Experten sind sich einig, dass sich ein nachhaltiger Rückgang der Krebszahlen nur erreichen lässt, wenn das große Potenzial der Krebsprävention besser genutzt wird. Nach heutigem Wissen können Primärprävention und Früherkennung zusammengenommen die Krebssterblichkeit um bis zu 70 Prozent senken.
Doch zu vielen Fragen der Prävention besteht weiterhin Klärungsbedarf: So ist wenig erforscht, ob sich die molekularen Vorgänge, die Zellen zu Krebs entarten lassen, mit Impfungen oder Medikamenten aufhalten lassen. Weitgehend unbekannt ist auch, welche genetischen oder familiären Risikokonstellationen angepasste Früherkennungs-Schemata erfordern oder wie Früherkennungsprogramme ausgestaltet werden müssen, damit sie auf breite Akzeptanz stoßen.
„Forschungsprojekte, die sich Fragen der Krebsprävention widmen, sind innerhalb der Krebsforschung unterrepräsentiert und unterfinanziert. Für junge Wissenschaftler sind sie oft wenig attraktiv, denn Erfolge von Krebspräventionsprogrammen lassen sich meist erst Jahre oder sogar Jahrzehnte nach ihrer Einführung in der Statistik ablesen“, sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums. „Wir danken Manfred Lautenschläger und seiner Stiftung, dass er uns ermöglicht hat, diesen hochkarätigen Preis zu vergeben, mit dem wir einen Anreiz für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schaffen wollen, sich auf diesem lebensrettenden Forschungsgebiet zu engagieren.“
„Der Preis ist eine Anerkennung für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit ihrer Forschung dazu beitragen, dass weniger Menschen an Krebs erkranken oder der Krankheit erliegen, weil sie zu spät entdeckt wurde“, sagt Manfred Lautenschläger, Gründer und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der MLP SE. Der Deutsche Preis für Krebspräventionsforschung wird alle zwei Jahre verliehen. Der Preis ist zweigeteilt. Die Auswahl der Preisträger erfolgte durch eine hochrangige internationale Jury.
Der mit 25.000 Euro dotierte Hauptpreis richtet sich an exzellente, arrivierte Forscherinnen und Forscher; der mit 5.000 Euro dotierte Nachwuchspreis soll jungen Wissenschaftlern ein Ansporn sein. Der diesjährige Hauptpreis für Krebspräventionsforschung geht an die Gynäkologin Rita Schmutzler von der Uniklinik Köln. Sie ist eine international anerkannte Pionierin der risikoadaptierten Prävention von Brust- und Eierstockkrebs. Ziel ihrer Forschungsarbeit ist es, die genetischen Ursachen für die Veranlagung aufzuschlüsseln und betroffenen Frauen risikoangepasste Präventionsprogramme anzubieten, um entweder das Ausbrechen der Erkrankung zu verhindern oder die Krankheit so früh zu erkennen, dass sie heilbar ist.
Rita Schmutzler initiierte und leitete zahlreiche Forschungsprojekte zur Identifizierung von Brustkrebs-Risikogenen. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die risikoadaptierte Krebsfrüherkennung im Bereich der Gynäkologie in Deutschland auf einem präzisen wissenschaftlichen Fundament aufbauen kann. Von 2005 an koordinierte sie das Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, ein Netzwerk, an dem mittlerweile 23 universitäre Zentren beteiligt sind. In dieser Rolle setzt sich Rita Schmutzler unermüdlich dafür ein, dass neueste Erkenntnisse der genomischen Medizin in die klinische Versorgung der Patientinnen Eingang finden. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass die risikoadaptierte Prävention gynäkologischer Tumoren in Deutschland heute fest etabliert ist und von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert wird.
Nach Medizinstudium und Facharztausbildung in Bonn sowie zwei Forschungsstipendien in den USA übernahm Rita Schmutzler ab 1994 den Aufbau und die Leitung des Zentrums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs an der Frauenklinik Bonn. Seit 2003 ist sie Universitätsprofessorin an der Universität zu Köln und leitet seit 2012 als Direktorin das dortige Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs.