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Krebsmythen im Internet – was ist dran?

Zum Thema Krebs kursieren im Internet Halbwahrheiten, Missverständnisse und Gerüchte. Was stimmt, was nicht – das ist oft nur schwer zu erkennen. Fördert das Tragen von BHs Brustkrebs? Stimmt es, dass man sich mit manchen Krebsarten doch anstecken kann, weil Viren im Spiel sind? Sollte man Vitamine einnehmen, weil industriell produzierte Lebensmittel keine Vitalstoffe mehr enthalten? Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums ist einigen modernen Krebsmythen auf den Grund gegangen. Hintergründe erläutert der Dienst in seinem “Aktuellen Thema“ vom Dezember, abrufbar im Internet unter www.krebsinformationsdienst.de.

Wer im Internet nach Krebsinformation sucht, stößt auf seriöses Wissen, nicht selten aber auch auf Halbwahrheiten und Missverständnisse: Findige Anbieter preisen ihre Nahrungsergänzungsmittel mit der Begründung an, Obst und Gemüse enthielten heute kaum noch wichtige Schutzstoffe zur Krebsvorbeugung. In Foren wird darüber debattiert, ob man sich nicht doch bei Krebspatienten anstecken könne – vielleicht sind ja Tumorviren im Spiel. Schließlich gibt es regelrechte Verschwörungstheorien. Sie funktionieren meist nach dem gleichen Muster: Das Allheilmittel gegen Krebs sei schon längst bekannt, es werde aber systematisch geheim gehalten.

„Solche Krebsmythen und Gerüchte können sehr verunsichern“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, die Leiterin des Krebsinformationsdienstes im Deutschen Krebsforschungszentrum. „Wir bekommen viele Anrufe und E-Mails von besorgten Menschen. Auslöser sind Aussagen, die sie im Internet gefunden oder im Bekanntenkreis gehört haben. Die meisten sind sehr erleichtert, wenn wir ihnen fundierte wissenschaftliche Fakten zu ihrer Frage bieten können“.

Bei der Informationssuche überprüft der Dienst nicht nur, was an belegbaren Quellen hinter den jeweiligen Aussagen steht. Auch die Frage, wie solche Gerüchte entstanden sein könnten, ist manchmal sehr aufschlussreich. „Wir haben bei unseren Recherchen festgestellt, dass einige moderne Krebsmythen durchaus weltanschauliche Bezüge haben“, erläutert die Ärztin. Dazu gehören beispielsweise Aussagen, die bestimmte Lebensstile als krebserregend brandmarken oder Krebs als Strafe für Eitelkeit und andere vermeintliche Sünden definieren: Beispiele bieten die Diskussionen um Abtreibung, Sterilisation zur Empfängnisverhütung oder sogar um zu enge BHs als Krebsauslöser. Bei anderen Aussagen ist recht gut zu erkennen, dass hier das Geschäft mit der Angst vor Krebs eine Rolle spielt: etwa dann, wenn Nahrungsergänzungsmittel damit beworben werden, mit normalen Lebensmitteln sei ein Schutz vor Krebs heute nicht mehr zu erreichen.

In manchen Gerüchten steckt neben Missverständnissen allerdings auch ein Körnchen Wahrheit: Dass Kartoffeln oder Tomaten für Krebspatienten unverträglich wären, bezieht sich vermutlich auf das schwach giftige Solanin, das in rohen Kartoffeln oder grünen Tomaten enthalten sein kann. Bei richtiger Reifung, Lagerung und Zubereitung stellen aber weder Kartoffeln noch Tomaten ein Risiko für Patienten dar. Vor den “Sutoxinen“ im Schweinefleisch muss sich ebenfalls niemand fürchten: Im 19. Jahrhundert wurde ihre Existenz zwar behauptet, sie konnten bis heute jedoch nicht belegt werden. Auch stimmt es zwar, dass bei einigen Krebsarten Viren eine Rolle spielen. Trotzdem sind Krebspatienten nicht ansteckend – auch nicht bei engem körperlichem Kontakt oder bei der Krankenpflege.

Mehr zu angeblichen Krebsrisiken bietet der Krebsinformationsdienst in seinem “Aktuellen Thema“, abrufbar unter www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/­mythen.php. Bei Fragen stehen die Ärztinnen und Ärzte des Dienstes außerdem am Telefon und per E-Mail zur Verfügung.

Der Krebsinformationsdienst beantwortet individuelle Fragen:

  • am Telefon: 0800 - 420 30 40, täglich kostenlos von 8 bis 20 Uhr
  • per E-Mail: krebsinformationsdienst@dkfz.de

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.