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LUSI - Lungenkrebs früh entdecken

Nr. 24a | 14.05.2012 | von Koh

Mit einer großen Studie untersuchen Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum, wie gut die Mehrschicht-Computertomographie geeignet ist, Lungenkrebs in einem sehr frühen und damit noch gut behandelbaren Stadium zu erkennen. Nun liegen erste Zahlen der gemeinschaftlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von der Dietmar Hopp Stiftung finanzierten Untersuchung vor: 80 Prozent der Krebsfälle wurden in einem frühen klinischen Stadium entdeckt, Aussagen über eine verringerte Sterblichkeit sind jedoch noch nicht möglich.

Lungenkrebszelle bei der Teilung
© Dr. Felix Bestvater, Deutsches Krebsforschungszentrum

Rund 290.000 Menschen aus Heidelberg, Mannheim, Ludwighafen, dem Rhein-Neckar- sowie dem Neckar-Odenwald-Kreis erhielten zwischen 2007 und 2011 Post vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Angeschriebenen wurden nach ihren Rauchgewohnheiten befragt. Das Ziel war es, 4.000 Personen im Alter von 50 bis 69 Jahren als Teilnehmer für "LUSI" zu gewinnen. Hinter der Abkürzung verbirgt sich die German Lung Cancer Screening Intervention-Studie.

Ziel der vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Zusammenarbeit mit der Thoraxklinik Heidelberg geleiteten und in eine europäische Kooperation eingebundenen Untersuchung ist es, die Methoden für eine frühzeitige Diagnose von Lungenkrebs und damit die Heilungschancen dieser Tumorerkrankung zu verbessern. Lungenkrebs ist die führende Krebstodesursache, da die Diagnose meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt wird. "Dadurch sterben 85 bis 90 Prozent der Patienten im Laufe von fünf Jahren nach der Diagnose", erläutert Studienleiter Professor Nikolaus Becker, Epidemiologe im Deutschen Krebsforschungszentrum. Wird die Erkrankung dagegen frühzeitig entdeckt, können bis zu 70 Prozent der Betroffenen mindestens fünf Jahre überleben.

Allen Teilnehmern wurde zu Beginn eine Blutprobe entnommen. Eine - zufällig ausgewählte - Hälfte der Teilnehmer unterzog sich einem Lungenfunktionstest sowie einer Niedrigdosis-Mehrschicht-Computertomographie (MSCT). Diese Untersuchungen werden im Abstand von jeweils zwölf Monaten insgesamt fünf Mal durchgeführt. Die MSCT liefert trotz geringer Strahlendosis aussagekräftige Bilder.

Die erste Untersuchungsrunde erbrachte bei den 2029 Teilnehmern der Interventions-Gruppe 1488 unauffällige sowie 540 verdächtige Befunde, die in 31 Fällen durch Biopsien abgeklärt wurden. Dabei entdeckten die Ärzte in 22 Fällen Lungenkrebs. Mit der MSCT wurden über 80 Prozent der Krebsfälle in einem frühen Stadium (I oder II) entdeckt - im Gegensatz zur klinischen Situation, wo die Mehrheit der Lungenkrebserkrankungen bereits Symptome verursacht und erst im Stadium IV diagnostiziert wird. Dem gegenüber steht jedoch, dass 25 Prozent der Untersuchten zunächst einen abklärungsbedürftigen Befund erhielten, der sich in der überwiegenden Mehrzahl als harmlos erwies. "Angesichts der großen Ängste, die ein so schwerwiegender Verdacht auslöst und der damit verbundenen teilweise invasiven Diagnostik ist das eindeutig zu viel für eine Routinemaßnahme", sagt Becker.

Außerdem prüfen die Forscher nun, ob die MSCT möglicherweise nicht alle Arten von Lungenkrebs gleich gut erkennt. "Im Vergleich mit den Lungenkrebsfällen, die aufgrund einer Symptomatik diagnostiziert werden, fällt auf, dass wir mit LUSI überproportional viele Adenokarzinome entdecken, Plattenepithel- und kleinzellige Karzinome jedoch unterrepräsentiert sind", sagt Professor Stefan Delorme, der leitende Radiologe der Studie.

Die Ergebnisse ähnlicher Untersuchungen in den USA weisen bereits darauf hin, dass ein Screening von Hochrisikogruppen die Lungenkrebs-Sterblichkeit senken kann. "Für LUSI und die europäischen Partner ist es noch zu früh, eine solche Aussage zu treffen", erklärt Nikolaus Becker. "Aber auch jetzt ist schon klar, dass wir die Rate der falsch-positiven Ergebnisse senken müssen." Dafür greifen die Wissenschaftler nun auf die Blutproben der Studienteilnehmer zurück. Das Ziel ist es, darin Biomarker zu identifizieren, die bereits frühzeitig auf Lungenkrebs hinweisen. In Kombination mit der MSCT könnten dadurch zuverlässigere Befunde erstellt werden.

N. Becker, E. Motsch, M.-L. Gros, A. Eigentopf, C. P. Heussel, H. Dienemann, P. A. Schnabel, L. Pilz, M. Eichinger, D.-E. Optazaite, M. Puderbach, J. Tremper und S. Delorme: Randomized study on early detection of lung cancer with MSCT in Germany: study design and results of the first screening round. J Cancer Res Clin Oncol 2012, DOI: 10.1007/s00432-012-1228-9

Ein Bild zur Pressemitteilung steht im Internet zur Verfügung unter
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2012/images/Lungenkrebszelle_3D.jpg

Legende: Lungenkrebszelle bei der Teilung
Quelle: Dr. Felix Bestvater, Deutsches Krebsforschungszentrum

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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