cancer 172:107-118), die Erforschung von Flüssigbiopsietechniken zum nicht-invasiven Nachweis von fusionsgetriebenen Sarkomen (McConnell L et al., 2020, Cancers 12:3627) und Beiträge zur Sarkomklassifizierung mittels DNA-Methylierungsprofilierung (Koelsche C et al., 2021, Nat Commun 12:498; Simon M et al., 2021, J Transl Med 19:204).
Im Bereich der hämatologischen Neoplasien hat die Abteilung (a) Untersuchungen durchgeführt, um die RET-vermittelte Autophagie-Suppression und die aberrante Expression von LIM-Kinasen als therapeutisch adressierbare Abhängigkeiten bei akuter myeloischer Leukämie zu identifizieren (Rudat S et al., 2018, Leukemia 32:2189-2202; Jensen P et al., 2020, Leukemia 34:3173-3185) und (b) zu Studien beigetragen, die die durch den Transkriptionsfaktor Cdx2 vermittelte myeloische Transformation in vivo untersuchten (Vu T et al., 2020, Nat Commun 11:3021) und die Genomlandschaft der durch Gentherapie induzierten akuten lymphatischen T-Zell-Leukämie charakterisierten (Horak P et al., 2020, Leukemia 34:2785-2789). Zu den Errungenschaften auf dem Gebiet der neurologischen Malignome gehören die Entdeckung von (a) aktivierenden ERBB2-Mutationen als diagnostischer Parameter und therapeutisches Ziel bei Tumoren des peripheren Nervensystems (Ronellenfitsch M et al., 2020, J Clin Invest 130:2488-2495) und (b) eines BRAF-Fusions-Onkoproteins mit erhaltenen autoinhibitorischen Domänen im Glioblastom (Weinberg F et al., 2020, Oncogene 39:814-832). Schließlich hat die Abteilung zu mehreren Studien beigetragen, die darauf abzielen, die molekularen Profile und essentiellen Signalwege seltener epithelialer Malignome wie cholangiozelluläres Karzinom, Pankreatoblastom und Nebenschilddrüsenkarzinom aufzuklären (Hoffmeister-Wittmann P et al., 2022, Liver Int 42:2855-2870; Sobol B et al., 2022, Int J Mol Sci 23:7850; Scherr AL et al., 2020, Zelltod Dis 11:875; Berger AK et al., 2020, Pankreatologie 20:425-432; Reissig TM et al., 2022, Virchows Arch 481:265-272; Teleanu MV et al., 2023, Mol Oncol [Epub vor dem Druck]).
Translationale Krebsepigenomik
Molekulare Klassifikation und risikoangepasste Therapie hämatologischer Malignome
Die Aktivitäten der Abteilung in der translationalen Krebsepigenomik unter der Leitung von Daniel Lipka verbinden Grundlagen- und translationale Forschung, um neuartige Ansätze für die Diagnose, Prognose und Therapie von Krebs zu entwickeln. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der juvenilen myelomonozytativen Leukämie (JMML), einer seltenen myeloproliferativen Erkrankung im frühen Kindesalter, die durch einen konstitutiv aktivierten RAS-Signalweg gekennzeichnet ist und einen sehr heterogenen klinischen Verlauf aufweist, der von etablierten klinischen Risikofaktoren nur unzureichend erfasst wird. Die Abteilung hat (a) eine internationale Analyse der Erstellung von DNA-Methylierungsprofilen als Werkzeug für die molekulare Kategorisierung von JMML geleitet, (b) molekulare Konsensus-Unterklassen definiert und (c) einen Algorithmus für maschinelles Lernen entwickelt und validiert, der die Klassifizierung von Patienten in einem klinischen Umfeld ermöglicht (Schönung M et al., 2021, Clin Cancer Res 27:158-168) und im Rahmen einer Kooperation zwischen dem DKFZ und dem DKTK-Partnerstandort Freiburg bei allen neu diagnostizierten JMML-Patienten, die seit September 2021 im EWOG-MDS-Register (European Working Group on Myelodysplastic Syndromes in Childhood) aufgenommen sind, angewendet wird. Darüber hinaus wurde dieser Klassifikator von den National Institutes of Health übernommen, um ihn für Patienten in Nordamerika verfügbar zu machen.
