Nr. 19

Helmholtz intensiviert Präventionsforschung

Die Helmholtz-Gemeinschaft bündelt ihre Aktivitäten in der Präventionsforschung und hat dafür die „Helmholtz Health Prevention Task Force“ ins Leben gerufen. In einem jetzt veröffentlichten Strategiepapier skizziert das Expertengremium erste Konzepte zur besseren Integration von Prävention in die medizinische Praxis.

Ein interdisziplinärer Ansatz für globale Herausforderungen
Als größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands vereint die Helmholtz-Gemeinschaft unter anderem sechs Gesundheitsforschungszentren mit rund 10.000 Mitarbeitenden. Ihre Forschenden entwickeln Strategien zur Früherkennung und Risikobewertung von Krankheiten – von Infektionen und Krebs bis hin zu Stoffwechsel- und neurodegenerativen Erkrankungen. Das neu gegründete Gremium bringt führende Experten und Expertinnen aus allen sechs „Helmholtz Health“-Zentren sowie der NAKO-Gesundheitsstudie zusammen, um die Präventionsforschung voranzutreiben.

„Indem wir Spitzenkräfte aus verschiedenen Disziplinen zusammenbringen, können wir Prävention zu einem zentralen Instrument für eine gesündere Gesellschaft machen“, sagt Matthias Tschöp, CEO von Helmholtz Munich, der als ehemaliger Vizepräsident von Helmholtz Health die Task Force mitinitiiert hat. „Unser Ziel ist es, über die Behandlung von Krankheiten hinauszudenken und neue Wege zu finden, wie wir Krankheiten vorhersagen, verhindern und eindämmen – noch bevor sie entstehen.“

Lücken in der Präventionsforschung schließen
Trotz ihrer großen Bedeutung für das Gesundheitssystem steht die Präventionsforschung vor erheblichen Herausforderungen. Das Fehlen einer langfristigen, umfassenden Strategie und unzureichende finanzielle Mittel haben den Fortschritt verzögert. Das Expertengremium hat zudem wesentliche Lücken identifiziert: Gesundheitsungleichheiten (sprich: Unterschiede in der Gesundheit von Bevölkerungsgruppen aufgrund sozialer, wirtschaftlicher oder geografischer Bedingungen) und Umweltfaktoren werden häufig vernachlässigt, was die Effektivität präventiver Maßnahmen einschränkt. Viele Krankheiten bleiben in ihren frühen, symptomfreien Stadien unentdeckt, da es an Bewusstsein und Forschung mangelt – wie beispielsweise Bluthochdruck, der behandelt werden muss, bevor Symptome auftreten. Darüber hinaus werden bestehende Präventionsprogramme oft nicht ausreichend überwacht, sodass wertvolle Gesundheitsdaten ungenutzt bleiben.

Prävention als Säule einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung
„Unser Ziel ist es, Prävention zu einer zentralen Säule einer nachhaltigen Gesundheitsstrategie zu machen“, sagt Eleftheria Zeggini, Co-Vorsitzende der Task Force und Direktorin des Instituts für Translationale Genomik bei Helmholtz Munich. „Um große gesundheitliche Herausforderungen wie den demografischen Wandel, Multimorbidität und die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit zu meistern, müssen wir die Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Gesundheitsdienstleistern und politischen Entscheidungsträgern intensivieren.“

Mithilfe von Big Data und fortschrittlichen Analyseverfahren wird das Gremium neue Konzepte für wirksame Präventionsstrategien entwickeln. „Durch den Einsatz innovativer Technologien wie Multi-Omics, maschinelles Lernen und Bioengineering wollen wir personalisierte Gesundheitstrends und Risikofaktoren identifizieren, um Krankheiten früher zu erkennen und gezielt vorzubeugen“, erklärt Maike Sander, Vizepräsidentin von Helmholtz Health und Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Max Delbrück Centers. „Eine bessere Vernetzung und Nutzung von Gesundheitsdaten ermöglicht es uns, Forschung in prädiktive, effektive und nachhaltige Gesundheitslösungen zu überführen, die das Leben vieler Menschen verbessern.“

Die Experten setzten sich zudem dafür ein, ihre Erkenntnisse in die öffentliche Gesundheitsstrategie einzubinden und gesundheitsfördernde Lebenswelten zu gestalten. „Wir möchten evidenzbasierte Empfehlungen entwickeln, die mit der Gesundheitspolitik im Einklang sind und eine gesündere Umwelt und Verhaltensweisen fördern“, fügt Ute Mons, Co-Vorsitzende der Task Force und Leiterin der Abteilung Primäre Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), hinzu. Neben chronischen Krankheiten liegt der Schwerpunkt der Taskforce auf der Prävention von Infektionskrankheiten – durch gezielte Impfungen, vorbeugende Therapien für Risikogruppen und einen One-Health-Ansatz zur Reduzierung von Zoonoserisiken. 

Publikation
Helmholtz Health Prevention Task Force, 2025: The Helmholtz Health task force to strengthen prevention research and its translation globally. Nature Medicine. DOI: https://doi.org/10.1038/s41591-025-03590-1

Mitglieder der Helmholtz Health Prevention Task Force
Vorsitzende: Eleftheria Zeggini und Ute Mons
Helmholtz Munich: Janine Krüger, Erika von Mutius, Eleftheria Zeggini, Anette-Gabriele Ziegler
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Anja Braun, Michael Hoffmeister, Ute Mons, Karen Steindorf
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC): Stan Gorski, Markus Landthaler, Young-Ae Lee, Gabriele G. Schiattarella
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE): N. Ahmad Aziz, Monique M.B. Breteler, Sarah Jewell
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI): Birgit Grün, Carlos Guzman, Berit Lange, Fabian Leendertz
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR): Sandra Haman, Nadja Knauthe
Nationale Kohorte Deutschland (NAKO): Annette Peters (Helmholtz Munich)

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

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