Helmholtz High Impact Award 2024 verliehen
Oliver Bruns und Ellen Sletten erhalten den Preis für ihre Forschung zu Bildgebungsverfahren in der Krebschirurgie
Die Helmholtz-Gemeinschaft und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft zeichnen den Biochemiker Oliver Bruns (NCT/UCC Dresden und DKFZ) und die Chemikerin Ellen Sletten (UCLA) mit dem Helmholtz High Impact Award 2024 aus. Beide werden für ihre Forschung an einer neuen medizinischen Bildgebungstechnologie im kurzwelligen Infrarotbereich geehrt, die das Potenzial hat, operative Entfernungen von Tumoren erheblich zu erleichtern. Der mit 50.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis würdigt interdisziplinäre Forschungsarbeiten, die eine große Herausforderung aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft adressieren.
Ellen Sletten und Oliver Bruns erhalten den Helmholtz High Impact Award für eine innovative Methode, die kurzwelliges Infrarotlicht mit speziellen fluoreszierenden Farbstoffen und modernster Kameratechnologie kombiniert. Während einer Operation könnten in Zukunft einzelne Krebszellen an Tumorrändern und in Lymphknoten erkannt werden. „Die größte Herausforderung bei der optischen Bildgebung im Menschen ist das Durchdringen von Gewebe", sagt die Chemikerin Ellen Sletten. Die Technologie, die sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Oliver Bruns entwickelt hat, überwindet genau dieses Problem: „Wir können jetzt Bilder erstellen, die unterschiedliche Gewebetypen anhand ihres Wassergehalts sichtbar machen. Zum Beispiel hat ein Nerv einen höheren Wassergehalt als Fettgewebe und erscheint damit schwarz", erklärt Oliver Bruns. Dieses Verfahren, bekannt als SWIR-Bildgebung, könnte in Kombination mit speziellen Fluoreszenzfarbstoffen bestimmte Gewebe und Strukturen, wie Tumore oder Blutgefäße, gezielt sichtbar machen. Derzeit entwickeln die beiden Forschenden spezielle Farbstoffe, die für die klinische Anwendung als Kontrastmittel geeignet sind.
Bruns und Sletten und ihre Teams bewegen sich an der Schnittstelle von Biologie, Chemie, Ingenieurwissenschaften und Medizin, um die Therapie von Patientinnen und Patienten zu verbessern. Ihre Forschung ist am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) angesiedelt, einer gemeinsamen Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR). Oliver Bruns leitet seit 2022 die Abteilung für Funktionelle Bildgebung in der Operativen Onkologie am NCT/UCC Dresden. Er hat eine über das DKFZ finanzierte Professur an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden inne. Zuvor war er am Helmholtz Pioneer Campus München angestellt, wo ein großer Teil der jetzt prämierten Arbeiten entstanden ist. Ellen Sletten ist Professorin an der University of California, Los Angeles (UCLA) und zählt zu den renommiertesten und führenden Chemikern ihrer Universität. Sie ist besonders bekannt für ihre Forschung an kurzwellig infraroten Farbstoffen. Diese sind essentiell für die jetzt ausgezeichnete Bildgebungsmethode.
„Das NCT wurde mit dem Ziel gegründet, vielversprechende Erkenntnisse aus der Krebsforschung schnell und sicher in die Anwendung zu bringen. Die Preisträgerin und der Presisträger des diesjährigen Helmholtz High Impact Award zeigen eindrucksvoll, wie nah wir diesem Ziel bereits gekommen sind", betont Otmar Wiestler, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Ganz im Sinne des NCT, Patientinnen und Patienten frühzeitig in den Forschungsprozess einzubinden und ihnen so früh wie möglich innovative Behandlungsansätze anzubieten, bereiten Oliver Bruns und Ellen Sletten zusammen mit Ärzten derzeit klinische Studien zu ihrer neuen Bildgebungstechnologie am NCT vor.
Über den High Impact Award
Zusammen mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft vergibt die Helmholtz-Gemeinschaft den im vergangenen Jahr etablierten „Helmholtz High Impact Award" nun zum zweiten Mal. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt hoch innovative interdisziplinäre Beiträge, die eine große Herausforderung aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft adressieren. Der Wissenschaftspreis zeichnet herausragende wissenschaftliche oder technisch innovative Leistungen aus, die in Grenzgebieten zwischen verschiedenen Fächern der Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften erzielt worden sind und an denen Vertreterinnen und Vertreter mindestens zweier Fachrichtungen mitgewirkt haben. Dabei geht es insbesondere um neue Ansätze, die das Potenzial haben, als Game Changer in einem relevanten Problemfeld zu wirken. Die diesjährige Preisverleihung fand bei der Helmholtz Jahrestagung am 17. September 2024 in Berlin statt.
Über Helmholtz
Helmholtz leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Information, Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Helmholtz ist mit rund 46.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget über 6 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
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Quelle: Pressemitteilung der Helmholtz-Gemeinschaft
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.