Der erste Alkoholatlas des DKFZ
Alkoholkonsum verursacht der Gesellschaft direkte und indirekte Kosten von rund 39 Milliarden Euro im Jahr. Dem gegenüber stehen Einnahmen durch die Alkoholsteuer von nur 3,2 Milliarden Euro. Doch wer trinkt und in welchem Maße? Riskanter Alkoholkonsum ist in gehobenen sozioökonomischen Schichten stärker verbreitet als etwa unter Arbeitslosen. Darüber hinaus gibt es enorme regionale Unterschiede beim Trinkverhalten und bei den gesundheitlichen Folgeschäden.Erster Alkoholatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) bietet umfassende Informationen rund um das Thema Alkohol.
Drogenbeauftragte der Bundesregierung: „Ein wertvolles Grundlagenwerk und eine gute Basis für unsere Präventionsarbeit!"
Gefördert durch das Bundesgesundheitsministerium und auf Initiative der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) den ersten Alkoholatlas herausgebracht.
Darin wird deutlich, dass sich bei den Erwachsenen in allen Altersgruppen ein deutlicher Zusammenhang zwischen Sozialstatus und Häufigkeit des Alkoholkonsums abzeichnet. In höheren sozialen Schichten ist er mehr verbreitet als in niedrigeren. So konsumieren rund 70 Prozent der Männer mit hohem Sozialstatus mindestens einmal in der Woche Alkohol, 58 Prozent der Männer mit mittlerem Sozialstatus und nur 49 Prozent der Männer mit niedrigem Sozialstatus.
Von den Frauen mit hohem Sozialstatus trinkt rund die Hälfte mindestens wöchentlich Alkohol und 21 Prozent trinken wöchentlich sogar riskante Mengen. Von den Frauen mit niedrigem Sozialstatus konsumiert lediglich ein Viertel mindestens wöchentlich Alkohol und nur rund neun Prozent tun dies in riskanten Mengen. Ein riskanter Konsum bedeutet: Pro Tag nehmen Frauen mehr als ein Glas Bier (0,3l) oder 0,1l Wein, bzw. Männer mehr als zwei Gläser (0,6l) Bier oder 0,2l Wein zu sich. Insgesamt ist die Anzahl derer, die Alkohol in gesundheitlich problematischer Menge zu sich nehmen, enorm – allein in Deutschland gilt der Alkoholkonsum von etwa 9,5 Millionen Menschen als riskant. Ganz ohne Alkohol leben in Deutschland nur knapp drei Prozent der Erwachsenen.
„Das Problembewusstsein ist beim Thema Alkoholkonsum nach wie vor zu niedrig", so die Drogenbeauftragte Marlene Mortler. „Jedes Jahr sterben bei uns mehr als 20.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums, etwa 10.000 Kinder kommen jedes Jahr alkoholgeschädigt auf die Welt und etwa 2,65 Millionen Kinder haben mindestens einen alkoholkranken Elternteil. Um für die dramatischen Folgen eines unkontrollierten Alkoholkonsums zu sensibilisieren, habe ich die „Kinder aus suchtbelasteten Familien" dieses Jahr in den Mittelpunkt meiner Arbeit gerückt. Mit dem jetzt erschienenen Alkoholatlas legt das DKFZ einen umfassenden Überblick über die Verbreitung des Alkoholkonsums in Deutschland, über seine Folgen und die Spannbreite der international diskutierten Handlungsoptionen vor. Wir leisten damit auch einen Beitrag zur aktuellen Debatte in der Europäischen Union – die estnische Ratspräsidentschaft hat das gemeinsame Vorgehen gegen den Alkoholmissbrauch weit oben auf die politische Agenda gesetzt. Jedem muss klar sein: Alkohol ist bestenfalls ein Genussmittel, jedoch absolut kein Lebensmittel, welches wie die Butter zum Brot gehört."
Mit dem Alkoholatlas Deutschland 2017 weist das Deutsche Krebsforschungszentrum auf die Bedeutung von Alkohol als Risikofaktor für Krebs und zahlreiche andere Erkrankungen hin sowie auf die schwerwiegenden Folgen des riskanten Alkoholkonsums für die Gesellschaft. Darüber hinaus bietet er Informationen zu Herstellung und Marketing, sozialen und ökonomischen Aspekten des Alkoholkonsums sowie geeigneten Präventionsmaßnahmen. Mit dem Alkoholatlas schließt das DKFZ an den renommierten Tabakatlas an, der Medien und Öffentlichkeit umfassend über das Thema Rauchen informiert.
Prof. Dr. Michael Baumann, der Vorstandvorsitzende des DKFZ, sagt: „Der Alkoholatlas fasst zahlreiche Daten, die ansonsten über verschiedene Fachpublikationen verteilt sind, verständlich in einem einzigen Werk zusammen und macht sie so einem breiten Publikum zugänglich. Der Atlas soll als umfassendes, anschauliches Grundlagenwerk der Politik und der Bevölkerung fundiertes Wissen über die Probleme des Alkoholkonsums liefern und zu einer gesellschaftlichen Debatte anregen. So kann er als wichtige Grundlage für Maßnahmen zur Alkohol- und Krebsprävention dienen."
Deutschland liegt mit einem Konsum von 11 Litern Reinalkohol pro Jahr und Person im Alter von 15 Jahren und älter etwas über dem durchschnittlichen Alkoholkonsum der EU-Mitgliedstaaten von 10,6 Litern. Seit mehreren Jahren sinkt jedoch der Alkoholkonsum insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Heute trinkt nur noch jeder 10. Jugendliche zwischen 12 und 17 regelmäßig Alkohol. Vor 15 Jahren waren es noch fast doppelt so viele. Außerdem nehmen Jugendliche zunehmend Abstand vom gefährlichen „Komasaufen". Diesen Trend zu einem moderaten Alkoholkonsum gilt es, durch geeignete Präventionsmaßnahmen zu unterstützen, um die gravierenden gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen des riskanten Alkoholkonsums zu verringern.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie auch unter www.drogenbeauftragte.de sowie unter www.dkfz.de.
Interessante Daten aus dem Alkoholatlas bietet die Kurzübersicht:
http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutschland-2017_Auf-einen-Blick.pdf
Erhältlich ist der Alkoholatlas über folgenden Link: http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutschland-2017_Doppelseiten.pdf
sowie über den Buchhandel.
Journalisten können ein Freiexemplar des Alkoholatlas anfordern unter:
presse@dkfz.de
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
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