„Personalisierte Krebsmedizin“, so bezeichnen Mediziner das Konzept, nicht mehr alle Patienten mit der gleichen Krebsart nach dem gleichen Schema zu behandeln, sondern die Therapie an die molekularen Eigenschaften des individuellen Tumors anzupassen. Das Tumorerbgut ist die wichtigste Informationsquelle für diesen neuen Behandlungsansatz. Nach dem „Lesen“ des Erbguts müssen die Forscher herausfinden, welche unter den Tausenden von Bauplanänderungen im Krebsgenom tatsächlich verantwortlich dafür sind, dass Krebs entsteht und die Tumorzellen ungebremst wuchern. Dazu werden die bei der Sequenzierung anfallenden riesigen Datensätze mit maßgeschneiderter Analyse-Software durchforstet und mit dem Erbgut gesunder Zellen abgeglichen. Erst dadurch offenbaren die Daten den Ärzten Informationen über eventuell angreifbare Zielmoleküle des individuellen Tumors.
Auf diesem Gebiet hat Peter Campbell Pionierarbeit geleistet. Er war an der Entwicklung von Protokollen beteiligt, um im Krebserbgut durch so genannte „massiv-parallele Sequenzierung“ zuverlässig Mutationen aufzuspüren, die im Laufe des Lebens aufgetaucht sind und möglicherweise mit der Krebsentstehung im Zusammenhang stehen.
Eine der weltweit am meisten beachteten Arbeiten von Peter Campbell war 2009 die erste vollständige Sequenzierung und Analyse eines kompletten Erbguts von Zellen des kleinzellige Lungenkrebs. Campbell und seine Kollegen entdeckten darin charakteristische Mutationen, die durch die Mischung von Giften im Tabakrauch ausgelöst wurden und konnten errechnen, dass im Durchschnitt nur 15 gerauchte Zigaretten ausreichen, um eine Mutation auszulösen.
Nach seiner Facharztausbildung zum Hämatologen wechselte der gebürtige Neuseeländer Peter Campbell 2002 an die Universität Cambridge. Dort promovierte er mit einer Arbeit über bösartige Erkrankungen des Knochenmarks. 2007 wechselte Campbell ans Sanger Institute und schloss sich dem Cancer Genome Project an. Seit 2010 leitet er eine durch den Wellcome Trust geförderte Arbeitsgruppe am Sanger Institute, seit 2012 leitet er gemeinsam mit Michael Stratton das Cancer Genome Project. Gleichzeitig praktiziert er als Hämatologe am Addenbrooke's Hospital in Cambridge.
Dr. Marion Meyenburg, die Tochter des Stifterehepaars Wilhelm und Maria Meyenburg, wird den Preis zum Ende des Symposiums persönlich überreichen. Die Auszeichnung, die seit 1981 jährlich für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung vergeben wird, gehört zu den am höchsten dotierten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Der Stellenwert dieser Auszeichnung zeigt sich auch daran, dass bereits zahlreiche Meyenburg-Preisträger mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden: Andrew Fire, Meyenburg-Preisträger 2002, wurde im Jahr 2006 der Medizin-Nobelpreis verliehen. 2009 erhielt Elizabeth Blackburn, Meyenburg-Preisträgerin des Jahres 2006, den Nobelpreis für Medizin. Shinya Yamanaka, Meyenburg-Preisträger 2007, wurde 2012 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Und in wenigen Tagen wird Stefan Hell, Meyenburg-Preisträger 2011, den diesjährigen Nobelpreis für Chemie aus der Hand des schwedischen Königs entgegennehmen.
Ein Foto von Peter Campbell steht im Internet zur Verfügung unter:
peter-campbell.jpg