Basierend auf Fallberichten, die zeigen, dass JMML empfindlich auf hypomethylierende Wirkstoffe (HMAs) reagiert, haben Forscher der Abteilung zu einer präklinischen Studie beigetragen, die zeigte, dass HMAs in einem von JMML-Patienten abgeleiteten Xenotransplantat-Modell wirksam waren und auf JMML-Stammzellen abzielten (Krombholz CF et al., 2019, Leukemia 33:1805-1810). Eine anschließende klinische Studie zeigte, dass Azacytidin bei Kindern mit JMML sicher und wirksam war, was zur Zulassung für diese Indikation führte (Niemeyer CM et al., 2021, Blood Adv 5:2901-2908). Ein verwandter Ansatz zeigte, dass die akute myeloische Leukämie mit DNMT3A-Mutationen bevorzugt auf die HMA-Behandlung ansprach und gab Einblick in die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen (Scheller M et al., 2021, Nat Cancer 2:527-544; Meier R et al., 2022, Blood Cancer J 12:122). Jüngste Arbeiten unter der Leitung der Abteilung deuten darauf hin, dass HMAs als neue Therapieoption für Patienten mit fortgeschrittenem systemischem Lupus erythematodes erforscht werden sollten (Czeh M et al., 2022, J Immunol 208:358-370).
Am Beispiel der chronischen lymphatischen Leukämie hat das translationale Krebsepigenomik-Team der Abteilung eine Methode entwickelt, um differenzierungsassoziierte von krankheitsspezifischen epigenetischen Mustern zu unterscheiden (Wierzbinska JA et al., 2020, Genome Med 12:29). Aufbauend auf dieser Arbeit hat das Team nun eine Einzelzell-Multiomics-Studie durchgeführt, um das hämatopoetische Stamm- und Vorläuferzellkompartiment von JMML-Patienten zu untersuchen. Diese Bemühungen haben zur Identifizierung der onkofetalen Reprogrammierung als zentraler Mechanismus geführt, der die Aggressivität von Hochrisikoerkrankungen antreibt, und zur Entdeckung von Zelloberflächenmarkern, die auf JMML-Stammzellen abnormal exprimiert werden und als diagnostische Marker und neue therapeutische Ziele dienen könnten.
Methodenentwicklung und Integration in Workflows der Präzisionsonkologie
Die Abteilung implementiert seit 2019 eine Array-basierte DNA-Methylierungsanalyse unter Verwendung der Illumina Infinium EPIC Methylation BeadChip-Plattform für alle Patienten, die am MASTER-Programm teilnehmen. Diese Informationen werden derzeit verwendet, um klinische Diagnosen zu bestätigen und den wahrscheinlichen Ursprung von Krebserkrankungen unbekannter primärer Lokalisation unter Verwendung eines speziell trainierten entitätenübergreifenden Tumorklassifikators und der veröffentlichten Hirntumor- und Sarkom-Methylierungsklassifikatoren zu bestimmen (Sill M et al., 2020, Hum Mol Genet 29:R205-R213). Darüber hinaus beteiligt sich die Abteilung an der Entwicklung neuartiger DNA-Methylierungs-Biomarker für die Vorhersage des Therapieansprechens, die als Grundlage für Empfehlungen von MTBs verwendet werden können (Goeppert B et al., 2019, Hepatology 69:2091-2106; Niger M et al., 2022, Mol Oncol 16: 2733-2746; Manoochehri M et al., 2023, Int J Krebs 152:1025-1035; Hey J et al., 2023, Int J Cancer 152:1226-1242).
Neben dem Ausbau der Anwendung etablierter Technologien hat die Abteilung ein starkes Interesse an der Entwicklung neuer Methoden. Dazu gehören ein bisulfitfreier Ansatz zur gleichzeitigen Untersuchung von DNA-Methylierungs- und Mutationsmustern mit Einzelzellauflösung (Niemöller C et al., 2021, Commun Biol 4:153) und Protokolle zum minimalinvasiven Nachweis genetischer und epigenetischer Tumorheterogenität. Der Fokus auf neue experimentelle Methoden wird ergänzt durch Aktivitäten im Bereich der Datenanalyse, z.B. die Entwicklung eines Online-Tools zur Unterstützung der Next-Generation-Sequencing-basierten gezielten DNA-Methylierungsanalyse (Schönung M et al., 2021, Epigenetics 16:933-939; Mayakonda A et al., 2020, Bioinformatics 36:5524-5525).
