Primäre Krebsprävention
- Krebsrisikofaktoren und Prävention
Prof. Dr. Ute Mons
Unsere Aufgabe ist es, neue Strategien zur Verringerung von Krebsrisikofaktoren in der Bevölkerung zu entwickeln, deren Umsetzung zu optimieren und ihre Wirksamkeit zu bewerten.
Unsere Forschung
Unser interdisziplinäres Team widmet sich insbesondere der Entwicklung und Bewertung innovativer Strategien zur Verringerung von Krebsrisikofaktoren in der Bevölkerung. Mit unserer Forschung sind wir in das Nationale Krebspräventionszentrum eingebettet. Wir konzentrieren uns bei unserer Arbeit auf drei zentrale Ansätze:
Populationsbasierte Ansätze: Hierbei untersuchen wir, wie bevölkerungsweite Interventionen, etwa politische Maßnahmen oder Gesundheitskampagnen, das Verhalten von Individuen beeinflussen und sich auf die öffentliche Gesundheit auswirken. Mithilfe von Simulationsmodellen evaluieren wir deren Präventionspotenzial bezogen auf Krebsrisikofaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum.
Gezielte Ansätze: Wir entwickeln und testen innovative Konzepte, die auf bestimmte Zielgruppen oder Lebenswelten zugeschnitten sind. Dabei arbeiten wir auch daran, Präventionsangebote besser in das Gesundheitssystem zu integrieren, etwa durch niedrigschwellige Verhaltensunterstützung.
Personalisierte Ansätze: Unsere Forschung zielt darauf ab, individuelle Risikoprofile präzise zu erfassen und darauf abgestimmte risiko-adaptierte oder personalisierte Präventionsangebote zu entwickeln. In Kooperation mit der Präventionsambulanz des Nationalen Krebspräventionszentrums können solche Angebote eingesetzt werden, um das individuelle Krebsrisiko zu senken.
Mit einem starken Fokus auf die tatsächliche Umsetzung und Implementierung von Maßnahmen wollen wir wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die Praxis bringen. Unser Ziel ist es, effektive, evidenzbasierte Präventionsstrategien zu etablieren, die nachhaltig Krebserkrankungen verhindern und die Gesundheit der Bevölkerung fördern. Unsere Forschung verbindet wissenschaftliche Exzellenz mit praktischer und politischer Relevanz, um Forschungsdaten und Evidenz zu generieren, die als Grundlage für politische Entscheidungsprozesse dienen können.
Unsere Studien
Das PEARL-Projekt ist ein großes Verbundprojekt, das gezielt die Risikofaktoren von Darmkrebs in der Altersgruppe unter 50 Jahren untersucht und die Erkenntnisse dazu nutzt, neue und effektive Strategien zu entwickeln, um Darmkrebs bei jungen Menschen zukünftig besser zu vermeiden. Mitglieder der Abteilung Primärprävention arbeiten insbesondere an zwei Subprojekten mit: der Integration von Ergebnissen aus multidisziplinären epidemiologischen Studien für die Entwicklung neuer Strategien der Primär- und Sekundärprävention von Darmkrebs bei jungen Erwachsenen, sowie der bevölkerungsbezogenen Erhebung und Nutzung von Daten und Biobanken von Darmkrebspatienten unter 50 Jahren.
Mehr als 60 Krankheiten (Komorbiditäten) werden mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs in Verbindung gebracht. Dieses Projekt, durchgeführt innerhalb der Gruppe Risikoadaptierte Prävention, nutzt die Schwedische Familienkrebsdatenbank, eine der weltweit größten und umfassendsten ihrer Art. Ziel ist es, die Assoziation jeder dieser Krankheiten mit dem Risiko für Darmkrebs zu validieren.
Angesichts des besorgniserregenden Anstiegs der Inzidenz von Darmkrebs bei jungen Menschen (Diagnose vor dem 50. Lebensjahr), ist ein Hauptziel dieses Projekts die Identifizierung neuer Risikofaktoren speziell für diese aggressive Krebsform. Letztendlich wird diese Forschung die Entwicklung risikoadaptierter (personalisierter) Screeningstrategien für Darmkrebs unterstützen, einschließlich des optimalen Startalters und des optimalen Screeningintervalls für Personen mit erhöhtem Risiko aufgrund von bestehenden Erkrankungen.
