DKTK Tübingen: Wissenschaftliche Spitzenleistung eröffnet neue Therapiemöglichkeiten
Der diesjährige Ernst-Jung-Preis für Medizin geht an den DKTK-Wissenschaftler Professor Dr. Hans-Georg Rammensee. Für jeden Krebspatienten eine individuell wirksame Therapie? Der Immunbiologe Hans-Georg Rammensee hat die Medizin diesem Ideal durch seine Forschung entscheidend näher gebracht. Der DKTK-Wissenschaftler des Partnerstandortes Tübingen zählt zu den Pionieren auf dem Fachgebiet der personalisierten Krebsimmuntherapie. Für seinen herausragenden Forschungsbeitrag erhält Hans-Georg Rammensee den mit 300.000 Euro dotierten Ernst-Jung Preis für Medizin, einen der höchst dotierten Medizinpreise Europas. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg als Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen Universitätskliniken in Deutschland.
„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung“, sagt Hans-Georg Rammensee. „Sie ist ein Ansporn, auch alle noch vor uns liegenden Hürden zu nehmen. Die personalisierte Krebstherapie hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht und rückt nun in greifbare Nähe.“
Die Diagnose Krebs wird heutzutage immer häufiger gestellt. Der aktuellen Statistik „Krebs in Deutschland“ zufolge erkrankt jeder Zweite im Lauf seines Lebens daran. Zwar sind die Heilungs- und Überlebenschancen heute so gut wie nie zuvor. Aber es gibt mehr als 200 Krebsarten, die unterschiedliche Gewebearten befallen können, und jede dieser Krebserkrankungen entwickelt sich beim betroffenen Individuum anders. Die Herausforderung ist es, Behandlungen zu entwickeln, die gezielt gegen genau den Krebs der einzelnen Patientin und des einzelnen Patienten wirken. Hier setzen die Arbeiten von Hans-Georg Rammensee an. Er erforscht die molekularen Peptid-Strukturen auf der Zelloberfläche, die das Immunsystem über den Zustand im Zellinneren informieren. Gelingt es, für Krebszellen spezifische Peptide zu identifizieren und eine Immunantwort gegen diese Zellen hervorzurufen, kann man den Krebs sehr gezielt bekämpfen. Und das umso erfolgreicher, wenn man dabei personalisiert vorgehen kann, denn die krebsspezifischen Peptide sind bei jedem Patienten individuell.
Zahlreiche Arbeiten des Tübinger Wissenschaftlers konnten bereits in die klinische Praxis übertragen werden, wie beispielsweise die moderne Impfbehandlung bei Tumoren. Seit 2011 engagiert sich Hans-Georg Rammensee im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK). Sein großer Wunsch für die Zukunft ist, die Umsetzungsprozesse zu beschleunigen, die notwendig sind, um Forschungsergebnisse für neue Therapiemodelle nutzen zu können. „Wir brauchen neue Strukturen, damit Forschungsergebnisse auch so schnell wie möglich beim Patienten ankommen. Darum ist die translationale Forschung in der Medizin so wichtig“, erklärt er.
Hans-Georg Rammensee erforscht seit fast dreißig Jahren das Immunsystem und wie man es im Kampf gegen den Krebs nutzen kann. Nach Stationen in den USA, in der Schweiz sowie am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg erhielt er im Jahre 1996 den Ruf an die Universität Tübingen für den Lehrstuhl Immunologie und leitet derzeit die Abteilung Immunologie am Interfakultären Institut für Zellbiologie.
Am 8. Januar 2016 jährt sich der Todestag des Hamburger Reeders, Philanthropen und Stifters Ernst Jung zum 40. Mal. Im Andenken an den großen Förderer der medizinischen Wissenschaft gibt die von ihm ins Leben gerufene Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung an diesem Tag die Empfänger ihrer diesjährigen Preise und der Ernst Jung-Medaille 2016 bekannt. Die Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold 2016 erhält der amerikanische Wissenschaftler Professor Peter Libby MD von der Medizinischen Fakultät der Harvard University. Mit dem Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung 2016 wird der Münchener Tumor-Forscher Privatdozent Dr. med. Sebastian Kobold ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet statt am 21. Mai 2016 in Hamburg.
Bildmaterial unter: http://www.jung-stiftung.de/de/presse-downloads/pressebilder/2016
Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg als Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen Universitätskliniken in Deutschland. Am Kernzentrum DKFZ und den sieben Partnerstandorten Berlin, Dresden, Essen/Düsseldorf, Frankfurt/Mainz, Freiburg, München und Tübingen arbeiten insgesamt zwanzig Einrichtungen zusammen. Vorrangiges Ziel der im DKTK kooperierenden Wissenschaftler und Ärzte ist es, die Ergebnisse der Grundlagenforschung möglichst rasch in neue Ansätze zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen zu übertragen. Dazu werden an allen Partnerstandorten gemeinsame Translationszentren aufgebaut. Patienten sollen für innovative Studien gemeinsam rekrutiert, Daten einheitlich erfasst und Labormethoden harmonisiert und innerhalb des Konsortiums verfügbar werden. Dafür bietet das DKTK den Partnern eine gemeinsame Infrastruktur für die Forschung. Aufgabe des DKTK ist es weiterhin, junge Mediziner und Naturwissenschaftler in der Krebsmedizin und der translationalen Krebsforschung auszubilden. Das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der beteiligten Bundesländer, der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums. Es zählt zu den sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG).