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Zum Tod von Günther Schütz

Nr. 37c2 | 02.06.2020 | von Koh

Das Deutsche Krebsforschungszentrum trauert um Günther Schütz, einen großen Wissenschaftler und hoch angesehen ehemaligen Kollegen, der am 28. Mai im Alter von 80 Jahren verstorben ist.

Günther Schütz
© DKFZ

Von 1980 bis 2008 leitete Günther Schütz im DKFZ die Abteilung „Molekularbiologie der Zelle I". Mit Erreichen des Ruhestandsalters übernahm er 2008 eine der gerade neu ins Leben gerufenen Helmholtz-Seniorprofessuren, die er bis Ende 2015 innehatte.

Günther Schütz' Forschung drehte sich während seiner gesamten Laufbahn überwiegend um die eine Frage: Wie steuern Steroidhormone und ihre Rezeptoren die Aktivität von Genen und wie nehmen sie damit Einfluss auf die Entwicklung von Organismen? Auf diesem Gebiet galt er als eine der international führenden Größen. Weltweit können nur wenige Fachkollegen eine vergleichbare Forschungs- und Publikationsleistung vorweisen.

Um die Aufgaben und die Funktionsweise der Kernrezeptoren zu charakterisieren, nutzten Schütz und seine Mitarbeiter bereits sehr früh und überaus erfolgreich die gerade aufkommenden Methoden der Gentechnik, um in Mäusen die Gene dieser Rezeptoren gezielt auszuschalten. Anschließend konnten sie untersuchen, wie sich der Verlust auf die Tiere auswirkt. Da aber Mäuse oft nicht lebensfähig sind, wenn diese wichtigen Rezeptoren vollständig fehlen, nutzte und entwickelte Schütz hochinnovative molekularbiologische Methoden, um die Rezeptorgene gezielt nur in bestimmten Zelltypen oder unter bestimmten Bedingungen abzuschalten.

Viele von Günther Schütz' Forschungsergebnissen haben heute bereits Einzug gehalten in die Lehrbücher der molekularen Zellbiologie: Wir verdanken ihm das Wissen, wie Kernrezeptoren die Embryonal- und Nervenentwicklung steuern oder wie Geschlechtshormone die Gehirnfunktion beeinflussen. Schütz und seine Kollegen erforschten die molekularen Grundlagen des Lernens und Erinnerns, der Drogenabhängigkeit oder – in seinen späteren Arbeiten – Schlüsselmoleküle, die für die Entstehung von Hirntumoren verantwortlich sind.

Seine über 450 Publikationen, darunter großenteils Arbeiten in renommierten Zeitschriften wie Cell, Nature, Neuron oder Genes & Development, genießen in Fachkreisen höchstes Ansehen. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören neben dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis die Europäische Medaille der „Society of Endocrinology" und der Max-Planck-Forschungspreis für Internationale Kooperation. Er war Mitglied in zahlreichen Akademien und wissenschaftlichen Vereinigungen, etwa in der „Academia Europaea" oder in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Günther Schütz galt unter den Kollegen als Wissenschaftler, für den Forschung nicht nur Profession, sondern Leidenschaft war: Bekannt war sein breites Interesse an einer Vielfalt von Disziplinen der Lebenswissenschaften. Er engagierte sich als großzügiger Förderer begabter Mitarbeiter: Junge Talente auf ihrem Weg in die wissenschaftliche Selbstständigkeit zu begleiten, war ihm gleichermaßen Verpflichtung und Freude, und zahlreiche seiner ehemaligen Mitarbeiter besetzen heute weltweit renommierte Lehrstühle für Molekularbiologie.

Günther Schütz hatte während seiner gesamten Heidelberger Zeit wesentlichen Anteil daran, dass das DKFZ einen exzellenten wissenschaftlichen Ruf aufbauen und verfestigen konnte. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des DKFZ trauern um einen herausragenden und hochgeschätzten ehemaligen Kollegen.

Günther Schütz, 1940 im hessischen Bad Schwalbach geboren, hat in Frankfurt, Bern und Gießen Medizin studiert und am Institut für Physiologische Chemie der Universität Marburg promoviert. Nach seiner Tätigkeit als Medizinalassistent an der Freien Universität (FU) Berlin nutzte er im Jahr 1969 die Chance, mit Stipendien der DFG und der Fulbright Commission an die Columbia University in New York zu gehen, wo er sechs Jahre forschte - zuletzt als Assistant Professor. Von 1975 bis 1980 leitete er eine Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin und habilitierte in Physiologischer Chemie an der FU Berlin. 1980 erhielt Günther Schütz den Ruf ans DKFZ als Leiter der Abteilung „Molekularbiologie der Zelle I". Schütz war außerdem Professor für Molekularbiologie an der Universität Heidelberg.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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