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Erhöhtes Krebsrisiko für Typ-2-Diabetiker

Nr. 27 | 20.05.2010 | von (Koh)

Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum veröffentlichen die weltweit größte Studie zum kombinierten Risiko für Diabetes und Krebs. Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für 24 der untersuchten Krebsarten. Am deutlichsten ist der Effekt bei Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dagegen erkranken Diabetiker signifikant seltener an Prostatakrebs.

© dkfz.de

Krebs und Diabetes – liegen diesen beiden Erkrankungen dieselben Risikofaktoren zugrunde? Oder löst die Zuckerkrankheit Vorgänge im Körper aus, die die Krebsentstehung oder das Krebswachstum begünstigen? Noch ist nicht geklärt, warum Diabetiker häufiger an Krebs erkranken als Menschen, die nicht von dieser Stoffwechselerkrankung betroffen sind.

Um präzise zu erfassen, bei welchen Krebserkrankungen die Zuckerkrankheit eine Rolle spielt, führte Kari Hemminki im Deutschen Krebsforschungszentrum gemeinsam mit Kollegen in Schweden und den USA die bislang größte Studie zu Krebsrisiken bei Typ-2-Diabetikern durch. Die Untersuchung schloss 125.126 schwedische Bürger ein, die aufgrund von Typ-2-Diabetes-bedingten Beschwerden ein Krankenhaus aufgesucht hatten. Die Epidemiologen verglichen das Auftreten von Krebserkrankungen bei diesen Patienten mit dem in der schwedischen Allgemeinbevölkerung.

Die Größe der Studie erlaubte erstmals, auch Zusammenhänge zwischen Zuckerkrankheit und selteneren Krebsarten zu quantifizieren. Die Forscher entdeckten, dass Typ-2-Diabetiker ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für 24 der untersuchten Krebsarten haben. Die deutlichste Risikosteigerung wurde für Bauchspeicheldrüsenkrebs und Leberzellkrebs beobachtet: Typ-2-Diabetiker erkranken 6-mal bzw. 4,25-mal häufiger daran als die Allgemeinbevölkerung. Ein mehr als doppelt so hohes Erkrankungsrisiko beobachteten die Epidemiologen auch für Krebs der Nieren, Schilddrüse, Speiseröhre, des Dünndarms und des Nervensystems.

Die Studie bestätigte außerdem die Beobachtung, dass Typ-2-Diabetiker signifikant seltener an Prostatakrebs erkranken. Dies zeigte sich besonders deutlich bei Zuckerkranken, in deren Familie die Stoffwechselerkrankung bereits aufgetreten war. Je mehr zuckerkranke Angehörige, desto geringer das persönliche Prostatakrebsrisiko. „Über die Gründe dafür können wir bislang nur spekulieren“, sagt der Epidemiologe Hemminki. „Möglicherweise ist ein niedrigerer Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen bei Diabetikern mit verantwortlich.“

Könnte es sein, dass die Krebsraten der untersuchten Typ-2-Diabetiker nur deswegen erhöht zu sein scheinen, weil ihre Tumoren im Rahmen einer Routinediagnostik im Krankenhaus zufällig früher entdeckt wurden? Um dies auszuschließen, analysierten die Forscher zusätzlich, wie viele Krebsfälle bei den Studienteilnehmern ein bzw. fünf Jahre nach den Krankenhausaufenthalten aufgetreten waren. Dabei zeigte sich zwar eine etwas geringere Risikosteigerung, aber der Trend blieb gleich.

In den industrialisierten Ländern erkranken zwischen zwei und zwanzig Prozent aller Einwohner an Typ-2-Diabetes. Die Stoffwechselkrankheit gehört damit zu den größten Herausforderungen an das öffentliche Gesundheitswesen. Kennzeichen des Typ-2-Diabetes, früher fälschlicherweise oft als „Alterszucker“ bezeichnet, ist eine Insulinresistenz des Gewebes. Das bedeutet, dass die Zellen auf das Insulinsignal hin keinen Zucker aus dem Blut aufnehmen.

Die Wissenschaftler werteten für diese Untersuchung Daten aus, die von 1964 bis 2007 in Schweden bei jeder Krankenhausentlassung an ein Register gemeldet wurden. Diese Daten wurden mit dem schwedischen nationalen Familien-Krebsregister kombiniert, das seit 1958 alle Krebsfälle des Landes erfasst. Da das Krebsregister mit einem Mehrgenerationenregister verknüpft ist, können auch Krebsfälle unter den Eltern und Geschwistern der Patienten verfolgt werden.

Ein Bild zur Pressemitteilung steht im Internet zur Verfügung unter:
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2010/images/Zucker.jpg

Bildquelle: Nicole Schuster, Deutsches Krebsforschungszentrum

KARI HEMMINKI, XINJUN LI, JAN SUNDQUIST und KRISTINA SUNDQUIST: Risk of Cancer Following Hospitalization for Type 2 Diabetes. The Oncologist 2010, DOI: 10.1634/theoncologist.2009-0300

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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