Preis für Brustkrebsforschung an Karen Steindorf
Für ihre Arbeiten zur Prävention von Brustkrebs wurde Karen Steindorf am 13. Januar mit dem Claudia von Schilling Preis 2015 ausgezeichnet. Die Wissenschaftlerin erforscht am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, welche Art von Sport am deutlichsten die Lebensqualität und möglicherweise auch die Heilungschancen von Krebspatienten verbessert. Außerdem untersucht sie, wie sich das individuelle Krebsrisiko durch körperliche Aktivität am wirkungsvollsten reduzieren lässt.
Karen Steindorf teilt sich die insgesamt mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung mit Sibylle Loibl von der German Breast Group in Neu-Isenburg. Zur Wirkung von Sport während und nach der Krebsbehandlung hat sie mit ihren Kollegen bereits viel beachtete Ergebnisse erzielt, insbesondere mit den von ihr initiierten Studien BEATE (Bewegung und Entspannung als Therapie gegen Erschöpfung) und BEST (Bewegung und Entspannung für Brustkrebspatientinnen unter Strahlentherapie). Bereits vergangenen November wurde die DKFZ-Forscherin für ihre Arbeit mit dem Quality of Life Preis 2015 der Lilly Stiftung ausgezeichnet.
Karen Steindorf veröffentlichte vor kurzem, dass Brustkrebspatientinnen durch Krafttraining dem häufigen und sehr belastenden Fatigue-Syndrom schon während der Chemo- bzw. Strahlentherapie vorbeugen können. Mit ihrer im Deutschen Krebsforschungszentrum neu eingerichteten Abteilung „Sport, Präventionsforschung und Krebs“ entwickelt sie Bewegungsprogramme so weiter, dass Krebspatienten maximalen Nutzen daraus ziehen. Dazu arbeitet Steindorf eng mit der Arbeitsgruppe Onkologische Sport- und Bewegungstherapie am NCT zusammen. In Zukunft will Steindorf in diesem patientenorientierten Bereich genauer analysieren, wem welches Sporttraining am besten hilft. So sollen weitere Studien klären, ob Brustkrebspatientinnen unter Chemotherapie eher von Kraft- oder von Ausdauertraining profitieren und ob sich der Sport auch auf die Therapieverträglichkeit und die Überlebensprognose auswirkt.
Karen Steindorf und ihre Kollegen interessiert darüber hinaus, welche molekularen und physiologischen Ursachen hinter den positiven Effekten der körperlichen Aktivität stecken. Für diese Untersuchungen legen die Forscher am DKFZ und am NCT Heidelberg umfangreiche Sammlungen von Blut-, Urin- und Speichelproben an. In den Proben wollen sie die Konzentration verschiedener Biomarker ermitteln und unter anderem auf mögliche Assoziationen mit dem Grad der körperlichen Aktivität prüfen. Geplant sind Analysen der Entzündungsmarker oder der Botenstoffe, die die Bildung von Blutgefäßen steuern. „Für diese Untersuchungen bieten uns das DKFZ und das NCT Heidelberg mit den kurzen Wegen zu Experten aus verschiedenen Disziplinen ein ideales Umfeld“, erläutert die Wissenschaftlerin.
Verhindern, dass Krebs entsteht, die primäre Prävention, ist ein weiteres zentrales Ziel von Steindorfs Arbeit. Mit ihrer bisherigen Forschung zur körperlichen Aktivität in der Allgemeinbevölkerung konnten sie und ihre Kollegen bereits wichtige Beiträge dazu leisten.
Heute gilt als belegt, dass regelmäßige körperliche Aktivität vor Krebs schützt. Für Darmkrebs, Brustkrebs nach den Wechseljahren und für Gebärmutterhalskrebs konnte dies bereits mit hoher Sicherheit nachgewiesen werden. Bei anderen Krebsarten gibt es starke Hinweise auf eine vorbeugende Wirkung. Vermutlich stehen 15 Prozent aller Krebserkrankungen in Europa in Verbindung mit unzureichender körperlicher Aktivität.
„Daher wollen wir für die verschiedenen Krebsarten genau herausfinden, welche sportliche Betätigung oder Alltagsaktivität in welcher Intensität vor Krebs schützt“, sagt Steindorf. Dazu sind große epidemiologische Studien in der allgemeinen Bevölkerung erforderlich. Karen Steindorf kann dazu unter anderem die Daten der EPIC- und der MARIE-Studie verwenden, an denen das DKFZ beteiligt ist.
Jeder einzelne hat es selbst in der Hand, etwas gegen Bewegungsmangel zu tun. „Das Potenzial von körperlicher Aktivität wird insgesamt noch unzureichend ausgeschöpft. Das gilt sowohl für die Krebsprävention in der Allgemeinbevölkerung, aber auch für Krebspatienten als hilfreiche Begleitmaßnahme zur Krebstherapie“, so die Einschätzung von Steindorf. Gemeinsam mit Kollegen von der Universität Heidelberg und vom NCT untersucht sie daher, was viele Krebspatienten noch davon abhält, körperlich aktiver zu werden. Das Team erhält hierfür finanzielle Unterstützung von der Deutschen Krebshilfe.
Das Ziel der Forscherin ist es, mit Bewegungsprogrammen, die ideal auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind, eine möglichst große Zahl von Menschen zu erreichen. „Je mehr sichere Erkenntnisse wir über die vorteilhaften Effekte einer körperlich aktiven Lebensweise sammeln, desto mehr sind wir in der Pflicht, dieses Wissen möglichst breit zugänglich zu machen. Nur so können wir einen spürbaren Beitrag zur öffentlichen Gesundheit leisten“, fasst Karen Steindorf ihre Pläne für die Zukunft zusammen.
Ein Bild von Karen Steindorf steht zur Verfügung unter:
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2016/bilder/Steindorf_Karen.jpg
Foto: privat
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.