Hautkrebsgefahr im Nagelstudio? Wissenschaftler bewerten das Risiko unterschiedlich.
Ob klassisch, neon-bunt oder kunstvoll verziert – professionell lackierte und modellierte Nägel gelten als modischer Hingucker. Die Schattenseite: Die ultraviolette Strahlung der Lampen, mit denen die Pracht üblicherweise gehärtet oder getrocknet wird, steht in dem Verdacht, das Risiko für weißen Hautkrebs zu erhöhen. Die Wissenschaftler schätzen die individuelle Gefahr sehr unterschiedlich ein, empfehlen aber unabhängig von ihren Untersuchungsergebnissen Schutzmaßnahmen zur Vorbeugung. Dieser Empfehlung schließt sich auch der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums an.
In einer aktuellen Befragung* von 415 australischen Frauen glaubten 72 Prozent an ein erhöhtes Krebsrisiko aufgrund von UV-A-Lampen im Nagelstudio. 82 Prozent der Befragten waren bereit, umgehend auf die Nagelmodellage zu verzichten, sollte sich dieser Verdacht bewahrheiten.
Auf Nummer sicher
Grundsätzlich wird UV-A-Licht als krebserregend eingestuft, allerdings in Abhängigkeit von Dauer und Stärke der Bestrahlung. Je kürzer die Einwirkzeit, desto geringer die Hautschädigung. Trotzdem empfiehlt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes: „Wer nicht auf modellierte Nägel verzichten will, der sollte beim Besuch im Nagelstudio UV-Schutzmaßnahmen ergreifen, um sein Risiko so gering wie möglich zu halten. Verwenden Sie Sun-Blocker oder Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch fingerlose Handschuhe stellen einen Schutz dar." Der Krebsinformationsdienst beantwortet alle Fragen zum Thema Krebs und Krebsrisiken kostenlos. Telefonisch sind die Ärztinnen und Ärzte täglich von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr unter 0800-420 30 40 und unter krebsinformationsdienst@dkfz.de auch per E-Mail erreichbar. Auch ein Blick auf die Webseiten www.krebsinformationsdienst.de lohnt sich.
Risiko vernachlässigbar?
Unter Wissenschaftlern wird der mögliche Zusammenhang zwischen den UV-A-Lampen und der Entstehung von Hautkrebs kontrovers diskutiert. Für ein geringes Krebsrisiko sprechen folgenden Ergebnisse: Nach einem mathematischen Modell müssten zehn- oder gar hunderttausend Individuen regelmäßig eine der üblichen UV-Lampen verwenden, bis sich bei einer Person ein Hautkrebskarzinom auf dem Handrücken entwickeln würde. Eine wissenschaftliche Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass 13.700 Sitzungen mit starken bis mittelstarken UV-Lampen gleichzusetzen sind mit der Belastung, die bei einer einzigen Phototherapie-Anwendung zur Behandlung von Hauterkrankungen wie Schuppenflechte entsteht.
Oder ein ernst zu nehmendes Problem?
Andere Stimmen warnen, das Risiko nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn, so das Fazit einer Studie, nur zehn Minuten Bestrahlung mit der UV-Lampe entsprechen annähernd der empfohlenen maximalen Strahlendosis eines ganzen Tages. Eine andere Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass es, je nach verwendeter Lampe, bereits nach acht Nagelstudiobesuchen zu DNA-Schädigungen kommen kann. Problematisch kann auch eine ungleiche Verteilung der Strahlung mit sehr unterschiedlichen UV-A-Dosen an verschiedenen Hautstellen sein.
Einig ist man sich aber bei der Empfehlung für die Praxis: So lange keine abschließenden Ergebnisse vorliegen, sollten auf jeden Fall die empfohlenen Schutzmaßnahmen getroffen werden.
*Bollard SM et al. (2018). Skin cancer risk and the use of UV nail lamps. Australas J Dermatol. 2018 Mar 28. doi: 10.1111/ajd.12806. [Epub ahead of print]
Nutzungshinweis für Bildmaterial zu Pressemitteilungen
Die Nutzung ist kostenlos. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) gestattet die einmalige Verwendung in Zusammenhang mit der Berichterstattung über das Thema der Pressemitteilung bzw. über das DKFZ allgemein. Bitte geben Sie als Bildnachweis an: „Quelle: Pixabay-1365552".
Eine Weitergabe des Bildmaterials an Dritte ist nur nach vorheriger Rücksprache mit der DKFZ-Pressestelle (Tel. 06221 42 2854, E-Mail: presse@dkfz.de) gestattet. Eine Nutzung zu kommerziellen Zwecken ist untersagt.
Der Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums beantwortet alle Fragen rund um das Thema Krebs – am Telefon (0800-420 30 40), per E-Mail (krebsinformationsdienst@dkfz.de) sowie in persönlichen Sprechstunden in Heidelberg und Dresden. Das geschulte Ärzteteam geht mit fundierten fachlichen Informationen auf individuelle Fragen ein. Die Internetseite www.krebsinformationsdienst.de liefert aktuelles Wissen, nützliche Tipps und Adressen. Mit eigener Telefonnummer (0800-430 40 50) und E-Mail-Adresse (kid.med@dkfz.de) ist der KID auch Anlaufstelle für medizinische Fachkreise. Der Krebsinformationsdienst ist ein kostenfreies Angebot des Deutschen Krebsforschungszentrums. Er kann daher unabhängig informieren, frei von Interessenkonflikten und ohne Werbung.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.