Tumorheterogenität und Therapieresistenz
Eine Forschungsrichtung, die die Abteilung in jüngster Zeit eingeschlagen hat, betrifft den hochdynamischen Bereich der intratumoralen Heterogenität (ITH) und Evolution, der durch den schrittweisen Erwerb genetischer und nicht-genetischer Veränderungen verursacht wird, die einen Rückfall und eine Behandlungsresistenz begünstigen. Konkret nutzen die Forschenden der Abteilung Knochen- und Weichgewebesarkome mit Fusionsgenen als paradigmatische Erkrankungen, um die ITH bei Krebserkrankungen mit definierten klonalen genetischen Treibern zu untersuchen und die Ergebnisse in neue Behandlungsstrategien umzusetzen. Klinisch unterstreichen die wenigen wirksamen Therapien, die mangelnde Verbesserung der Ergebnisse über Jahrzehnte und das überwiegend junge Alter bei der Diagnose die Notwendigkeit, die verlorenen Lebensjahre bei Sarkompatienten zu verringern. Aus biologischer Sicht scheinen fusionsgetriebene Sarkome (FDS) besonders geeignet für die Erforschung der ITH zu sein, da Fusionsgene entitätsdefinierende Merkmale sind, die aus der Routinediagnostik abgeleitet werden können und während der gesamten Lebensdauer von Tumoren vorhanden sind, was die Untersuchung divergenter Subklone und Plastizität erleichtert. Darüber hinaus weisen FDS eine geringe genetische Komplexität auf, was bei der Identifizierung von ITH-fördernden Faktoren und Reaktionen auf den evolutionären Druck der Therapie hilfreich ist.
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Um die ITH in möglichst vielen Dimensionen zu untersuchen, hat die Abteilung eine führende Rolle beim Aufbau des Konsortiums HEROES-AYA (Heterogeneity, Evolution, and Resistance in Oncogenic Fusion Gene-Expressing Sarcomas Affecting Adolescents and Young Adults; Sprecher: Stefan Fröhling, Stefan Pfister [Abteilung für Pädiatrische Neuroonkologie] und Hanno Glimm [NCT Dresden]; Partnerstandorte: Heidelberg, Dresden, Berlin, Essen, München, Stuttgart, Tübingen). Diese multidisziplinäre Initiative wird im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs seit August 2022 für fünf Jahre mit 19 Millionen Euro gefördert. Es baut auf INFORM (Individualized Therapy for Relapsed Malignancies in Childhood) und MASTER, den international anerkannten Präzisionsonkologie-Netzwerken des DKFZ für Kinder und junge Erwachsene, auf und bringt Expertinnen und Experten aus den Bereichen Sarkommedizin bei Kindern und Erwachsenen, Multiomics Profiling, Bildgebung, Datenwissenschaft, präklinische Modellierung, klinisches Studiendesign und Patientenvertretung zusammen, um FDS bei der Diagnose und zum Zeitpunkt der Therapieresistenz zu untersuchen. Tumoren werden mehrschichtigen Analysen mit Einzelzell- und räumlicher Auflösung unterzogen, um die ITH auf mehreren Ebenen zu erfassen. Ergänzt wird dies durch die In vitro- und In vivo-Validierung neu identifizierter Schwachstellen und die Entwicklung innovativer klinischer Studien über Altersgruppen hinweg, um die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern. Die Forscher in der Abteilung sind neben ihrer koordinierenden Rolle hauptsächlich an (a) der genomischen, transkriptomischen, epigenomischen und proteomischen Charakterisierung von FDS-Proben auf Einzelzellebene und im zeitlichen Verlauf, (b) der ortsaufgelösten Analyse ganzer FDS-Ökosysteme unter Verwendung neu entwickelter Proteom-Profiling-Methoden, c) der Entwicklung neuer Flüssigbiopsietechniken für die minimalinvasive Überwachung der FDS-Entwicklung unter dem Selektionsdruck der Therapie, (d) der Verfeinerung bestehender klinischer Arbeitsabläufe, auf denen die experimentellen Arbeiten beruhen und (e) der Einbeziehung von Patientenvertretern als Forschungspartner beteiligt.
