Immun-Checkpoint-Inhibitoren zielen darauf ab, die körpereigene Immunabwehr gegen Krebs zu mobilisieren. Die innovativen Medikamente haben die Therapiemöglichkeiten beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC, auch als Lungenkrebs bezeichnet) entscheidend verbessert. Aber es gibt ein Problem: Nicht alle Patienten sprechen gleichermaßen auf die Therapie an.
Tumorzellen sind wandlungsfähig. Infolge spontaner genetischer Veränderungen entstehen Zellvarianten, von denen sich diejenigen im Tumor ansammeln, die am besten gegen widrige Umweltbedingungen gefeit sind. Das gilt auch für Tumorzellen, die gegenüber Krebsmedikamenten resistent sind.
Im Blut zirkulieren Bruchstücke des genetischen Materials von Tumorzellen (ctDNA), die vor allem freigesetzt werden, wenn Tumorzellen absterben. Anhand der ctDNA-Fragmente im Blut kann man einiges über die Merkmale eines individuellen Tumors erfahren. In Anlehnung an die klassische Gewebeentnahme (Biopsie) spricht man hier von „Liquid Biopsy“ (Flüssigbiopsie).
Florian Janke forscht in der Abteilung Krebsgenomforschung am DKFZ und am NCT Heidelberg. Außerdem ist er Nachwuchswissenschaftler im Deutschen Zentrum für Lungenforschung. Im Blut von Patienten mit NSCLC hat Janke nach Biomarkern gefahndet, die Aufschluss über das Ansprechen des individuellen Tumors auf eine Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren geben könnten. Mit einer speziellen Sequenziertechnik analysierte der Wissenschaftler die ct-DNA auf Kopienzahl-Veränderungen, die dazu führen können, dass Tumorwachstum-fördernde Gene vervielfältigt werden. Mit einem simplen Bluttest lassen sich mit diesem Verfahren wichtige Informationen über die individuellen Tumoreigenschaften gewinnen. Janke konnte verschiedene aussagekräftige Biomarker identifizieren, anhand derer sich die Dauer des progressionsfreien Überlebens – des Zeitraums, in dem die Krebserkrankung nicht weiter fortschreitet – vorhersagen ließ.