Auch 2021 weniger Krebsneuerkrankungen in Baden-Württemberg gemeldet als vor der Pandemie
Bereits im zweiten Jahr in Folge wurde in Baden-Württemberg bei weniger Menschen eine Krebserkrankung festgestellt als vor der Corona-Pandemie: Für 2021 ermittelte das Krebsregister Baden-Württemberg eine um acht (Frauen) bzw. zwölf Prozent (Männer) niedrigere Neuerkrankungsrate als im Jahr 2019. Was scheinbar nach einer guten Nachricht klingt, macht vielmehr deutlich, dass sich die Pandemie 2021 noch stärker auf die erfasste Krebsinzidenz ausgewirkt hat als im Vorjahr.
Experten hatten bereits zu Beginn der COVID-19-Pandemie vor Verzögerungen in der Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen gewarnt. Als Ursachen dafür wurden zum einen die Überlastung der Kliniken und anderer medizinischer Einrichtungen genannt. Zum anderen war schon früh abzusehen, dass viele Menschen aus Sorge vor einer Ansteckung die Früherkennungsuntersuchungen meiden.
Dass sich diese Befürchtung bewahrheitet hat, machten die Zahlen deutlich, die das Krebsregister Baden-Württemberg schon im vergangenen Herbst für das Jahr 2020 veröffentlicht hat: Demnach kam es 2020 zu einem Rückgang der erfassten Krebsneuerkrankungen um sieben Prozent – im Vergleich zu den Referenzjahren 2018 und 2019.
Die Epidemiologen hatten vermutet, dass dem Rückgang der Inzidenz in 2020 ein Anstieg der Krebsdiagnosen im darauffolgenden Jahr folgen würde. Doch die aktuellen Auswertungen des Krebsregisters Baden-Württemberg belegen das Gegenteil: Mit einem Rückgang von 8 Prozent bei Frauen sowie 12 Prozent bei Männern im Vergleich zu 2019 wirkte sich die Pandemie 2021 noch stärker auf die Krebsinzidenz aus als 2020. Die Krebsdiagnosen gingen in allen Altersklassen zurück, insbesondere aber bei Menschen ab einem Alter von 75 Jahren.
Für die aktuelle Auswertung wurden die vier häufigsten Krebsarten Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungen- und Darmkrebs berücksichtigt. Besonders drastisch ging demnach die Zahl der Darmkrebsfälle zurück, nämlich um 16 Prozent bei Männern und um 17 Prozent bei Frauen (im Vergleich zu 2019). Lungenkrebs bei Männern wurde 9 Prozent seltener diagnostiziert, bei Frauen kam es im Vergleich zu 2019 zu keinem Rückgang. Der Rückgang der Brustkrebsdiagnosen um 7 Prozent betraf nur Frauen im Alter von über 75 Jahren. Beim Prostatakarzinom blieb die Inzidenz 2021 in etwa auf demselben Niveau wie 2019.
„Der anhaltende Einbruch der Krebsinzidenz auch in 2021 bedeutet, dass erneut Krebsdiagnosen verpasst oder verzögert wurden. Werden diese Krebsfälle zu einem späteren Zeitpunkt diagnostiziert, sind die Erkrankungen weiter fortgeschritten und vermutlich häufiger in einem späteren, schlechter heilbaren Stadium", sagt Volker Arndt, Leiter des Epidemiologischen Krebsregisters Baden-Württemberg.
Quelle: Krebsregister Baden-Württemberg,
https://www.krebsregister-bw.de/fileadmin/user_upload/filemount/allgemein/download/04Forschung/Auswirkung_von_Corona_BW_Update_20230421.pdf
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.