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HPV-positiv – kein Zeichen für Untreue!

Nr. 35k | 17.06.2024 | von jg

Eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) ist in der Bevölkerung weitverbreitet. Da sie sexuell übertragen wird, fragen sich viele Menschen, die einen positiven Befund erhalten haben, ob der Partner oder die Partnerin untreu war und als Ursache für die Infektion ein anderer sexueller Kontakt infrage kommt. Diese Schlussfolgerung greift zu kurz, so der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.

Humane Papillomviren
© Zentgraf/DKFZ

„Wir wollten im Herbst heiraten – und jetzt das!" – so eine aufgebrachte Ratsuchende im Telefonat mit einer Ärztin des Krebsinformationsdienstes (DKFZ). Sie hatte einen positiven HPV-Befund erhalten und verdächtigte nun ihren Partner, die Infektion durch einen sexuellen Kontakt außerhalb der Beziehung auf sie übertragen zu haben. HP-Viren können unter anderem Gebärmutterhalskrebs auslösen. Allerdings erkrankt weniger als eine von 100 Frauen, die mit einem Hochrisiko-Typ infiziert sind, im Durchschnitt etwa 15 Jahre nach dem Zeitpunkt der Infektion an Gebärmutterhalskrebs.

Klipp und klar
Der Nachweis einer HPV-Infektion ist kein Zeichen von Untreue. Wann oder bei wem eine Ansteckung erfolgt ist, lässt sich meistens nicht mehr nachvollziehen. Denn eine HPV-Infektion verläuft in der Regel symptomlos. Sie wird vom Immunsystem entweder nach einiger Zeit überwunden oder kann chronisch werden und dann über viele Jahre unbemerkt vorliegen. Fakt ist, dass sich die meisten sexuell aktiven Menschen irgendwann einmal in ihrem Leben mit den HP-Viren infizieren und das oft schon beim ersten sexuellen Kontakt.

Übertragungswege
Über 200 verschiedene HPV-Typen sind bekannt. Etwa 40 davon befallen vor allem die Geschlechtsorgane und den After. Sie werden hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr jeglicher Art, zum Beispiel auch durch Oralsex, übertragen. Nur bei einem kleinen Anteil der Frauen mit länger andauernden Infektionen kommt es tatsächlich zu Gewebeveränderungen, die Krebsvorstufen für Gebärmutterhalskrebs sein können.

HPV-Test: Infektion ja oder nein?
Einen positiven HPV-Test erhält man in der Regel im Rahmen der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. HPV-Tests werden seit 2020 bei allen Frauen ab 35 Jahren empfohlen – alle 3 Jahre und kombiniert mit der Abstrichuntersuchung (PAP-Abstrich). Anders als beim PAP-Abstrich, bei dem die Zellen auf mögliche Veränderungen ihrer Struktur untersucht werden, kann mit dem HPV-Test die Infektion mit den Viren und ihre Menge, die sogenannte Viruslast, bestimmt werden. Auch ein geschwächtes Immunsystem zum Zeitpunkt der Durchführung des Tests kann eine Rolle spielen. Denn dann können die HP-Viren vermehrt auftreten und so die Nachweisgrenze des HPV-Tests überschreiten. „Die Folge ist dann ein positiver HPV-Befund, der aber nicht mit einer Krebsvorstufe oder gar Krebs gleichzusetzen ist", erläutert Dr. med. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. „Eine HPV-Infektion allein erfordert keine Behandlung", erklärt Weg-Remers weiter: „Sicherheitshalber wird bei länger anhaltender Infektion genauer untersucht, ob tatsächlich Gewebeveränderungen vorliegen. Ist das nicht der Fall, kann Entwarnung gegeben werden."
Der Krebsinformationsdienst beantwortet alle Fragen zum Thema Krebs, per Telefon täglich von 8 bis 20 Uhr unter 0800-420 30 40 oder per E-Mail (krebsinformationsdienst@dkfz.de) – kostenlos, verständlich und auf dem aktuellen Stand des Wissens. Viele Informationen finden Interessierte auch auf der Website www.krebsinformationsdienst.de.

Noch ein Tipp
HPV-Infektionen sind keine klassischen Geschlechtskrankheiten. Es besteht also keine Informationspflicht gegenüber dem Sexualpartner oder der Sexualpartnerin. Dennoch kann es sinnvoll und hilfreich sein, in einer Beziehung offen über Befunde, wie einen positiven HPV-Test, zu sprechen. Übrigens: Nach Aufklärung durch die Ärztinnen und Ärzte des Krebsinformationsdienstes und Gesprächen mit ihrem Partner läuten bei der oben erwähnten Ratsuchenden nach eigenen Angaben im Herbst nun doch die Hochzeitsglocken.

Aktuelle Informationen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs stellt der Krebsinformationsdienst auf einem Infoblatt zur Verfügung, online unter https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-gebaermutterhalskrebs-frueherkennung.pdf 

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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