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Verbot krebs- und suchterzeugender Zusatzstoffe in Zigaretten gefordert – Verbraucherschutz zwingend notwendig

Nr. 15 | 17.03.2005 | von (MPL)

Das Deutsche Krebsforschungszentrum fordert in zwei neuen Veröffentlichungen über Zusatzstoffe in Tabakerzeugnissen ein Verbot aller derjenigen Zusatzstoffe, die nachgewiesenermaßen krebserzeugend sind oder im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen, sowie aller Zusatzstoffe, die durch den Verbrennungsvorgang im Zigarettenrauch krebserzeugende Substanzen entstehen lassen. Ebenso wird ein Verbot aller Substanzen, die zur Suchtentwicklung beitragen oder die Inhalation von Zigarettenrauch erleichtern, gefordert. Bei kritischer Prüfung der erlaubten Zusatzstoffe ist festzustellen, dass sie den Herstellern riesige chemische Freiräume lassen. Erlaubt sind undefinierte Aromengemische, Früchte, Säfte, Öle, Pflanzenextrakte, Harze, Mehle, Schleime, Metalloxidstäube und viele andere.

Ferner verstärkt die Tabakindustrie mit Hilfe von Zusatzstoffen das Abhängigkeitspotential von Zigaretten, was in der ersten größeren deutschen Veröffentlichung des Deutschen Krebsforschungszentrums auf der Basis ehemals interner, vertraulicher Tabakindustriedokumente deutlich wird. Danach wird das Abhängigkeitspotential von Zigaretten maßgeblich über die Säure-Basen-Chemie des Zigarettenrauches reguliert. Die Formel der Zigarettensucht lautet: Man verabreiche Nikotin und manipuliere den pH-Wert zu basischen Werten, füge bestimmte Zusatzstoffe und eine Vielzahl von Aromastoffen hinzu, dann ist es selbst Kindern möglich, tiefe Lungenzüge vorzunehmen – mit der Folge des ungehinderten Eindringens aller Schadstoffe des Zigarettenrauches in die tieferen Atemwege.

Hunderte von Zusatzstoffe werden eingesetzt, um Rauchern die Nikotinaufnahme zu erleichtern. Menthol ist einer der bedeutendsten Zusatzstoffe, welcher nicht nur ausgewiesenen Mentholzigaretten, sondern fast allen Zigaretten hinzugefügt wird. Bei der Inhalation von Menthol wird ein verstärkter sensorischer Reiz ausgeübt, der u. a. zu einer Verminderung des Schmerz- und Reizempfindens führt. Dies ermöglicht vor allem Einsteigern, und dies sind Kinder, ein tieferes Inhalieren des ansonsten schmerzhaften Zigarettenrauches. Um den strengen Tabakgeschmack zu überdecken, setzen die Hersteller außerdem in großem Umfang Zucker ein, der zusammen mit Ammoniak karamellisiert wird und dadurch einen weichen Geschmack erzeugt. Alle diese chemischen Veränderungen führen zur Inhalation größerer Rauchmengen und damit höherer Nikotinmengen, aber auch zu einer erhöhten Gesundheitsgefährdung durch die verstärkte Aufnahme krebserregender und das Blutbild verändernder Substanzen. So entsteht bei der Verbrennung von Zucker in der Zigarette eine erhebliche Menge krebserzeugender Aldehyde.

Ein bereits gefährliches Produkt wird durch diese Manipulationen noch gefährlicher gemacht, was insbesondere im Hinblick auf den Kinder- und Jugendmarkt nicht länger hinnehmbar sein kann. Denn noch nie zuvor hat eine Kindergeneration derart gefährliche Produkte konsumiert – mit dramatischen Folgen für die individuelle Gesundheit und exorbitanten Folgekosten für das Gesundheitswesen und für unsere Gesellschaft.



Folgende Publikationen des Deutschen Krebsforschungszentrums sind abrufbar unter www.tabakkontrolle.de:
* Erhöhte Gesundheitsgefährdung durch Zusatzstoffe in Tabakerzeugnissen – Konsequenzen für die Produktregulation

* Die Tabakindustriedokumente I: Chemische Veränderungen an Zigaretten und Tabakabhängigkeit

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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