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INDICATE – neue Initiative hilft bei Bestimmung des Krebsrisikos

Nr. 62c | 28.10.2022

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS), am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), am Universitätsklinikum Heidelberg und an der Universität Heidelberg haben eine neue Initiative ins Leben gerufen: INDICATE soll die Rolle des Humanen Leukozytenantigen-Systems (HLA) als Risikofaktor bei genetisch bedingten Krebsarten genauer unter die Lupe nehmen.

Den Humanen Leukozytenantigen-Molekülen (HLA) fällt eine Schlüsselrolle bei der Erkennung von Tumorzellen durch das Immunsystem zu.
© Wikimedia Commons, Emw

Eine genetisch bedingte Veranlagung ist der wichtigste messbare Risikofaktor für die Entwicklung von Krebs bei jungen Menschen, und Betroffene bedürfen einer speziellen medizinischen Krebsvorsorge. Die am häufigsten auftretende erbliche Veranlagung ist das sogenannte Lynch-Syndrom, von dem ungefähr 400.000 Personen in Deutschland und 3,5 Millionen europaweit betroffen sind. Die Trägerinnen und Träger haben ein signifikant höheres Risiko, bereits früh Tumoren im Darm und, bei Frauen, in der Gebärmutter zu entwickeln. Dabei variiert dieses Risiko jedoch sogar innerhalb einer Familie stark und liegt zwischen 30-80 Prozent.

„Eine präzisere Einschätzung des Krebsrisikos würde einen personalisierten Ansatz für die Prävention beim Lynch-Syndrom ermöglichen", sagt Aysel Ahadova, Tumorbiologin und Projektkoordinatorin von INDICATE in Heidelberg. INDICATE-Projektleiter Matthias Kloor fügt hinzu: „Eine wesentliche Eigenschaft des Lynch-Tumors ist, dass er eine starke anti-tumorale Immunantwort hervorruft. Dabei fällt den Humanen Leukozytenantigen-Molekülen (HLA) eine Schlüsselrolle beim Erkennen von Tumorzellen durch das Immunsystem zu."

Bereits in einer früheren Studie konnte ein interdisziplinäres Team der Abteilung für Angewandte Tumorbiologie (Universitätsklinikum Heidelberg und DKFZ) und der Forschungsgruppe „Data Mining and Uncertainty Quantification" am HITS zeigen, dass der individuelle HLA-Typ eines Menschen das Potenzial seines Immunsystems beeinflussen kann, Krebszellen zu eliminieren. In einem zweiten Schritt soll nun untersucht werden, ob dieser Einfluss sich in dem individuellen Krebsrisiko von Trägerinnen und Trägern der Anlage für das Lynch-Syndrom widerspiegeln könnte.

„Die Verbindung bestimmter HLA-Typen mit der Anfälligkeit für Krankheiten, besonders Virusinfektionen, konnte bereits nachgewiesen werden. Beim Thema Krebs ist dieser Aspekt jedoch noch wenig erforscht. Das Lynch-Syndrom ist ideal, um dieser Frage zum ersten Mal systematisch auf den Grund zu gehen", sagt DMQ-Gruppenleiter Vincent Heuveline. „Datenanalyse und mathematische Modellierung sind hierbei der Schlüssel zur Quantifizierung des Einflusses, den der HLA-Typ auf das Krebsrisiko hat", erklärt Saskia Haupt, Mathematikerin und Koordinatorin der mathematischen Modellierung bei INDICATE.

Um die Rolle des individuellen HLA-Typs bei der Bestimmung des Krebsrisikos für Lynch-Syndrom-Träger zu bestimmen, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das internationale Forschungsprojekt INDICATE ins Leben gerufen, das zentral von Heidelberg aus koordiniert wird (INDICATE, Individual Cancer risk by HLA Type, indicate-lynch.org).
Die Klaus Tschira Stiftung unterstützt INDICATE im Rahmen des interdisziplinären Projekts „Mathematics in Oncology", das neue Synergien zwischen Mathematik und Medizin schaffen und das innovative Forschungsprofil von Heidelberg als Wissenschaftsstandort schärfen soll.

Quelle: Pressemitteilung des HITS

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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