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DKTK Essen / Düsseldorf: Essener Ärzte erhalten Auszeichnung für die besten Studien zur Krebsentstehung und Behandlung

Prof. Helmut Oettle (Stellvertretender Vorsitzender), Prof. Volker Heinemann (AIO Vorsitzender), Prof. Jens Siveke (Preisträger) und Prof. Florian Lordick (Laudator)
Prof. Helmut Oettle (Stellvertretender Vorsitzender), Prof. Volker Heinemann (AIO Vorsitzender), Prof. Jens Siveke (Preisträger) und Prof. Florian Lordick (Laudator)

Gleich zwei Wissenschaftler im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK*) wurden mit dem höchsten Preis der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der deutschen Krebsgesellschaft ausgezeichnet. Die Ärzte Wilfried Eberhardt und Jens Siveke der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) des Universitätsklinikums Essen (UK Essen) erhalten die Preise für die „beste wissenschaftliche Publikation“ und die „beste klinische Studie“ für ihre Forschung an Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als eine der aggressivsten Krebserkrankungen. Besonders das sogenannte duktale Pankreaskarzinom ist kaum behandelbar, weil die Tumorzellen gegen verfügbare Medikamente schnell resistent werden. Einem Forscher-Team unter Leitung von Professor Jens Siveke in Kooperation mit der Stanford University ist es jetzt gelungen, eine neuartige epigenetische Behandlungsstrategie beim Pankreaskarzinom zu beschreiben. Epigenetische Mechanismen sind an der Regulation von Genen und zellulären Prozessen in Tumoren beteiligt, ohne dass das Erbgut (z.B. durch Mutationen) verändert wird. Für die im Fachmagazin Nature Medicine veröffentlichte Studie erhält Jens Siveke den AIO-Wissenschaftspreis für die beste Publikation zur „präklinischen/experimentellen Krebsforschung“. Mit Hilfe der Genschere CRISPR/CAS9 und bestimmten Hemmstoffen konnten die Wissenschaftler die Tumorzellen so umprogrammieren, dass sie für Therapeutika wieder angreifbar wurden. „Aufgrund des starken anti-tumoralen Effektes einer Kombinationstherapie mit zwei epigenetisch wirksamen Medikamenten sind wir zuversichtlich, einen erfolgversprechenden neuen Ansatz für die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs gefunden zu haben“, freut sich Jens Siveke, der in diesem Jahr eine DKTK-Professur für Translationale Onkologie Solider Tumore am Universitätsklinikum Essen übernommen hat. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler das neue Wirkprinzip in klinischen Studien prüfen, um solche Tumoren zu identifizieren, die sich damit besonders gut bekämpfen lassen.

Der AIO-Preis für die „beste Publikation in der klinischen Krebsforschung“ ging bereits zum zweiten Mal an Dr. Wilfried Eberhardt. Der Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Westdeutschen Tumorzentrum des Universitätsklinikums Essen und seine Kollegen wurden damit für die Studie ESPATÜ, eine der weltweit größten Phase III-Studien bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen, ausgezeichnet. Gefördert wurde die Studie von der Deutschen Krebshilfe. Allein in Deutschland erkranken rund 52.000 Menschen jährlich an Krebs der Lunge und Bronchien. Durch Kombination einer intensivierten Chemotherapie mit einer simultanen Chemostrahlentherapie und Operation konnten die Wissenschaftler über 40% der Patienten langfristig von ihrer Krankheit befreien. „Die Publikation basiert auf der mehr als 25 Jahre langen engen interdisziplinären Zusammenarbeit der Inneren Klinik (Tumorforschung), der Klinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Essen und der Abteilung für Thoraxchirurgie der Ruhrlandklinik“, betont Eberhardt, Leiter und Erstautor der Studie. „Die umfänglichen Daten werden uns zudem helfen, Therapiepläne künftig noch individueller auf Patienten abzustimmen.“

Mit drei weiteren deutschen Kollegen aus Heidelberg, Oldenburg und Frankfurt erhält Wilfried Eberhardt zugleich auch den Preis für die „Innovativste klinische Studie in der soliden Onkologie“. Die AIO Jury würdigte damit die gemeinsame Konzeption und Leitung der CRISP-Registerstudie bei fortgeschrittenem Nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom. Mehr als 8000 Patienten in Deutschland sollen in den nächsten sechs Jahren hinsichtlich Therapieverlaufs, Diagnostik und Lebensqualität analysiert werden.

Auch Prof. Dr. Martin Schuler, Direktor der Inneren Klinik (Tumorforschung) des Universitätsklinikums Essen und Sprecher des DKTK-Partnerstandorts Essen/Düsseldorf freut sich über diese Auszeichnungen: „Die Würdigung der herausragenden Forschungsleistungen zweier Wissenschaftler unseres Standorts bestätigt die Strategie, am Universitätsklinikum Essen experimentelle und klinische Krebsforschung zum Nutzen der Patienten zu verbinden. Dies ist Prof. Siveke und Dr. Eberhardt in beispielhafter Weise gelungen.“

Der Preis wurde im Rahmen des 13. AIO-Herbstkongresses innerhalb der Deutschen Krebsgesellschaft am 18. November in Berlin verliehen. Mit dem AIO–Wissenschaftspreis werden jährlich innovative Arbeiten auf dem Gebiet der Internistischen Onkologie zu den Themen Pathogenese, Pathophysiologie, diagnostische und prognostische Faktoren sowie Therapie maligner, solider Tumoren ausgezeichnet. Weitere Informationen zum Wissenschaftspreis unter www.aio-portal.de.


Ein Bild zur Pressemitteilung steht zum Download zur Verfügung unter:
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2016/bilder/Eberhardt-Siveke-4.jpg
Die AIO-Preisträger von links: Dr. Wilfried Eberhardt, Prof. Jens Siveke

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

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  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

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