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Helmholtz-Professur für Ingrid Grummt

Nr. 12 | 19.03.2012 | von Koh

Die international renommierte Zellbiologin Ingrid Grummt kann über die Pensionsgrenze hinaus drei weitere Jahre eine Arbeitsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum leiten. Ermöglicht wird dies durch eine „Helmholtz-Professur“, ein Förderinstrument der Helmholtz-Gemeinschaft.

Professor Ingrid Grummt
© dkfz.de

Im Zellkern ist der größte Teil des Erbguts auf so genannte Histonproteine aufgewickelt. Der kompliziert strukturierte Komplex aus DNA und Bindeproteinen wird als Chromatin bezeichnet. Ohne die schützende Verpackung in Chromatin würden weitaus mehr DNA-Schäden wie zum Beispiel Strangbrüche auftreten. Solche Schäden sind die Ursache von Alterungsprozessen und können auch zur Krebsentstehung führen.

Professor Ingrid Grummt erforscht zelluläre Prozesse, die auf das Chromatin einwirken und darüber mitentscheiden, welche DNA-Bereiche abgelesen werden können und welche dauerhaft stillgelegt sind. Besonders konzentriert sich die Zellbiologin auf so genannte nicht-kodierende RNA-Moleküle: Etwa 70 Prozent unserer Erbinformation werden in RNA umgeschrieben, jedoch nur etwa zwei Prozent dieser RNA trägt die Information bzw. den „Code“ zum Bau von Proteinen. Die übrigen, als „nicht-kodierend“ bezeichneten RNA-Moleküle regulieren eine Vielzahl lebenswichtiger Prozesse der Zellen.

Vor wenigen Jahren entdeckte Ingrid Grummt mit ihrem Team, dass einige nicht-kodierende RNAs bestimmte Proteine gezielt zu ihren Bestimmungsorten im Erbgut lotsen, darunter vor allem solche Eiweiße, die das Chromatin chemisch modifizieren. Solche Modifikationen, die Wissenschaftler als „epigentische Regulation“ bezeichnen, wirken sich darauf aus, welche Bereiche des Erbguts abgelesen werden. Mit ihrer künftigen Arbeit will Ingrid Grummt genau aufklären, auf welche Weise nicht-kodierende RNA-Moleküle an diesen Regulationsvorgängen beteiligt sind. „Die Kontrolle der Genaktivität durch nicht-kodierende RNAs könnte sich als wichtige Schaltstelle herausstellen, über die wir gezielt in zelluläre Prozesse eingreifen können. Damit kann unsere Forschung ein erster Schritt zur Entwicklung neuartiger Medikamente sein“, erklärt Grummt ihr innovatives Forschungsgebiet. Die Zellbiologin wurde mit einer Reihe hochkarätiger wissenschaftlicher Preise ausgezeichnet, darunter 1990 der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis oder 2010 der „Women in Science Award“.

„Wir freuen uns, dass Ingrid Grummt als eine unserer international renommiertesten Wissenschaftlerinnen ihre Forschung bei uns fortsetzen kann", sagt Professor Dr. Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums. „Die Helmholtz-Professuren für Seniorforscher sind ein Schritt in die richtige Richtung. Die deutsche Forschung kann es sich nicht leisten, auf kreative Köpfe zu verzichten, die voller Schaffenskraft an strategisch wichtigen Themen weiterarbeiten wollen."

Die Helmholtz-Professuren, ein Förderinstrument der Helmholtz-Gemeinschaft, ermöglichen, ausgezeichnete Wissenschaftler nach dem Erreichen des Pensionsalters zunächst für weitere drei Jahre als Leiter von Arbeitsgruppen an einem Helmholtz-Zentrum zu halten. Damit soll auch verhindert werden, dass ältere Spitzenforscher aus Deutschland abwandern. "Brain drain" betrifft nicht nur den wissenschaftlichen Nachwuchs. In den letzten Jahren haben mehrere renommierte deutsche Seniorforscher nach ihrer Pensionierung Karrierechancen im Ausland ergriffen, um die geltenden starren Altersregelungen zu umgehen.

Ein Bild zur Pressemitteilung steht im Internet zur Verfügung unter:
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2012/images/Grummt_Ingrid.jpg

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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