Unser Team
Ausgewählte Publikationen
A. Jahn, A. Rump, T.J. Widmann, C. Heining, P. Horak, B. Hutter, N. Paramasivam, S. Uhrig, L. Gieldon, S. Drukewitz, A. Kübler, M. Bermudez, K. Hackmann, J. Porrmann, J. Wagner, M. Arlt, M. Franke, J. Fischer, Z. Kowalzyk, D. William, V. Weth, S. Oster, M. Fröhlich, J. Hüllein, C. Valle González, S. Kreutzfeldt, A. Mock, C.E. Heilig, D.B. Lipka, L. Möhrmann, D. Hanf, M. Oleś, V. Teleanu, M. Allgäuer, L. Ruhnke, O. Kutz, A. Knurr, A. Laßmann, V. Endris, O. Neumann, R. Penzel, K. Beck, D. Richter, U. Winter, S. Wolf, K. Pfütze, C. Geörg, B. Meißburger, I. Buchhalter, M. Augustin, W.E. Aulitzky, P. Hohenberger, M. Kroiss, P. Schirmacher, R.F. Schlenk, U. Keilholz, F. Klauschen, G. Folprecht, S. Bauer, J.T. Siveke, C.H. Brandts, T. Kindler, M. Boerries, A.L. Illert, N. von Bubnoff, P.J. Jost, K.H. Metzeler, M. Bitzer, K. Schulze-Osthoff, C. von Kalle, B. Brors, A. Stenzinger, W. Weichert, D. Hübschmann, S. Fröhling, H. Glimm, E. Schröck, B. Klink
Lino Möhrmann, Maximilian Werner, Małgorzata Oleś, Andreas Mock, Sebastian Uhrig, Arne Jahn, Simon Kreutzfeldt, Martina Fröhlich, Barbara Hutter, Nagarajan Paramasivam, Daniela Richter, Katja Beck, Ulrike Winter, Katrin Pfütze, Christoph E. Heilig, Veronica Teleanu, Daniel B. Lipka, Marc Zapatka, Dorothea Hanf, Catrin List, Michael Allgäuer, Roland Penzel, Gina Rüter, Ivan Jelas, Rainer Hamacher, Johanna Falkenhorst, Sebastian Wagner, Christian H. Brandts, Melanie Boerries, Anna L. Illert, Klaus H. Metzeler, C. Benedikt Westphalen, Alexander Desuki, Thomas Kindler, Gunnar Folprecht, Wilko Weichert, Benedikt Brors, Albrecht Stenzinger, Evelin Schröck, Daniel Hübschmann, Peter Horak, Christoph Heining, Stefan Fröhling, Hanno Glimm
Peter Horak, Christoph Heining, Simon Kreutzfeldt, Barbara Hutter, Andreas Mock, Jennifer Hüllein, Martina Fröhlich, Sebastian Uhrig, Arne Jahn, Andreas Rump, Laura Gieldon, Lino Möhrmann, Dorothea Hanf, Veronica Teleanu, Christoph E. Heilig, Daniel B. Lipka, Michael Allgäuer, Leo Ruhnke, Andreas Laßmann, Volker Endris, Olaf Neumann, Roland Penzel, Katja Beck, Daniela Richter, Ulrike Winter, Stephan Wolf, Katrin Pfütze, Christina Geörg, Bettina Meißburger, Ivo Buchhalter, Marinela Augustin, Walter E. Aulitzky, Peter Hohenberger, Matthias Kroiss, Peter Schirmacher, Richard F. Schlenk, Ulrich Keilholz, Frederick Klauschen, Gunnar Folprecht, Sebastian Bauer, Jens Thomas Siveke, Christian H. Brandts, Thomas Kindler, Melanie Boerries, Anna L. Illert, Nikolas von Bubnoff, Philipp J. Jost, Karsten Spiekermann, Michael Bitzer, Klaus Schulze-Osthoff, Christof von Kalle, Barbara Klink, Benedikt Brors, Albrecht Stenzinger, Evelin Schröck, Daniel Hübschmann, Wilko Weichert, Hanno Glimm, Stefan Fröhling
Michael W. Ronellenfitsch, Patrick N. Harter, Martina Kirchner, Christoph Heining, Barbara Hutter, Laura Gieldon, Jens Schittenhelm, Martin U. Schuhmann, Marcos Tatagiba, Gerhard Marquardt, Marlies Wagner, Volker Endris, Christian H. Brandts, Victor-Felix Mautner, Evelin Schröck, Wilko Weichert, Benedikt Brors, Andreas von Deimling, Michel Mittelbronn, Joachim P. Steinbach, David E. Reuss, Hanno Glimm, Albrecht Stenzinger, Stefan Fröhling
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