Bisher wurde Diabetes mellitus als neuer Risikofaktor für Darmkrebs im Frühstadium eingeführt, und es wurde ein risikoangepasstes Anfangsalter für die Darmkrebsvorsorge bei Patienten mit Diabetes festgelegt, das etwa 5 Jahre früher als in der Allgemeinbevölkerung liegen sollte.
Die GEKKO Studie ist eine großangelegte wissenschaftliche Studie, die am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Zusammenarbeit mit gastroenterologischen Kooperationspartnern in Heidelberg und Umgebung und assoziierten Kliniken, wie Chirurgie, Brustzentrum und Thoraxklinik durchgeführt wird. Ziel der Studie ist die Entdeckung und Bewertung neuer Früherkennungstests, mit denen Krebs und seine Vorstufen früher erkannt werden können, denn bei früher Erkennung sind die Heilungschancen der meisten Krebsarten sehr viel besser.
Die LEO Studie ist eine großangelegte, wissenschaftliche Studie, die gemeinsam mit dem Interdisziplinären Endoskopie Zentrum Heidelberg (IEZ) der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg, durchgeführt wird. Hauptziel der Studie ist die Entdeckung und Bewertung neuer Früherkennungstests, mit denen Darmkrebs und dessen Vorstufen früher erkannt werden können, besonders bei jungen Erwachsenen der Altersgruppe 30-49.
Die Rekrutierungsphase wurde im April 2024 abgeschlossen.
Unser Team
Unser multidisziplinäres Team etabliert bevölkerungsbezogene Präventionsstudien mit dem Ziel, evidenzbasiert und durch innovative Forschungsansätze Krebs und seine Vorstufen früher zu erkennen und durch gezielte personalisierte Angebote an die Bevölkerung zu verhindern.
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Prof. Dr. Ute Mons
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Angelika Bergmann
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Konrad Bode
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Birgit Ruth Brandstetter
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Dr. Ulrike Bussas
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Dr. Zehui Chen
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Markus Eckstein
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Dr. Mahdi Fallah
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Yuqing Hu
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Susanne Jakob
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Jasmina Kevric
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Ursula Klos
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Ronja Lang
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Jiaye Liu
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Zauraiz Bin Azwer Lone
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Michael Schäck
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Louisa Schön
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Dr. Petra Schrotz-King
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Ava Ryan Turzanski Fortner
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Janine Wieser
Arbeitsgruppen
Prof. Dr. Ute Mons leitet die Gruppe Primärprävention in der Abteilung Primäre Krebsprävention. Zuvor war sie Professorin für kardiovaskuläre Epidemiologie des Alterns an der Universität zu Köln. Davor hatte sie mehrere Positionen im DKFZ, in der Stabsstelle Krebsprävention sowie in der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung. Ute Mons ist Soziologin, Epidemiologin und Public-Health-Wissenschaftlerin.
Die AG Primärprävention befasst sich mit der Untersuchung von potenziell modifizierbaren Krebsrisikofaktoren sowie mit der Entwicklung und Bewertung von Strategien und Maßnahmen zur Senkung der Häufigkeit dieser Krebsrisikofaktoren in der Bevölkerung. Hierfür wird z.B. untersucht, welche Faktoren auf individueller Ebene verhaltensbasierte Krebsrisikofaktoren beeinflussen, und welche Auswirkungen dies auf Bevölkerungsebene hat. Dabei werden auch Simulationsmodelle genutzt, um das langfristige Potenzial von Präventionsmaßnahmen abschätzen zu können.
Darüber hinaus entwickelt und evaluiert die AG Primärprävention Ansätze zur Krebsprävention, die gezielt auf die Reduktion von Krebsrisikofaktoren in bestimmten Zielgruppen oder Lebenswelten zugeschnitten sind, oder personalisiert auf individuelle Risikoprofile abgestimmt sind.
Dr. Petra Schrotz-King leitet die Arbeitsgruppe Präventionsstudien in der Abteilung Primäre Krebsprävention und beschäftigt sich mit Krebsrisikofaktoren, Früherkennung von Krebs und der Translation von Forschungsergebnissen in die Bevölkerung. Zuvor arbeitete sie an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, als wissenschaftliche Leitung (CSO) in der Firma ACE Biosciences in Dänemark und als Assistenzprofessorin an der Universität von Süddänemark, Odense.
