Stefan Hell erhält Carus-Medaille der Leopoldina
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina würdigt die herausragenden Forschungsarbeiten des Physikers Stefan W. Hell mit der Carus-Medaille. Stefan Hell ist Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen und leitet die Abteilung „Optische Nanoskopie“ am Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Auszeichnung wird im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am Freitag, 20. September 2013, in Halle überreicht.
Prof. Dr. Stefan W. Hell (Jahrgang 1962) ist der Entwickler des ersten mikroskopischen Verfahrens, mit dem man mit fokussiertem Licht Auflösungen weit unterhalb der Lichtwellenlänge erzielen kann. Für die biomedizinische Forschung ist diese Entdeckung von großer Bedeutung, weil Lichtmikroskopie bislang das einzige Verfahren ist, mit dem man in einer lebenden Zelle und in Gewebe die räumliche Organisation und Dynamik von Molekülen erfassen kann. Stefan W. Hell studierte in Heidelberg und wurde dort im Fach Physik promoviert. Schon in seiner Dissertation befasste sich der Wissenschaftler mit Mikroskopie.
Ab 1991 arbeitete er am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg und an der Universität Turku in Finnland an der Frage, wie lichtmikroskopische Auflösungen im Nanometerbereich zu erreichen sind. Bis dahin galt die Annahme, dass die Auflösung dieser Mikroskope auf die halbe Lichtwellenlänge (200-400 Nanometer) begrenzt ist. Gleichartige Objekte, die näher beieinander liegen, können im Bild nicht mehr unterschieden werden.
Mit der Entwicklung der sogenannten „Stimulated Emission Depletion“, kurz STED-Mikroskopie, widerlegte Hell diese Annahme. Seit 2002 ist der Wissenschaftler Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen. Zudem leitet er seit 2003 die Abteilung „Optische Nanoskopie“ am Deutschen Krebsforschungszentrum. Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde Hell mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft. Seit 2013 ist er Mitglied der Leopoldina in der Sektion Physik.
Gemeinsam mit Stefan Hell wird auch die Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Giesela Rühl aus Jena mit einer der diesjährigen Carus Medaillen ausgezeichnet.
Die Carus-Medaille wurde anlässlich des 50. Professorenjubiläums des XIII. Präsidenten der Leopoldina, Carl Gustav Carus (1789-1869), gestiftet und erstmals im Jahr 1896 vergeben. Seit 1961 ist sie mit dem von der Stadt Schweinfurt - Gründungsort der Leopoldina - gestifteten Carus-Preis verbunden. Die Carus-Medaille würdigt bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen oder Forschungsleistungen jüngerer Wissenschaftler auf einem in der Leopoldina vertretenen Gebiet. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Jacques Monod (1965), Christiane Nüsslein-Volhard (1989), die 1995 den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie erhielt, und Leopoldina-Präsident Jörg Hacker (2001).