Bei kaum einer Krebserkrankung ist der molekulare Auslöser so gut verstanden wie bei der Chronisch-myeloischen Leukämie (CML), einem Blutkrebs, an dem vor allem Erwachsene erkranken. Eine spezifische Umlagerung im Erbgut der weißen Blutkörperchen führt zu einem Enzym mit abnormen Eigenschaften, der bcr-abl-Tyrosinkinase. Dieses Kinase ist ständig aktiv und treibt so die Teilungsaktivität der Zelle an. Der Leukämiespezialist Brian Druker erkannte in diesem Enzymdefekt eine Achillesferse der Krebszellen. Er entwickelte den Wirkstoff Imatinib, der die bcr-abl-Tyrosinkinase gezielt blockiert und damit den Motor für die unkontrollierte Zellteilung ausschaltet. Im Jahr 1998 testete Druker den neuen Wirkstoff zum ersten Mal in klinischen Studien gegen die CML. Die Ergebnisse waren so überzeugend, dass das Medikament bereits nach dreieinhalb Jahren zugelassen wurde.
Druker ebnete mit seinen Arbeiten den Weg für die sogenannten zielgerichteten Krebstherapien: So werden Medikamente bezeichnet, die sich gegen Schlüsselmoleküle der Tumorzellen richten. Inzwischen haben bereits mehrere solcher Wirkstoffe Einzug in die Standardtherapie verschiedener Krebsarten gehalten. Da sich die Therapien gegen Angriffsziele richten, die vorrangig in den Krebszellen vorkommen, haben die neuen Medikamente vergleichsweise geringe Nebenwirkungen. Für diese bahnbrechende Entwicklung zeichnet die Meyenburg-Stiftung Brian Druker mit ihrem Krebsforschungspreis 2009 aus.
Brian Druker, Jahrgang 1955, ist Direktor des Knight Cancer Institute der Oregon Health & Science University in Portland, USA. Nach seinem Medizinstudium an der Universität von Kalifornien in San Diego setzte er seinen wissenschaftlichen Werdegang unter anderem am Dana Faber Cancer Institute und an der Harvard Medical School fort.
Anlässlich der Preisverleihung lädt die Meyenburg-Stiftung im Deutschen Krebsforschungszentrum zu einem wissenschaftliches Symposium zur Chronisch-myeloischen Leukämie ein. Als Impulsvortrag aus anderer Perspektive wird der Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter Dr. Markus Merk seine Regeln zur Entscheidungsfindung vorstellen.
Dr. Marion Meyenburg, die Tochter des Stifterehepaars Wilhelm und Maria Meyenburg, wird am Ende des Symposiums Brian Druker den Preis persönlich überreichen. Die Auszeichnung, die seit 1981 jährlich für herausragende Leistungen in der Krebsforschung vergeben wird, gehört zu den am höchsten dotierten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Dass die Meyenburg-Jury bei der Nominierung der Preisträger ein gutes Gespür hat, zeigte sich erneut vor wenigen Tagen: Dr. Elizabeth Blackburn, die Meyenburg-Preisträgerin des Jahres 2006, wurde mit dem diesjährigen Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Bereits wenige Jahre zuvor war man in Stockholm schon einmal zur gleichen Entscheidung wie die Meyenburg-Jury gekommen und hat dem Meyenburg-Preisträger Andrew Fire den Medizinnobelpreis 2006 zuerkannt. Darüber hinaus wurden die Meyenburg-Preisträger der Jahre 2007 und 2009, Shinya Yamanaka und Brian Druker, dieses Jahr mit dem Lasker Award ausgezeichnet, der als höchste medizinische Auszeichnung in den USA gilt.
Termin: Donnerstag, 14. Oktober 2009, 13 bis 17.45 Uhr,
Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums
Journalisten und interessierte Bürger sind herzlich eingeladen.
Programm: www.dkfz.de/de/veranstaltungen/veranstaltung.php
Ein Foto des Preisträgers steht zur Verfügung unter
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2009/images/Druker_Brian.jpg
Über das DKFZ
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
- Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
- Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
- Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
- Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
- DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
- Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.