Nichtrauchen ist erst der Anfang: Auch andere Krebsrisiken sind vermeidbar
Mindestens ein Drittel der Krebsfälle wäre vermeidbar, würde jeder einzelne konsequenter auf einen gesunden Lebensstil achten. Aufgabe der Politik ist es, die Bürger dabei durch geeignete gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu unterstützten. Im Bereich der Tabakprävention wurden in den vergangenen Jahren bereits mehrere solcher politischen Maßnahmen umgesetzt. Gegen andere, ebenso vermeidbare Krebsrisikofaktoren unternimmt die Politik bisher aber noch wenig. Diese Herausforderungen der Krebsprävention sind ein wichtiges Thema bei der 14. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle, die am 30.11. im Deutschen Krebsforschungszentrum startet.
„Es ist an der Zeit, aus der Tabakkontrolle zu lernen und die gegen das Rauchen wirksamen politischen Maßnahmen in die Prävention von Adipositas und übermäßigem Alkoholkonsum zu übertragen", hält Manfred James Müller, Vorstandssprecher des Kompetenznetzes Adipositas, fest.
Denn auch andere Krebsrisikofaktoren lassen sich durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil minimieren. Dazu gehört, massives Übergewicht (Adipositas) zu vermeiden, auf das bis zu zehn Prozent aller Krebsfälle zurückzuführen sind. Ein erhöhter Alkoholkonsum und eine obst- und gemüsearme Ernährung verursachen außerdem jeweils rund fünf Prozent der Krebsneuerkrankungen. Jeder sollte außerdem für ausreichende körperliche Aktivität sorgen, denn Bewegung beugt nicht nur Adipositas und Typ-2-Diabetes vor, sondern senkt auch das Risiko für 13 Krebsarten.
Die Stärkung politischer Maßnahmen zur Prävention von nichtübertragbaren Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und Typ-2-Diabetes hat sich die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), in der auch das DKFZ Mitglied ist, zur Aufgabe gemacht. In einem Grundsatzpapier erläutert DANK die vordringlichen politischen Maßnahmen, die Risikofaktoren Rauchen, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum und Bewegungsmangel einzudämmen.
„Der bedeutendste einzelne vermeidbare Risikofaktor für Krebs ist nach wie vor das Rauchen – es ist alleine für mindestens 20 Prozent aller Krebsfälle verantwortlich", sagt Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Im Bereich der Tabakprävention wurden in den vergangenen Jahren bereits mehrere politische Maßnahmen umgesetzt, die den Griff zur Zigarette erschweren – mit ersten Erfolgen: Vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sinken die Raucherzahlen.
Der durch politische Maßnahmen geförderte Trend zum Nichtrauchen muss durch weitere Tabakkontrollmaßnahmen nachhaltig unterstützt werden. Ein wichtiger Schritt dazu ist das längst überfällige umfassende Tabakwerbeverbot. „Tabakwerbung verführt insbesondere Jugendliche zum Rauchen und motiviert Raucher dazu, weiter zu rauchen", erklärt Reiner Hanewinkel vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel.
Martina-Pötschke-Langer, die ehemalige Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ, hat mit ihrer langjährigen, wissenschaftlich fundierten Überzeugungsarbeit bei Politikern und Meinungsmachern entscheidend dazu beigetragen, die Tabakprävention zu einem gesellschaftlichen Anliegen zu machen. Für ihr Engagement wird ihr auf der Konferenz der von der Klaus Tschira Stiftung gestiftete Preis „ohnekippe" verliehen.
Hinweis:
Das Grundsatzpapier der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) „Prävention nichtübertragbarer Krankheiten – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe" kann unter www.tabakkontrolle.de heruntergeladen werden.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
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