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Transatlantische Konferenz der Systembiologie – Wie entstehen Krankheiten?

Nr. 37c | 03.07.2017 | von Obe/Koh

Das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Universität Heidelberg veranstalten zusammen mit der Harvard Medical School vom 5. bis 7. Juli 2017 die internationale Konferenz der Systembiologie zum Thema menschliche Erkrankungen. Experten aus aller Welt berichten, wie sie mit neuesten biologischen und mathematischen Methoden die Entstehung von Krankheiten untersuchen.

© DKFZ

Wie entsteht Krebs? Wie tricksen Krankheitserreger den Körper aus? Wie entwickeln sich ganze Organismen aus einer einzigen Stammzelle? Solche komplexen und dynamischen Systeme lassen sich mit klassischen biologischen Vorgehensweisen nur schwer durchschauen. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, kombinieren Forscher daher modernste experimentelle Techniken mit computergestützten mathematischen Modellen. Diese Kombination wird als Systembiologie bezeichnet.

Wesentlich vorangebracht wurde die Systembiologie durch Verfahren, die das ganzheitliche Untersuchen ganzer Molekülgruppen (z.B. DNA, RNA, Proteine) zulassen, das sogenannte Feld der "Omics". Michael Snyder von der Stanford Universität hat zur Entwicklung dieser Methoden maßgeblich beigetragen. Bei der Tagung präsentiert er, wie sein Team diese Verfahren mit von Smartphones erfassten Gesundheitsdaten kombiniert, um bei gesunden und prädiabetischen Teilnehmern zu vergleichen, wie sich die Genaktivität und der Zellstoffwechsel zum Beispiel bei Infektionen oder Gewichtsveränderungen anpassen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz ist die Analyse des Erbguts einzelner Zellen. Diese revolutionäre neue Technik macht es möglich, einzelne Zellen einer bestimmten Zellpopulation zuzuordnen und deren Funktion genauer zu bestimmen. Darüber berichtet unter anderem Barbara Treutlein vom Max-Planck-Institut in Leipzig. Sie analysiert mithilfe von DNA- und RNA-Sequenzen aus einzelnen Zellen, wie sich das Gehirn entwickelt.

Auch Kathryn Miller-Jensen forscht auf der Ebene von einzelnen Zellen. An der Yale Universität geht sie der Frage nach, warum sich das HI-Virus in manchen Zellen versteckt und in anderen nicht und verwendet diese Erkenntnisse, um neue Therapieansätze zu entwickeln.

Ralf Bartenschlager, Abteilungsleiter am DKFZ und am Universitätsklinikum Heidelberg, stellt seine Ergebnisse der RNA-Interferenz Screenings vor. Mit diesem Verfahren lässt sich gezielt unterbinden, dass von einem RNA-Molekül Proteine abgelesen werden. Dadurch können Forscher aufklären, bei welchen zellulären Vorgängen welche Proteine erforderlich sind. Seine Arbeitsgruppe hat auf diese Weise Schlüsselproteine entdeckt, die in der Zelle für eine erfolgreiche Vermehrung von Hepatitis C- und Dengue-Viren vorhanden sein müssen.

Bereits seit 2008 findet die "International Conference on Systems Biology of Human Disease" abwechselnd in Boston und Heidelberg statt. Organisiert wird die Tagung von Roland Eils, Abteilungsleiter am DKFZ und geschäftsführender Direktor des BioQuant-Zentrums der Universität Heidelberg, sowie von Peter Sorger von der Harvard Medical School. Im BioQuant, das jetzt auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken kann, widmen sich theoretisch orientierte Wissenschaftler gemeinsam mit experimentell forschenden Kollegen der systembiologischen Forschung und Lehre.

Darüber hinaus stehen zwei Preisverleihungen auf dem Programm: Carsten Marr vom Helmholtz Zentrum München erhält den CSB2-Preis der Systembiologie für seine Entwicklung von innovativen computergestützten Simulationsmethoden. Jeffrey Moffitt von der Harvard Universität wird für seine Arbeiten mit dem "Anne Heidenthal Preis für Fluoreszenz-Forschung" geehrt.

Die Konferenz findet am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg statt. Journalisten sind herzlich eingeladen.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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