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Erstmals bevölkerungsweit belegt: Darmspiegelung schützt vor Krebs – möglicherweise auch kleine Darmspiegelung von großem Nutzen

Nr. 1 | 04.01.2010 | von (Koh)

Bei Personen, die sich innerhalb der letzten zehn Jahre einer Darmspiegelung unterzogen haben, finden sich viel seltener fortgeschrittene Vorstufen von Darmkrebs. Insbesondere im linken Bereich des Darms ist das Risiko für Darmkrebs und seine Vorstufen drastisch vermindert, wie Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum ermittelten. Die Ergebnisse unterstreichen das große Potenzial der Darmspiegelung für die Verhütung von Darmkrebs.

Gewebeschnitt eines Dickdarmkarzinoms
© dkfz.de

Was bringt die Teilnahme an einer Darmspiegelung? Lässt sich die Anzahl der gefährlichen fortgeschrittenen Krebsvorstufen reduzieren? Gilt dies gleichermaßen für alle anatomischen Bereiche des Dickdarms? Daten dazu lagen bisher allein aus klinischen Studien vor. Wissenschaftler um Professor Hermann Brenner aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum untersuchten diese Fragen nun erstmals an einem breiten Bevölkerungsquerschnitt. In die Studie waren rund 3300 Saarländer eingeschlossen, die an einer Darmspiegelung (Koloskopie) im Rahmen des gesetzlichen Programms zur Krebsfrüherkennung ("Screening") teilgenommen hatten. Alle Teilnehmer wurden befragt, ob sie sich innerhalb der letzten zehn Jahre vor der Screening-Koloskopie bereits einer Darmspiegelung unterzogen hatten.

Die Forscher fanden bei Personen, die bereits eine vorangegangene Koloskopie hinter sich hatten, deutlich seltener fortgeschrittene Krebsvorstufen als bei Studienteilnehmern, die sich erstmalig einer Darmspiegelung unterzogen (6,1 % gegenüber 11,4 %). Um zu überprüfen, ob das verringerte Auftreten von Krebsvorstufen gleichermaßen für alle Darmabschnitte gilt, werteten die Forscher die Daten für einzelne anatomische Bereiche des Dickdarms getrennt aus. Dabei zeigte sich eine stark ausgeprägte Risikoreduktion im so genannten linken ("absteigenden") Teil des Darms, der direkt in den Enddarm übergeht und in dem Krebs am häufigsten auftritt. Hier entdeckte man bei Teilnehmern mit vorangegangener Koloskopie zwei Drittel weniger fortgeschrittene Krebsvorstufen als bei den Teilnehmern ohne vorangegangene Darmspiegelung.

Die Ergebnisse unterstreichen somit das große Potenzial der Darmspiegelung für die Verhütung von Darmkrebs. Angesichts der besonders starken Risikoreduktion im linken Teil des Darms könnte neben der Koloskopie, der Spiegelung des gesamten Dickdarms, auch der "kleinen" Darmspiegelung, der so genannten Sigmoidoskopie, für die Krebsprävention eine große Bedeutung zukommen. Diese Untersuchung ist für die Teilnehmer mit wesentlich weniger Unannehmlichkeiten verbunden, da die aufwändige Reinigung des Darms am Vortag entfällt. Entsprechend leichter könnte es den Menschen fallen, sich zu einer Teilnahme zu entschließen. "Wir sollten daher auch in Deutschland in Erwägung ziehen, das gesetzliche Früherkennungsprogramm um die Sigmoidoskopie zu ergänzen", schlägt Hermann Brenner vor. "Ein solches Angebot würde wahrscheinlich auch von vielen Menschen angenommen, die eine Koloskopie nicht durchführen lassen wollen. So ließen sich noch deutlich mehr Krebsfälle vermeiden – das ist doch schließlich unser Ziel!"

Ein Bild steht zur Pressemitteilung steht im Internet zur Verfügung unter:
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2010/images/Darmkrebs.tif

Legende: Gewebeschnitt eines Dickdarmkarzinoms. Die Zellkontaktstellen (Desmosomen) sind rot markiert.

Fotograf: Dr. Lutz Langbein, Deutsches Krebsforschungszentrum

Hermann Brenner, Michael Hoffmeister, Volker Arndt, Christa Stegmaier, Lutz Altenhofen und Ulrike Haug: Protection from Right- and Left-Sided Colorectal Neoplasms after Colonoscopy: Population-Based Study. Journal of the National Cancer Institute 2009, DOI: 10.1093/jnci/djp436

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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