DKFZ Drug Discovery Lab (D3Lab)
- Immunologie, Infektion und Krebs
Prof. Dr. Rienk Offringa
Abteilungsleiter
Die Zielstellung des DKFZ Drug Discovery Laboratory (D3Lab) ist die Valorisierung akademischer Forschungserkenntnisse, die als Grundlage für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze für Krebspatienten dienen können. Unser Fachwissen liegt im Bereich der Critical Path Forschung, die auf die systematische Validierung wissenschaftlicher Konzepte, Hit-to-Lead Wirkstofffindung, In-vitro-/In-vivo-Pharmakologie und die Ausarbeitung eines rationalen Weges zu klinischen Studien ausgerichtet ist.
Unsere Forschung
Das D3Lab ist aus dem DKFZ-Bayer-Immuntherapielabor hervorgegangen, das in den letzten 10 Jahren als Drehkreuz für die immunonkologische (I.O.) Medikamentenentwicklung im Rahmen der strategischen DKFZ-Bayer Allianz fungierte. Während dieser Periode hat unser Labor als Schnittstelle zwischen den akademischen Kollegen am DKFZ und den verschiedenen Funktionen bei Bayer Pharma agiert und dadurch die kulturellen Unterschiede zwischen der akademischen Welt und der Industrie (Valley of Death) überbrückt. Das Ergebnis war eine dynamische Pipeline von mehr als 30 verschiedenen Wirkstoffforschungsprojekten, die auf die Entwicklung von biologischen und niedermolekularen Substanzen abzielten. Bei 4 dieser Projekte war unser Labor an der gesamten Entwicklung beteiligt, von der Target-Validierung über die frühe und späte Phase der Wirkstoffforschung bis hin zur Einreichung von INDs (investigational new drugs).
Seit dem Abschluss der DKFZ-Bayer Allianz Mitte 2024 setzt unser Team diese Aufgabe als D3Lab fort, mit dem Ziel, die im Haus erzielten Forschungsergebnisse so zu verwerten, dass eine effektive klinische Umsetzung möglich ist. Letzteres erfordert in der Regel finanzielle Mittel und eine Infrastruktur, die in der akademischen Forschung nicht zur Verfügung stehen, und daher eine Partnerschaft mit der Pharmaindustrie oder die Gründung eines Spin-offs erforderlich ist. Ein typisches Problem im akademischen Bereich besteht darin, dass Wissenschaftler einen Prioritätspatentantrag mit der Absicht einreichen, die klinische Umsetzung zu ermöglichen, sich dann aber darauf konzentrieren, die Publikation ihres Ergebnisses abzuschließen, um danach die nächste publikationsfähige Geschichte zu entwickeln. Angesichts der publish or perish-Kultur ist dies durchaus nachvollziehbar. Die logische, aber bedauerliche Folge davon ist, dass die weitere Wertschöpfung in Bezug auf die angemeldete intellectual property (IP) auf die lange Bank geschoben wird. Insbesondere die zweieinhalb Jahre nach der Prioritätsanmeldung bieten ein äußerst wichtiges Zeitfenster für die Validierung und Konsolidierung der betreffenden Erfindung(en). Danach tritt die Patentanmeldung in die nationale Phase ein, in deren Rahmen getrennte Anmeldungen in verschiedenen Regionen/Ländern der Welt vorgenommen und verwaltet werden müssen. Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Verwaltung von Patenten recht kostspielig wird.
Fazit: In einem akademischen Umfeld wie dem DKFZ ist die Patentierung von Forschungsergebnissen nur dann nachhaltig, wenn sie sich auf gut fundierte IP-Anmeldungen mit klar definiertem Marktpotenzial beschränkt. Die Verfolgung von Patenten, die diesen Standards nicht entsprechen, ist eine notorisch unwirtschaftliche Praxis. Um ein wachsendes Patentportfolio ohne Ertragspotenzial zu vermeiden, muss die Go/No-Go Anforderung für jede Prioritätsanmeldung einen genau definierten Plan zur Validierung und Konsolidierung des betreffenden IP beinhalten. Ein erhebliches Hindernis bei der Umsetzung dieses Plans ist die Tatsache, dass akademische Wissenschaftler nicht mit der Critical Path-Forschung vertraut sind, deren Regeln sich stark von den üblichen präklinischen Untersuchungen unterscheiden. Hier kann unser D3Lab-Team auf der Grundlage konkreter praktischer Erfahrungen beraten und konkrete experimentelle Beiträge leisten. Der Tätigkeitsbereich des Labors wurde auf die Entdeckung von Krebsmedikamenten ausgedehnt, da die Flitterwochen der I.O. vorüber sind. Folglich hat sich der Schwerpunkt der Wirkstoffforschung zurück auf Mechanismen verlagert, die sich direkt auf die Malignität von Tumorzellen auswirken. Angesichts der experimentellen und konzeptionellen Komplexität der I.O. Forschung, insbesondere im Hinblick auf die In-vivo-Pharmakologie, stellt dies für unser Team kein Hemmnis dar.
