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Stabsstelle Krebsprävention

Nikotin

Der für den Tabakkonsum entscheidende Inhaltsstoff des Tabaks ist das tabakspezifische Alkaloid Nikotin. Es wirkt entspannend bei Nervosität und anregend bei Müdigkeit und – der entscheidende Punkt – es macht abhängig.

Eine Zigarette enthält etwa 13 mg Nikotin. Beim Rauchen werden davon etwa ein bis zwei Milligramm aufgenommen. Raucht man 20 Zigaretten am Tag, nimmt man also 20 bis 40 mg Nikotin auf.

Wirkung von Nikotin im Gehirn

Aufnahme und Abbau von Nikotin im Körper
© DKFZ, Stabsstelle Krebsprävention

Das beim Rauchen inhalierte Nikotin gelangt über die Lunge direkt in die Blutbahn und wird innerhalb von 10 bis 20 Sekunden ins Gehirn transportiert. Die Wirkungen des Nikotins auf das Gehirn sind ein entscheidender Grund dafür, dass ein Mensch überhaupt raucht und dass ein Rauchstopp so schwer fällt.

Physische (körperliche) Abhängigkeit: Im Gehirn bindet das Nikotin an bestimmte Rezeptoren und fördert die Freisetzung von Dopamin und anderen Botenstoffen, die ein Wohlgefühl auslösen. Bei wiederholtem Konsum gewöhnt sich das Gehirn an das Nikotin und bildet eine Toleranz aus, die in eine physische Abhängigkeit und zu Entzugserscheinungen führt. Die Abhängigkeit nährt sich also anfangs aus dem Wunsch nach dem schnellen Wohlgefühl; später überwiegt der Wunsch, den Normalzustand wieder herzustellen und körperliche Entzugserscheinungen zu vermeiden.

Psychische Abhängigkeit: Gleichzeitg mit der durch Nikotin ausgelösten Dopaminausschüttung, die das Wohlgefühl verursacht, stimuliert das Dopamin über Nervenbahnen einen Bereich im Vorderhirn, der an Lernvorgängen beteiligt ist. Das Fatale daran: Rauchen wird dadurch mit bestimmten Situationen (beispielsweise der Tasse Kaffee am Morgen, der Zigarette nach dem Essen oder mit Freunden) sowie Handlungen im Zusammenhang mit dem Rauchen (beispielsweise das Entnehmen der Zigarette) und Empfindungen beim Rauchen (beispielsweise Geruch, Geschmack, Gefühl des Rauchs im Hals) in Verbindung gebracht. Dies erschwert den Ausstieg aus dem Rauchen, weil schon bestimmte Situationen das Verlangen nach einer Zigarette hervorrufen können.

Verschiedene Zusatzstoffe, die dem Tabak im Laufe des Produktionsprozesses beigemengt werden, können das Abhängigkeitspotential von Nikotin verstärken. Dazu gehören beispielsweise Ammoniak, Zucker und ätherische Öle wie Menthol.

Pharmakologische Wirkung von Nikotin

Nikotin beeinflusst zahlreiche Prozesse im ganzen Körper:

  • Es beeinflusst die Nahrungsaufnahme auf zwei Wegen: zum einen durch eine Zügelung des Appetits und zum anderen durch eine Steigerung des Ruhe-Energieverbrauchs.
  • Es aktiviert die Darmtätigkeit, was zu Durchfällen führen kann.
  • Es fördert die Sekretion des Hormons Adiuretin, was die Urinproduktion reduziert.
  • Es fördert die Blutgerinnung und stimuliert die Atmung.
  • Durch die Erregung von Schmerzrezeptoren erhöht es die Schmerzempfindlichkeit von Rauchern.
  • Durch die Erregung des Brechzentrums kann es Übelkeit und Erbrechen auslösen.