Das multidisziplinäre Team etabliert bevölkerungsbezogene Präventionsstudien. Diese haben das Ziel, evidenzbasiert, z.B. mit Daten zu Krebsrisikofaktoren und mit Biomarker-Analysen z.B. aus Blut-, oder Stuhlproben durch innovative Forschungsansätze im Labor oder durch die Berechnung von Risikoprofilen, Krebs und seine Vorstufen früher zu erkennen und durch gezielte personalisierte Angebote an die Bevölkerung zu verhindern.
Ein Beispiel hierfür ist die Entdeckung und Bewertung neuer Früherkennungstests und deren Implementierung im Gesundheitssystem. Zusätzlich schafft die Integration der Proben und Daten eine Plattform für nationale und internationale Kooperationen unterschiedlichster Forschungsschwerpunkte und somit die Voraussetzung einer effektiven Nutzung der Studien- Ressourcen und der Vernetzung der Präventionsforschung sowie der Translation der Forschungsergebnisse in Form personalisierter Präventionsangebote in die Bevölkerung.
Die Studien werden ermöglicht durch die engagierten Studienteilnehmenden (jede einzelne Studienteilnahme ist wichtig) sowie durch engagierte Praxen und Kliniken.
Dr. Mahdi Fallah, MD, PhD, leitet die Arbeitsgruppe Risikoadaptierte Prävention (RAD) innerhalb der Abteilung für Primäre Krebsprävention. Er hat eine Gastprofessur am Department für Klinische Wissenschaften der Universität Lund in Malmö, Schweden. Zuvor war er Professor für Medizin (Epidemiologie) an der Universität Bergen in Norwegen und Adjunct Professor am Institut für Hausarztmedizin (BIHAM) der Universität Bern in der Schweiz. Seine Forschung widmet sich der risikoadaptierten Krebsprävention.
Die AG Risikoadaptierte Prävention konzentriert sich auf die Identifikation von Personen mit erhöhtem Risiko für häufige Krebsarten wie Prostata-, Brust- und Darmkrebs, um deren Screeningstrategien zu optimieren. Hauptziel ist die Entwicklung und Validierung robuster risikoadaptierter Modelle zur Bestimmung des optimalen Startalters und des optimalen Screeningintervalls für die Krebsvorsorge. Diese Modelle berücksichtigen eine umfassende Reihe individueller Risikofaktoren, einschließlich Familienkrebsanamnese, persönliche Krankengeschichte, Medikamenteneinnahme, Ethnizität, sozioökonomischen Status und andere relevante Faktoren. Die Ungleichheiten in der Krebsinzidenz und -sterblichkeit zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen werden berücksichtigt, indem Faktoren einbezogen werden, die bestimmte Bevölkerungsgruppen überproportional beeinflussen können. Durch die Anpassung der Screeningempfehlungen an spezifische Patientengruppen soll die Krebsprävention und Früherkennung auf risikoadaptierte (personalisierte), gerechte und kosteneffektive Weise optimiert werden.
Ausgewählte Publikationen
Brinker, T.; Krieghoff-Henning, E. I.; Suhre, J. L.; Silchmüller, M. P.; Divizieva, E.; Wilhelm, J.; Hillebrand, G.; Haney, A. C.; Srivastava, A.; Haney, C. M.; Seeger, W.; Penka, D.; Gall, H.; Gaim, B.; Glisic, L.; Stark, T.; Swoboda, S. M.; Baumermann, S.; Brieske, C. M.; Jakob, L.; Fahrner, H. M.; Anhuef, O.; Schmidt, S. M.; Alfitian, J.; Taha, L.; Beißwenger, H.; Groneberg, D. A.; Thomas, R. E.; Fröhling, S.; von Kalle, C.; Baudson, T. G.; Buslaff, F.; Mons, U.
Liang, Q.; Mukama, T.; Sundquist, K.; Sundquist, J.; Brenner, H.; Kharazmi, E.; Fallah, M.
Raut, J.; Schöttker, B.; Holleczek, B.; Guo, F.; Bhardwaj, M.; Miah, K.; Schrotz-King, P.; Brenner, H.