Das zweite Haupthindernis bei der Umsetzung der Critical Path Forschung ist jedoch schwieriger zu überwinden. Tatsächlich fehlen derzeit sowohl für individuelle Wissenschaftler als auch für akademische Einrichtungen wirksame Anreize für Anstrengungen und die Verwendung von Ressourcen zur Erreichung dieses Ziels. Trotz aller guten Absichten, die Patientenversorgung zu verbessern, ist das primäre Kriterium für die Bewertung von Forschungsleistungen immer noch die Anzahl und der Impact von akademischen, peer-reviewed Publikationen.
Die Entscheidung des DKFZ-Vorstandes beim Abschluss der DKFZ-Bayer-Allianz, die Weiterführung unseres Labors zu unterstützen, ist ein Zeichen dafür, dass diese Themen derzeit auf der Agenda des DKFZ stehen. Im Zusammenhang mit unserer neuen Mission konzentriert sich das D3Lab-Team derzeit auf drei Schwerpunkte:
Management des ehemaligen DKFZ-Bayer-Portfolios, das derzeit 8 Projekte umfasst, insbesondere durch Klärung kritischer Fragen zur experimentellen Validierung und zum Vermarktungswert. Bis Ende 2025 sollen auf der Grundlage der oben genannten Kriterien Go/No-Go Entscheidungen über die Fortführung dieser Projekte und die Aufrechterhaltung des entsprechenden geistigen Eigentums getroffen werden.
Zusammenarbeit mit ausgesuchten DKFZ-Kollegen bei innovativen Wirkstoffforschungsprojekten mit dem Ziel der Validierung der zugrunde liegenden Konzepte (bisher wurden 2 Projekte initiiert)
Orchestrierung eines systematischen Austauschs mit der Abteilung Innovationsmanagement des DKFZ, der eine kritische Bewertung des bestehenden IP-Portfolios sowie die Einrichtung eines neuen Workflows umfasst, der den DKFZ-Wissenschaftlern bei der Anmeldung und Konsolidierung von neuem IP als Orientierungshilfe dienen soll.
Team
7 Mitarbeiter:innen
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Dr. Rafael Carretero
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Dr. Alejandro Hernandez Sanchez
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Kai Kipfstuhl
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Dylan Knopf
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Anette Merling
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Sabine Schmitt
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Tihomira Shatova
Publikationen
Mowat J, Carretero R, Leder G, Aiguabella Font N, Neuhaus R, Berndt S, Günther J, Friberg A, Schäfer M, Briem H, Raschke M, Miyatake Ondozabal H, Buchmann B, Boemer U, Kreft B, Hartung IV, Offringa R.
Kober C, Roewe J, Schmees N, Roese L, Roehn U, Bader B, Stoeckigt D, Prinz F, Gorjánácz M, Roider HG, Olesch C, Leder G, Irlbacher H, Lesche R, Lefranc J, Oezcan-Wahlbrink M, Batra AS, Elmadany N, Carretero R, Sahm K, Oezen I, Cichon F, Baumann D, Sadik A, Opitz CA, Weinmann H, Hartung IV, Kreft B, Offringa R, Platten M,
Offringa R, Kötzner L, Huck B, Urbahns K.
Pinkert J, Boehm HH, Trautwein M, Doecke WD, Wessel F, Ge Y, Gutierrez EM, Carretero R, Freiberg C, Gritzan U, Luetke-Eversloh M, Golfier S, Von Ahsen O, Volpin V, Sorrentino A, Rathinasamy A, Xydia M, Lohmayer R, Sax J, Nur-Menevse A, Hussein A, Stamova S, Beckmann G, Glueck JM, Schoenfeld D, Weiske J, Zopf D, Offringa R, Kreft B, Beckhove P, Willuda J.
Offringa R, Glennie MJ.