Jahresempfang im DKFZ
Am Donnerstag, dem 9. Februar 2017, lud der Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums Freunde und Förderer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie Mitarbeiter zum Jahresempfang. Die rund 300 geladenen Gäste erlebten einen kurzweiligen Abend. Höhepunkt war eine besondere „Musikstunde" mit Silke Leopold vom Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg.
Der kaufmännische Vorstand des DKFZ, Josef Puchta, blickte zunächst zurück auf das vergangene Jahr, das vor allem in wissenschaftlicher Sicht außerordentlich erfolgreich verlaufen war: Viele hochkarätige Wissenschaftler folgten einem Ruf ans DKFZ, darunter Krebsexperten von der Rockefeller University in New York und der Yale University. „Das zeigt, dass wir bei der Rekrutierung international konkurrenzfähig sind", freute sich Puchta.Nicht weniger als 1500 wissenschaftliche Veröffentlichungen wurden 2015 von DKFZ-Forschern publiziert, eine zunehmende Anzahl davon in Fachzeitschriften, die besonders großes Ansehen unter den Wissenschaftlern genießen. Im europäischen Vergleich der Krebsforschungszentren steht das DKFZ auf Platz 1, im weltweiten Vergleich gehört es zu den ersten fünf Einrichtungen.
Die Forschung hat Platzbedarf: Deshalb waren Neubauten und Bauplanung auch 2016 ein zentrale Thema im DKFZ. Der Neubau des Radiologischen Forschungs- und Entwicklungszentrums ist weit vorangeschritten, als Bezugstermin ist Herbst 2018 angepeilt. Geplant sind ferner der Erweiterungsbau des NCT sowie ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum für Radiopharmazeutische Chemie.
Ein herzliches Willkommen sprach Josef Puchta seinem neuen wissenschaftlichen Vorstandskollegen Michael Baumann aus, der im November 2016 sein Amt angetreten hatte.
Michael Baumann legte dar, wo er die großen Herausforderungen für die wissenschaftliche Entwicklung des DKFZ sieht. Neben der Stärkung der Grundlagenforschung ist ihm die Translation von Forschungsergebnissen ein Hauptanliegen. Hier sieht er alle sieben Forschungsschwerpunkte des DKFZ gefordert. Baumann betont, dass die Translation keine Einbahnstraße von der Laborbank in die Klinik sei. Der Wissenstransfer verlaufe vielmehr in beide Richtungen und wichtige Fragen, die in der Klinik auffallen, werden wieder zurück in die Forschung getragen.
Über die Grenzen der Forschungsschwerpunkte hinweg hält Baumann die Bildung so genannter „Cluster" für sinnvoll: Definiert durch ein bestimmtes Forschungsthema, etwa eine Tumorart oder der Entwicklung einer neuen Methode, sollen sich DKFZ-Forscher schwerpunktübergreifend zusammenfinden, um so zu den besten Lösungen zu kommen
Als große Herausforderungen für Krebsforschung und Krebsmedizin sieht Baumann die Weiterentwicklung der personalisierten Präzisionsonkologie: Durch die Erkenntnisse der modernen molekularen Analysemethoden werden diagnostische und therapeutische Ansätze immer spezialisierter. Die Folge: neue Methoden müssen an immer kleineren Patientengruppen erprobt werden. Dies ist für einzelne Kliniken und Zentren kaum mehr zu leisten.
Während dieses Problem in den USA durch starkes Wachstum der einzelnen Krebszentren angegangen wird, setzt man im DKFZ auf Kooperation und Netzwerke: Mit dem Universitätsklinikum im NCT, mit ausgewiesenen Universitätskliniken im Deutschen Krebskonsortium DKTK oder mit europäischen Spitzenzentren der Krebsforschung im Verbund Cancer Core Europe. In dieser intensiven Vernetzung sieht Baumann eine große Stärke des DKFZ.
Für die Forschung ganz ungewohnte Töne schlug die Musikwissenschaftlerin Silke Leopold vom Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg in ihrem Festvortrag an: In einem Parforceritt durch die Operngeschichte beleuchtete sie die Rolle von Medizin und Mediziner auf der Opernbühne mit dem Fazit: Im Gegensatz zur ihrer heutigen Reputation kommen die „Doctores" dort in der Regel nicht gut weg und werden als Scharlatane, Quacksalber, Ignoranten, Besserwisser oder gar Psychopathen dargestellt. „In der Oper gibt es nur wenige Beispiele, bei denen Ärzte wirklich gut wegkommen", bemerkte sie mit einem Augenzwinkern.
Der offizielle Teil des Abends endete mit der Enthüllung eines Gemäldes der Heidelberger Malerin Dora Mittenzwei: Zur Würdigung und Anerkennung der großartigen wissenschaftlichen Leistung von Stefan Hell hatte das DKFZ die Künstlerin mit einem Portrait des Nobelpreisträgers beauftragt.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.