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Europäische Millionenförderung für drei DKFZ-Forscher

Nr. 20a | 07.04.2017 | von Sel

Gleich drei Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) erhalten einen der prestigeträchtigen ERC Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates in Höhe von jeweils zwei Millionen Euro. Ausgezeichnet wurde Hans-Reimer Rodewald, der mit einem Barcode-System den Weg von Zellen des Immunsystems im lebenden Organismus verfolgen kann. Tobias Dick untersucht, wie reaktive Sauerstoffverbindungen bei einem veränderten Stoffwechsel die Widerstandskraft des Organismus beeinflussen. Bernd Bukau, der gleichzeitig an der Universität Heidelberg forscht, will herausfinden, wie Eiweiße ihr endgültiges Outfit erlangen.

v.l.n.r.: Bernd Bukau, Hans-Reimer Rodewald, Tobias Dick
© Roman Jowanowitsch / DKFZ

Der 2007 eingerichtete Europäische Forschungsrat fördert die grundlagenorientierte Forschung, um visionäre Projekte voranzutreiben und neue interdisziplinäre Wissensgebiete zu erschließen. Für herausragende, bereits etablierte Forscher schreibt der Rat jährlich die „ERC Advanced Grants" aus, über deren Vergabe in einem hoch kompetitiven Verfahren entschieden wird. „Es ist ein großartiger Erfolg für das Deutsche Krebsforschungszentrum, dass bei der diesjährigen Ausschreibungsrunde drei unserer Wissenschaftler ausgewählt wurden", sagt Michael Baumann, der Vorstandsvorsitzende des DKFZ.

Hans-Reimer Rodewald leitet am DKFZ die Abteilung Zelluläre Immunologie. Er interessiert sich für „Verwandtschaftsgrade" von Zellen des Immunsystems. Um herauszufinden, welche Prozesse der Bildung und Erhaltung von Geweben des Immunsystems zugrunde liegen, hat Rodewald mit seinen Mitarbeitern ein „Barcode-System" entwickelt. Hierzu haben die Forscher einen „genetischen Zufallsgenerator" konstruiert. Im Ergebnis tragen derartig markierte Zellen einen künstlichen, neutralen Code im Erbgut, den sie an ihre Nachkommen weitergeben. Das erlaubt Rückschlüsse auf die Entstehung von Geweben oder Zelllinien. „So haben wir herausgefunden, dass manche Blutstammzellen im Knochenmark viele verschiedene Zelltypen produzieren, andere dagegen nur sehr wenige." Mit dem ERC Grant wollen Rodewald und Kollegen nun das Barcode-System nutzen und weiterentwickeln, um so das Geheimnis des Aufbaus verschiedener Gewebe im Körper nach und nach zu lüften. Das Prinzip dieses Experiments kann auch dabei helfen, die Verwandtschaftsverhältnisse der Zellen in anderen Organen, etwa dem Gehirn oder der Leber, aufzuklären oder in experimentellen Modellen zwischen einem Primärtumor und Metastasen zu unterscheiden.

Tobias Dick leitet am DKFZ die Abteilung Redoxregulation. Er untersucht, wie Wasserstoffperoxid und andere Oxidantien in der Zelle als Botenstoffe wirken. „Diese Moleküle ermöglichen zum Beispiel eine schnelle Reaktion auf Stressbedingungen", erläutert der Biochemiker. Mit seinem Team konnte er bereits nachweisen, dass die Oxidantien sich bei Stress nicht frei in der Zelle bewegen, sondern von speziellen Proteinen aufgenommen werden, die das Signal über eine Kaskade weiterer Proteine an das jeweilige Ziel leiten. „Der ERC Grant gibt uns nun die Möglichkeit, diese sogenannten Redox-Signalwege in ihrer Gesamtheit zu untersuchen und zu verstehen", freut sich Dick über die Förderung in Höhe von zwei Millionen Euro. „Langfristig wird es dann vielleicht möglich sein, gestörte Signalwege, wie sie in einer Krebszelle auftreten, gezielt anzugreifen."

Bernd Bukau leitet die Brückenabteilung „Chaperone und Proteasen", die am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) sowie am DKFZ angesiedelt ist. Der Molekularbiologe ist auch Direktor der DKFZ-ZMBH Allianz, in der die molekulare Zellforschung beider Institute seit zehn Jahren eng miteinander verbunden ist. Bernd Bukau erforscht, wie die Zelle Proteine herstellt. „Aus einzelnen Aminosäuren synthetisieren die Ribosomen Polypeptidketten. Wie diese anschließend ihre dreidimensionale Struktur erhalten und wie sich mehrere Proteine zu den aktiven Proteinkomplexen zusammenlagern, das wollen wir herausfinden", beschreibt Bukau das Forschungsprogramm seiner Gruppe. „Mithilfe des ERC Grants wollen wir die molekularen Mechanismen dieses Prozesses im Modellsystem der Bäckerhefe und in menschlichen Zellen aufklären", erklärt er das Ziel des EU-Förderantrags. „Wir freuen uns sehr, dass uns die ERC-Förderung nun ermöglicht, diese zentralen Forschungsfragen zu beantworten!"

Ein Bild der drei ausgezeichneten Forscher steht zum Download zur Verfügung unter:
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/bilder/erc-grants.jpg

BU: v.l.n.r.: Bernd Bukau, Hans-Reimer Rodewald, Tobias Dick

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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