Pharmakologische Wirkungen von Nikotin

Pharmakologische Wirkung von Nikotin
© DKFZ, Stabsstelle Krebsprävention

Gesundheitsschädigende Wirkung von Nikotin

Akute und langfristige Wirkungen von Nikotin im Körper
© DKFZ, Stabsstelle Krebsprävention

Nikotin beeinflusst die Differenzierung, die Vervielfältigung, das Überleben und die Wanderung von Zellen. Über diese Prozesse fördert anhaltender Nikotinkonsum wahrscheinlich Erkrankungen wie Atherosklerose und Typ-2-Diabetes, stört die Immunantwort, fördert Früh- und Totgeburten und trägt zum plötzlichen Kindstod bei. In Zellkulturen und in Tierversuchen löst Nikotin Krebs aus und fördert das Krebswachstum.

Wirkung von Nikotin im Mutterleib auf das Ungeborene: Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft beeinträchtigt die Lungenentwicklung des Fetus bis ins Kindesalter hinein und verursacht wahrscheinlich eine Störung der Gehirnentwicklung, die über das Kindes- und Jugendalter hinausgeht: darunter die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Lernstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und ein erhöhtes Risiko, abhängig zu werden.

Wirkung von Nikotin auf Jugendliche: Rauchen im Jugend- und frühen Erwachsenenalter steht mit anhaltenden Störungen der Gehirnreifung, insbesondere des Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit, in Zusammenhang. Tierversuche weisen darauf hin, dass Nikotin bei diesen Prozessen eine entscheidende Rolle spielt.

Giftwirkung von Nikotin

In größeren Mengen ist Nikotin giftig. Die akuten Vergiftungserscheinungen für den Menschen sind dosisabhängig und reichen von Übelkeit und Erbrechen über Atemnot und epileptische Anfälle bis in seltenen Fällen zum Tod.

Die Giftwirkung von Nikotin hängt dabei von vielen Faktoren ab. Dazu gehören die Art der Einnahme (über Lunge, Mund oder Haut), eine eventuell bestehende Gewöhnung, die Entwicklungsphase (Kind, Erwachsener) und der Gesundheitszustand des Konsumenten. Tödlich ist eine Nikotinvergiftung nur in sehr seltenen Fällen, da die Aufnahme von Nikotin über den Mund häufig einen Brechreiz auslöst und so die Aufnahme einer tödlichen Menge verhindert. Aus den wenigen Fällen, in denen Menschen aufgrund absichtlicher oder versehentlicher Nikotinaufnahme gestorben sind, kann abgeleitet werden, dass die für den Menschen tödliche Nikotinmenge bei etwa 6,5 bis 13 mg/kg Körpergewicht liegt. Für einen Erwachsenen mit einem Körpergewicht von 60 kg entspräche demnach die tödliche Dosis 390 bis 780 mg Nikotin.

Gateway-Hypothese

Nikotin als Wegbereiter für weitere Drogenabhängigkeiten

In westlichen Gesellschaften werden Drogen häufig in einer bestimmten Abfolge konsumiert, angefangen mit Nikotin und Alkohol über Marihuana zu Kokain und anderen illegalen Drogen. Die Gateway-Hypothese geht davon aus, dass diese Sequenz des Drogenkonsums darauf beruht, dass "weiche" Drogen wie Nikotin "härteren" Drogen wie Kokain den Weg bereiten. Dabei geht der Effekt nur in eine Richtung: Allein Nikotin verstärkt die Wirkung von Kokain, nicht andersherum.

Verschiedene Tierversuche unterstützen die Gateway-Hypothese, und epidemiologische Studien legen nahe, dass der in Tierstudien aufgezeigte Mechanismus auch beim Menschen greift: Eine Kokainabhängigkeit tritt am häufigsten unter denjenigen Kokainkonsumenten auf, die vor Beginn des Kokainkonsums bereits rauchten. Unter denjenigen, die erst nach dem Kokainkonsum mit dem Rauchen angefangen hatten, waren sehr viel weniger Kokainabhängige.

Weitere Publikationen zum Thema finden Sie unter Downloads.

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