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Lebensqualität nach Brustkrebs

Nr. 35 | 05.06.2018 | von Sch/Koh

Fünf Jahre nach der Diagnose hat sich die Lebensqualität von Brustkrebsüberlebenden weitestgehend wieder den Werten der Allgemeinbevölkerung angeglichen, ermittelten Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum. Allerdings litten die Betroffenen weiterhin signifikant stärker unter Schlafproblemen, kognitiven Beeinträchtigungen und unter Fatigue. Die Ergebnisse der gerade veröffentlichten Studie sollen dazu beitragen, die Brustkrebsnachsorge gezielter an die Beschwerden der Betroffenen anzupassen.

© Fotolia

Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 70.000 Frauen an Brustkrebs. Dank großer Fortschritte in der Früherkennung und der Therapie überleben heute deutlich über 80 Prozent der Betroffenen die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Die Zahl der Frauen, die nach der Brustkrebstherapie viele Jahre erkrankungsfrei leben, ist hoch und weiter steigend. Die langfristige Lebensqualität nach einer Brustkrebstherapie gewinnt daher immer mehr an Bedeutung. Die Datenlage zu den Problemen und Bedürfnissen der erkrankungsfreien Frauen war bisher jedoch noch dünn.

Im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) untersuchte daher Martina Schmidt verschiedene Aspekte der Lebensqualität im zeitlichen Verlauf bis fünf Jahre nach einer Brustkrebsdiagnose und verglich sie mit den Werten gleichaltriger Frauen der deutschen Allgemeinbevölkerung. Zudem befragte die Wissenschaftlerin 190 Frauen, die fünf Jahre nach Diagnose noch erkrankungsfrei waren, nach Problemen, Symptomen und der Zufriedenheit mit Unterstützungsangeboten.

Konzentration und Schlaf auch nach fünf Jahren noch beeinträchtigt

Während der Krebstherapie selbst waren die allgemeine Lebensqualität sowie physische, emotionale, soziale, kognitive Funktionen erheblich eingeschränkt. Auch litten die Patientinnen mehr unter chronischen Erschöpfungszuständen (Fatigue), Schlafstörungen und finanziellen Sorgen als die Allgemeinbevölkerung.

Nach fünf Jahren hatten sich die Werte jedoch für fast alle Funktionen und Symptome wieder an die Normwerte angeglichen. Die erkrankungsfreien Brustkrebsüberlebenden litten aber nach wie vor signifikant stärker an Schlafproblemen und berichteten über signifikant schlechtere kognitive Funktionen als die Frauen der Allgemeinbevölkerung.

Nach fünf Jahren gaben 39 Prozent der erkrankungsfreien Brustkrebsüberlebenden an, mäßig oder sehr an Schlafproblemen zu leiden, und 22 Prozent hatten Gedächtnisprobleme. Zudem waren 24 Prozent der Überlebenden noch von Fatigue betroffen, und von allen berichteten Symptomen beeinträchtigte Fatigue die Lebensqualität am stärksten. Fatigue trat häufig zusammen mit psychischen Problemen, Schlafproblemen, Schmerzen oder Gedächtnisproblemen auf.

Ein weiterer häufiger Symptomkomplex, der unabhängig von Fatigue auftrat, umfasste hormonbedingte klimakterische Probleme wie sexuelle Störungen (z.B. vaginale Trockenheit, Reizungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Libidoverlust), Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen, Hitzewallungen, Osteoporose und psychische Probleme. 43 Prozent der Brustkrebsüberlebenden hätten sich zu diesen Beschwerden von ihren Ärzten mehr Beratung oder Therapieangebote gewünscht.

Auch hinsichtlich des Verlusts an körperlicher Leistungsfähigkeit, Schlafproblemen, Gelenkbeschwerden, kognitiven Problemen, Gewichtsproblemen und Fatigue empfand über ein Drittel der Frauen die Unterstützung als unzureichend.

„Die Ergebnisse sind eine beruhigende Botschaft an Brustkrebspatientinnen: Auch wenn sie während der Behandlung unter deutlichen Einschränkungen der Lebensqualität leiden, so klingen die belastenden Symptome doch langfristig bei der Mehrheit wieder ab", sagt Karen Steindorf, Leiterin der Studie. Dies gelte für Patientinnen, deren Tumor noch nicht gestreut hat. „Andererseits zeigen die Ergebnisse deutlichen Handlungsbedarf für ein besseres und längerfristiges Management von Fatigue, Schlafproblemen, kognitiven Problemen, klimakterischen Problemen und Gelenkbeschwerden bei Brustkrebsüberlebenden."

Martina E. Schmidt, Joachim Wiskemann, Karen Steindorf: Quality of life, problems, and needs of disease-free breast cancer survivors 5 years after diagnosis.
Quality of Life Research 2018, DOI: 10.1007/s11136-018-1866-8

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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